Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Zivilisation
Zivilisationdie, die durch Wiss. und Technik veränderten materiellen und sozialen Gegebenheiten einer Gesellschaft, in Abhebung von einem ungeformten Naturzustand menschl. Zusammenlebens. In Dtl. wird gelegentlich noch zw. Z. und Kultur unterschieden, wobei Z. mehr auf das Äußere, Technische, Kultur mehr auf innere, geistige Werte bezogen ist. Die soziale Seite der Z. besteht in der Regelung der zwischenmenschl. Beziehungen mithilfe von Verträgen und Institutionen. Damit verbunden ist die Schaffung kollektiver Schutzeinrichtungen, die dem Einzelnen ein Gefühl erhöhter Sicherheit und Freiheit geben. Da sich diese Lebensform am frühesten in städt. Siedlungen entwickeln konnte und wegen des engen Zusammenlebens in diesen notwendig war, wurde sie in kulturkrit. Sicht häufig als eine Entfernung von den Bedingungen des naturverbundenen, bäuerl. Lebens angesehen. Für den Lebensstil der Z. sind Handel, Handwerk, Berufe mit höherer Vorbildung und der Bereich der Verw., die sich in den Städten konzentrieren, charakteristisch; in ihnen haben sich bes. differenzierte Formen der Arbeitsteilung und der Bürokratie entwickelt.
Im Selbstverständnis der modernen bürgerl. Gesellschaft, gekennzeichnet durch Wiss., Technik sowie bestimmte Lebens- und Umgangsformen, wird der eigene Zustand, die Z., mit dem verwirklichten Fortschritt identifiziert, der als objektiv-weltgeschichtl. Geschehen interpretiert wird. Neben diese optimist. Fortschrittsauffassung traten seit der Kulturphilosophie des 19. und 20. Jh. krit. und pessimist. Bewertungen der Z. sowie in den neueren gesellschaftskrit. Debatten alternative Vorstellungen, um Probleme der modernen Massengesellschaft zu bewältigen.
▣ Literatur:
Blomert, R.: Psyche u. Z. Münster 21991.
⃟ Pickerodt, I. u. Wolf, J.: Z. u. Identität. Der abendländ. Weg. Göttingen 1991.
⃟ Z. u. Barbarei. Die widersprüchl. Potentiale der Moderne, hg. v. F. Bajohr u. a. Hamburg 1991.
⃟ Lübbe, H.: Der Lebenssinn der Industriegesellschaft. Über die moral. Verfassung der wissenschaftlich-techn. Z. Berlin u. a. 1994.
⃟ Breuer, S.: Die Gesellschaft des Verschwindens. Von der Selbstzerstörung der techn. Z. Hamburg 1995.
⃟ Elias, N.: Über den Prozeß der Z., 2 Bde. Frankfurt am Main 201997.
Zivilisationdie, die durch Wiss. und Technik veränderten materiellen und sozialen Gegebenheiten einer Gesellschaft, in Abhebung von einem ungeformten Naturzustand menschl. Zusammenlebens. In Dtl. wird gelegentlich noch zw. Z. und Kultur unterschieden, wobei Z. mehr auf das Äußere, Technische, Kultur mehr auf innere, geistige Werte bezogen ist. Die soziale Seite der Z. besteht in der Regelung der zwischenmenschl. Beziehungen mithilfe von Verträgen und Institutionen. Damit verbunden ist die Schaffung kollektiver Schutzeinrichtungen, die dem Einzelnen ein Gefühl erhöhter Sicherheit und Freiheit geben. Da sich diese Lebensform am frühesten in städt. Siedlungen entwickeln konnte und wegen des engen Zusammenlebens in diesen notwendig war, wurde sie in kulturkrit. Sicht häufig als eine Entfernung von den Bedingungen des naturverbundenen, bäuerl. Lebens angesehen. Für den Lebensstil der Z. sind Handel, Handwerk, Berufe mit höherer Vorbildung und der Bereich der Verw., die sich in den Städten konzentrieren, charakteristisch; in ihnen haben sich bes. differenzierte Formen der Arbeitsteilung und der Bürokratie entwickelt.
Im Selbstverständnis der modernen bürgerl. Gesellschaft, gekennzeichnet durch Wiss., Technik sowie bestimmte Lebens- und Umgangsformen, wird der eigene Zustand, die Z., mit dem verwirklichten Fortschritt identifiziert, der als objektiv-weltgeschichtl. Geschehen interpretiert wird. Neben diese optimist. Fortschrittsauffassung traten seit der Kulturphilosophie des 19. und 20. Jh. krit. und pessimist. Bewertungen der Z. sowie in den neueren gesellschaftskrit. Debatten alternative Vorstellungen, um Probleme der modernen Massengesellschaft zu bewältigen.
▣ Literatur:
Blomert, R.: Psyche u. Z. Münster 21991.
⃟ Pickerodt, I. u. Wolf, J.: Z. u. Identität. Der abendländ. Weg. Göttingen 1991.
⃟ Z. u. Barbarei. Die widersprüchl. Potentiale der Moderne, hg. v. F. Bajohr u. a. Hamburg 1991.
⃟ Lübbe, H.: Der Lebenssinn der Industriegesellschaft. Über die moral. Verfassung der wissenschaftlich-techn. Z. Berlin u. a. 1994.
⃟ Breuer, S.: Die Gesellschaft des Verschwindens. Von der Selbstzerstörung der techn. Z. Hamburg 1995.
⃟ Elias, N.: Über den Prozeß der Z., 2 Bde. Frankfurt am Main 201997.