Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Zinn
I Zinndas (lat. Stannum), chem. Symbol Sn, Element aus der vierten Hauptgruppe des Periodensystems der chem. Elemente; Ordnungszahl 50, relative Atommasse 118,69, Dichte (β-Z.) 7,31 g/cm3, Schmelzpunkt 231,9 ºC, Siedepunkt 2 270 ºC. Z. bildet versch. Modifikationen: Das tetragonale weiße Z. (β-Z.) geht unterhalb 13,2 ºC langsam und reversibel in kub. graues Z. (α-Z.) über. Dabei bilden sich zunächst dunkle Flecken (»Pusteln«), die sich langsam auf dem Metall ausbreiten (Z.-Pest), danach verläuft die Umwandlung um so rascher, je tiefer abgekühlt wird. Durch Zugabe geeigneter Legierungselemente (u. a. Blei, Antimon, Wismut) lässt sich die Bildung von α-Z. stark verlangsamen. - Das gewöhnlich vorliegende β-Z. ist ein silberweißes, stark glänzendes, sehr weiches und dehnbares Metall, das sich zu dünnen Folien (Stanniol) auswalzen lässt; beim Erhitzen auf über 162 ºC wird es jedoch so spröde, dass es leicht pulverisiert werden kann (»sprödes Z.«, »Körner-Z.«). Beim Biegen eines Z.-Stabes tritt ein knirschendes Geräusch auf (Z.-Geschrei), das durch Reibung der β-Z.-Kristalle aneinander verursacht wird. - Chemisch verhält sich Z. ziemlich reaktionsträge; bei normaler Temperatur ist es gegen Wasser und Luft beständig; erst bei starkem Erhitzen verbrennt es mit Sauerstoff zu Z.-Dioxid, SnO2. Mit verdünnten Säuren und Basen reagiert Z. sehr langsam.Z. steht in der Häufigkeit der chem. Elemente an 31. Stelle. Es kommt sehr selten gediegen vor, findet sich aber in mehreren sulfid. Mineralen, z. B. im Zinnkies. Das weitaus wichtigste Z.-Erz ist der Zinnstein, der zur Z.-Gewinnung abgebaut wird. Zur Z.-Herstellung werden die Minerale aufbereitet, reduzierend verschmolzen, schließlich durch Seigern oder elektrolytisch raffiniert. Viel Z. wird auch aus Weißblechabfällen zurückgewonnen. Z. ist ein wichtiges Gebrauchsmetall, das zur Herstellung techn. und kunstgewerbl. Gegenstände verwendet wird; als techn. Werkstoff wird Z. jedoch heute immer mehr durch Aluminium verdrängt. Fast die Hälfte der gesamten Z.-Produktion wird zum Verzinnen von Metallen zum Schutz gegen Korrosion verwendet. Z. ist Bestandteil vieler niedrigschmelzender Legierungen wie Weichlote, die 8-63 % Zinn, bis zu 3 % Antimon, Kupfer oder Silber, Rest Blei, enthalten, sowie von Bronze, Rotguss und Weißmetall.Verbindungen: Z. tritt in den Oxidationsstufen +2 und +4 auf. Zinn(II)-oxid (Z.-Monoxid), SnO, ist ein schwärzl., in der Emailherstellung gebrauchtes Pulver. Zinn(IV)-oxid (Z.-Dioxid), SnO2, ist ein in Wasser und Säuren unlösl. weißes Pulver, das als Poliermittel und als Zusatz zu Glasflüssen (Milchglas) verwendet wird. Zinn(II)-chlorid (Z.-Dichlorid), kristallisiert aus wässriger Lösung als Dihydrat, SnCl2 · 2 H2O, das als Zinnsalz bezeichnet wird; es wird v. a. als Reduktionsmittel und in der Textilfärberei als Beizmittel verwendet. Zinn(IV)-chlorid (Z.-Tetrachlorid), SnCl4, ist eine ätzende, an der Luft rauchende Flüssigkeit. Bei längerem Stehen an feuchter Luft bildet Zinn(IV)-chlorid ein Zinnbutter genanntes halbfestes Pentahydrat, SnCl4 · 5 H2O. Z. bildet mit Flusssäure Zinn(II)-fluorid, SnF2, eine weiße, schwer lösl. Verbindung, die zur Herstellung fluoridhaltiger Zahnpasten dient. Zinn(IV)-sulfid, SnS2, dient als Musivgold zum Bronzieren. Organ. Z.-Verbindungen sind im Gegensatz zu den meisten anorgan. Z.-Verbindungen sehr giftig.
II Zịnn,
Georg August, Politiker, * Frankfurt am Main 27. 5. 1901, ✝ ebd. 27. 3. 1976; Jurist, seit 1920 Mitgl. der SPD; 1947-49 und 1950-62 hess. Justizmin., 1948/49 Mitgl. des Parlamentar. Rats, 1949-51 und 1961 MdB; 1950-69 MinPräs. von Hessen.
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