Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Zürn
I Zụ̈rn,oberschwäb. Stein- und Holzbildhauerfamilie, tätig seit Ende des 16. Jh. Bed. Vertreter:
1) Jörg, * Waldsee (heute Bad Waldsee) um 1583, ✝ Überlingen zw. 1635 und 1638, Bruder von 2), Onkel von 3); schnitzte 1613-16 (unter Mitarbeit seines Vaters Hans Z. d. Ä. sowie von Martin und Michael Z. d. Ä.) für das Münster in Überlingen den Hochaltar, ein aus spätgot. Überlieferung erwachsenes, Formen des niederländ. Manierismus verarbeitendes Werk. Es gehört zu den Hauptleistungen des dt. Frühbarock.
2) Martin, * Waldsee (heute Bad Waldsee) zw. 1585 und 1595, ✝ Braunau am Inn nach 1658, Bruder von 1), Onkel von 3); arbeitete seit 1624 meist gemeinsam mit seinem Bruder (Michael Z. d. Ä.* zw. 1585 und 1595, ✝ nach 1651) im bayerisch-österr. Innviertel, sie entwickelten in ihren Werken aus dem späten Manierismus eine barocke Formensprache.
3) Michael d. J., getauft Wasserburg a. Inn 18. 2. 1654, ✝ Passau 1698, Neffe von 1) und 2); 1675-81 in Olmütz, seit 1681 in Gmunden am Traunsee; sein Hauptwerk sind 16 überlebensgroße Engelsgestalten aus Marmor (1682/84 und 1685/86, Kremsmünster, Stiftskirche), die zu den besten Werken der österr. Plastik am Ende des 17. Jh. gehören.
II Zụ̈rn,
Unica, Schriftstellerin, * Berlin 6. 7. 1916, ✝ (Selbstmord) Paris 19. 10. 1970; arbeitete u. a. als Rundfunkjournalistin, lebte seit den 50er-Jahren zus. mit dem Maler H. Bellmer in Paris, seit 1960 zunehmende psych. Erkrankung. Z. gab ihrer seel. Angst in Anagrammen Ausdruck (»Hexentexte«, 1954), die die surrealist. Traumsprache aufnehmen. Auch ihre Zeichnungen stehen dem Surrealismus nahe. Der Roman »Der Mann im Jasmin« (postum 1971 in frz. Sprache, dt. 1977) dokumentiert ihre Krankheit.
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