Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
zentrale Orte
zentrale Orte,Siedlungen unterschiedl. Bedeutung und Größe, die aufgrund ihrer Ausstattung mit privaten und öffentl. Dienstleistungen für sich und ihr Umland Versorgungsfunktionen übernehmen. Z. O. und Umland bilden eine funktionale Einheit. Je umfangreicher ihr Angebot an Einrichtungen (Kaufhäuser, Spezialgeschäfte, Behörden, Banken, Versicherungen, Fachärzte, Kliniken, Bildungseinrichtungen) und je größer ihr Überschuss an Diensten und Leistungen für das Umland ist, desto höher ist der Grad der Zentralität.
Die Konzeption der z. O. wurde erstmals von dem Geographen W. Christaller (1933) entwickelt, wonach Zentralität als der Bedeutungsüberschuss definiert wurde, den ein Ort über andere Siedlungen in Bezug auf die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen hat.
Raumordnung und Landesplanung gehen i. d. R. von einem vierstufigen Ordnungssystem z. O. aus, mit Kleinzentren (ländl. Kernsiedlungen für die Grundversorgung mit Hauptschule, Apotheke, Arzt, bäuerl. Genossenschaft), Unterzentren (Standorte mit Versorgungseinrichtungen für Güter des längerfristigen Bedarfs; Realschule), Mittelzentren (Städte mit vielseitigen Einkaufsmöglichkeiten zur Deckung des gehobenen Bedarfs; Verwaltungen der Landkreisebene, Gymnasien, Fach- und Berufsschulen, Krankenhäuser, größere Sportanlagen) und Oberzentren auf der höchsten Zentralitätsstufe (höherer und spezialisierter Bedarf, überregionale Verwaltungs- und Wirtschaftsfunktionen, Universitäten und Fachhochschulen, Spezialkrankenhäuser und Großkliniken, Theater, Museen, Banken). Die höherrangigen z. O. nehmen auch die Funktionen der nachrangigen z. O. ein. Die Nomenklatur ist in den Ländern nicht einheitlich, und der Wunsch nach perfektionist. Zuordnung hat weitere Zwischenstufen geschaffen (z. B. mögliches Oberzentrum oder Mittelzentrum mit Teilfunktionen eines Oberzentrums).
Der Ausbau z. O. in den ländl. Räumen hat insbesondere in den 1950er- und 1960er-Jahren unter dem Raumordnungsziel der Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in allen Teilräumen einer »passiven« Sanierung und damit einer großflächigen Verödung dieser Räume entgegengewirkt. Darüber hinaus sind von den z. O. bislang jedoch kaum lenkende Einflüsse auf die Siedlungsstrukturentwicklung ausgegangen, so haben sie das Ausufern der Agglomerationen, den Aufbau von Verbrauchermärkten auf der »grünen Wiese« nicht bremsen können. Inzwischen entwickeln sich als Konkurrenz zu den Z.-O.-Konzepten Städtenetzkonzepte, die als »kooperative Gesamtstandorte« komparative Vorteile bieten.
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