Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
zytostatische Mittel
zytostatische Mittel(Zytostatika, Cytostatika), Substanzen, die wegen ihrer hemmenden Wirkung auf das Wachstum und die Vermehrung bes. von rasch wachsenden Zellen zur Chemotherapie von Tumoren verwendet werden. Die zytostat. Therapie geht dabei von der Vorstellung aus, dass sich Tumorzellen von normalen Zellen durch eine der Wachstumsregulation entzogene, erhöhte Zellteilungsrate unterscheiden. Die Chemotherapie mit z. M. steht in dieser Hinsicht allerdings vor dem grundsätzl. Problem, dass die Unterschiede zw. normalen Zellen und Tumorzellen nur in Ausnahmefällen so groß sind, dass eine selektive Hemmung der Tumorzellen ohne gravierende Nebenwirkungen auf die normalen Zellen möglich ist. Nach dem Wirkungsmechanismus werden mehrere Gruppen von z. M. unterschieden: Die alkylierenden Substanzen (z. B. Cisplatin, Nitrosoharnstoffverbindungen, Thiotepa) verzögern die Zellteilung. Sie hemmen v. a. das Wachstum krebsartiger Wucherungen des Blut bildenden Systems und werden deshalb zur Behandlung chron. Leukämien, der Lymphogranulomatose und des Lymphosarkoms eingesetzt. Mögl. Nebenwirkungen der alkylierenden Substanzen sind Appetitlosigkeit, Übelkeit, Durchfall und Haarausfall. Die Antimetaboliten sind in ihrem chem. Aufbau einigen für die Zellteilung und -vermehrung unentbehrl. Stoffen »zum Verwechseln« ähnlich. Daher sind sie imstande, normale Zellwuchsstoffe von ihrem Wirkungsort zu verdrängen und so z. B. den Aufbau der für die Zellteilung unentbehrl. Nucleinsäuren zu hemmen. Zur Wirkstoffgruppe der Antimetaboliten gehören die Folsäureantagonisten (z. B. Aminopterin, verdrängt die Folsäure von ihrem Wirkungsort) und die Purinantagonisten (z. B. Mercaptopurin). Die Antimetaboliten wirken auch am besten gegen krebsartige Wucherungen der Blut bildenden Organe. Sie werden bes. bei akut verlaufenden Leukämien im Kindesalter eingesetzt. Da die Antimetaboliten ebenfalls unspezifisch nicht nur die krankhaft übermäßige Neubildung weißer Blutkörperchen, sondern auch den Aufbau gesunder Zellen hemmen, erzeugen sie starke Nebenwirkungen, z. B. Knochenmarkschäden sowie Geschwüre der Mund-, Magen- und Darmschleimhaut. - Neben den genannten z. M. gibt es eine Reihe pflanzl. Wirkstoffe, die Mitosehemmstoffe (z. B. Colchicin, Vinblastin, Vincristin), die, ebenfalls durch Hemmung der Zellteilung, das Wachstum von Tumoren einschränken können.
Literatur:
S. Donislawski Zytostatika-Handbuch, Beiträge v. u. a. Hamburg 1991.
Sauer, H.: Zytostatika, Hormone, Zytokine. Indikation, Dosierung, Wirkung. Stuttgart u. a. 1995.
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