Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Zähne
Zähne(Dentes), in der Mundhöhle der meisten Wirbeltiere und des Menschen vorhandene harte Gebilde, die in ihrer Gesamtheit das Gebiss bilden. Sie dienen dem Ergreifen, Anschneiden, Zerreißen und Zermahlen der Nahrung. Das Gebiss kann spezialisiert sein auf das Ergreifen der Beute (Greifgebiss; z. B. bei Robben), das Abrupfen der Nahrung (Rupfgebiss; z. B. bei Kühen), Nagen (Nagegebiss; z. B. bei Nagetieren), Quetschen (Quetschgebiss; z. B. bei Flusspferden), Knochenbrechen, Schneiden und Reißen (Scherengebiss, Brechscherengebiss; bei Raubtieren), Zerkauen der Nahrung (Kaugebiss; z. B. beim Menschen). Auch versch. wirbellose Tiere und viele Knochenfische haben zahnartige Hartgebilde im Schlund (Schlund-Z.).
Äußerlich gliedern sich die Z. in die aus dem Zahnfleisch ragende Zahnkrone (Krone), den im Zahnfleisch sitzenden Zahnhals und die im Zahnfach (Alveole) des Kieferknochens verankerte Zahnwurzel. An der Wurzelspitze liegt die Öffnung zum Wurzelkanal, in dem Gefäße und Nerven zur Zahnhöhle verlaufen, um dort zus. mit lockerem Bindegewebe und Zahnbeinzellen die Zahnpulpa (Pulpa, Zahnmark; umgangssprachlich »Zahnnerv«) zu bilden. Der Kern des Zahns besteht aus lebendem, knochenähnl. Zahnbein (Dentin). Die Wurzel ist außen von einer dünnen Schicht geflechtartiger Knochensubstanz, dem Zahnzement, umgeben, von dem aus Kollagenfasern der bindegewebigen, gefäß- und nervenreichen Wurzelhaut zum Zahnfach des Kiefers ziehen und den Zahnhalteapparat bilden. Die Krone ist vom Zahnschmelz (Adamantin, Zahnemail), der härtesten Substanz des Körpers überhaupt, dünn überzogen.
Die Z. des Menschen bilden in Ober- und Unterkiefer je einen Zahnbogen. In jeder Hälfte liegen vorn zwei Schneide-Z., ein Eckzahn, zwei Vorbacken-Z. und drei Backen-Z., insgesamt also 32 Z. im bleibenden Gebiss. Dem Milchgebiss fehlen die Backen-Z., sodass es nur aus 20 Z. besteht. Die Schneide-Z. (Inzisivi) besitzen eine scharfe Schneidkante zum Abbeißen der Nahrung und haben nur eine Wurzel. Die Eck-Z. (Canini) sind durch eine sehr lange Wurzel im Kiefer verankert und meist vorn zugespitzt. Die Vorbacken-Z. (Vormahl-Z., Prämolaren) zerkleinern die Nahrung mit ihrer beim Menschen zweihöckerigen Krone. Die unteren sind mit einer, die oberen mit zwei Wurzeln im Kiefer befestigt. Die Backen-Z. (Mahl-Z., Molaren) zermahlen mit ihrer beim Menschen vierhöckerigen Krone die Nahrung. Die oberen Mahl-Z. haben drei, die unteren zwei Wurzeln. Spitzhöckerige Vorbacken- oder Backen-Z., die bei Raubtieren dem Zerteilen der Beute dienen, nennt man Reißzähne. Die hintersten (dritten) Backen-Z. (Weisheits-Z.) des Menschen werden erst im 4. oder 5. Lebensjahr angelegt. Ihr Durchbruch (der auch ausbleiben kann) erfolgt nach dem 16. Lebensjahr.
Die meisten Säugetiere bekommen zweimal Z. (Dentition). Zuerst erscheint das noch unvollständige Milchgebiss. Beim Zahnwechsel werden die relativ kleinen Milch-Z. durch die bleibenden Z. ersetzt.
Literatur:
Wendler, E.: Z. Ein Wegweiser zur Mundgesundheit. Berlin u. a. 1993.
Schumacher, G.-H. u. Gente, M.: Odontographie. Anatomie der Z. u. des Gebisses. Heidelberg 51995.
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