Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Zinstheorien
Zinstheori|en,unterschiedl. Erklärungsansätze für Entstehung, Wesen und Höhe des Zinses. Zu den bekanntesten Z., von denen keine allg. akzeptiert wird, zählen: 1. die Fruktifikationstheorie von A. R. J. Turgot, die davon ausgeht, dass der Boden der alleinige wertschaffende Faktor in einer Volkswirtschaft ist (Physiokratismus). Da durch Erwerb von Grund und Boden jederzeit ein Einkommen erzielt werden kann, muss auch für anderweitige Verwendung des Kapitals ein Einkommen, der Zins, erzielbar sein, da sonst alles Kapital in Grund und Boden angelegt werden würde; 2. die Residualtheorie D. Ricardos, in der der Anteil der Profite am Sozialprodukt, nicht die Profitrate als Verhältnis zw. Profiten und eingesetztem Kapital im Vordergrund steht; 3. die Abstinenztheorie von N. W. Senior, die im Zins eine Entschädigung für den Konsumverzicht der Kapitalgeber sieht; 4. die marxsche Theorie, die den Zins als dem Arbeiter vorenthaltenen Mehrwert betrachtet; 5. die Agiotheorie von E. von Böhm-Bawerk, nach der der Zins auf einer Minderschätzung zukünftiger Bedürfnisse gegenüber den höher bewerteten Gegenwartsgütern beruht; 6. die Liquiditätstheorie von J. Keynes, nach der der Zins nicht nur von der Produktivität des Kapitals und vom Sparen abhängt, sondern auch von der vorhandenen Geldmenge und dem Liquiditätsbedürfnis der Wirtschaftssubjekte; 7. die dynam. Zinstheorie von J. A. Schumpeter, wonach der Zins der Anteil der vorübergehenden Unternehmergewinne ist, der für die Kreditgewährung an die Kapitalgeber abgeführt wird; 8. die Grenzproduktivitätstheorie (J. B. Clark), nach der der Zins dem Grenzprodukt des Kapitals entspricht; 9. die Loanable-Fund-Theorie (B. G. Ohlin u. a.), nach der die Höhe des Zinses vom verfügbaren Kreditangebot und der Kreditnachfrage bestimmt wird.
▣ Literatur:
Anker, P.: Zinsstruktur u. Zinsprognose. Theoret. Beziehungen u. empir. Evidenzen für die Bundesrep. Dtl. Pfaffenweiler 1993.
⃟ Senf, B.: Der Nebel um das Geld. Zinsproblematik - Währungssysteme - Wirtschaftskrisen. Lütjenburg 1996.
Zinstheori|en,unterschiedl. Erklärungsansätze für Entstehung, Wesen und Höhe des Zinses. Zu den bekanntesten Z., von denen keine allg. akzeptiert wird, zählen: 1. die Fruktifikationstheorie von A. R. J. Turgot, die davon ausgeht, dass der Boden der alleinige wertschaffende Faktor in einer Volkswirtschaft ist (Physiokratismus). Da durch Erwerb von Grund und Boden jederzeit ein Einkommen erzielt werden kann, muss auch für anderweitige Verwendung des Kapitals ein Einkommen, der Zins, erzielbar sein, da sonst alles Kapital in Grund und Boden angelegt werden würde; 2. die Residualtheorie D. Ricardos, in der der Anteil der Profite am Sozialprodukt, nicht die Profitrate als Verhältnis zw. Profiten und eingesetztem Kapital im Vordergrund steht; 3. die Abstinenztheorie von N. W. Senior, die im Zins eine Entschädigung für den Konsumverzicht der Kapitalgeber sieht; 4. die marxsche Theorie, die den Zins als dem Arbeiter vorenthaltenen Mehrwert betrachtet; 5. die Agiotheorie von E. von Böhm-Bawerk, nach der der Zins auf einer Minderschätzung zukünftiger Bedürfnisse gegenüber den höher bewerteten Gegenwartsgütern beruht; 6. die Liquiditätstheorie von J. Keynes, nach der der Zins nicht nur von der Produktivität des Kapitals und vom Sparen abhängt, sondern auch von der vorhandenen Geldmenge und dem Liquiditätsbedürfnis der Wirtschaftssubjekte; 7. die dynam. Zinstheorie von J. A. Schumpeter, wonach der Zins der Anteil der vorübergehenden Unternehmergewinne ist, der für die Kreditgewährung an die Kapitalgeber abgeführt wird; 8. die Grenzproduktivitätstheorie (J. B. Clark), nach der der Zins dem Grenzprodukt des Kapitals entspricht; 9. die Loanable-Fund-Theorie (B. G. Ohlin u. a.), nach der die Höhe des Zinses vom verfügbaren Kreditangebot und der Kreditnachfrage bestimmt wird.
▣ Literatur:
Anker, P.: Zinsstruktur u. Zinsprognose. Theoret. Beziehungen u. empir. Evidenzen für die Bundesrep. Dtl. Pfaffenweiler 1993.
⃟ Senf, B.: Der Nebel um das Geld. Zinsproblematik - Währungssysteme - Wirtschaftskrisen. Lütjenburg 1996.