Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Ziegen
Ziegen(Capra), Gattung der Ziegenartigen; Männchen (Böcke) mit Kinnbart und säbelförmig gebogenen oder schraubig gedrehten Hörnern; Weibchen (Geißen) mit kleinen, seitlich abgeflachten, nur wenig nach hinten gekrümmten Hörnern.
Z. sind geschickte Kletterer der Hoch- und Mittelgebirge S-Europas, N-Afrikas und Asiens. Der Steinbock (Capra ibex) mit seiner mitteleurop. Unterart, dem Alpensteinbock (Capra ibex ibex), bevorzugt die Gebirgszonen oberhalb der Waldgrenze bis 3 500 m ü. M. Wegen des Gehörns und Heilaberglaubens wurde der Alpensteinbock nahezu ausgerottet. Weitere Unterarten sind u. a. die beiden Kaukasischen Steinböcke (Capra ibex severtzowi und Capra ibex cylindricornis). Das Gehörn vom Pyrenäensteinbock (Capra pyrenaica) ist leicht gedreht; bei der Schrauben-Z. (Markhor, Capra falconeri) aus dem westl. Zentralasien hat es Korkenzieherform. Die in SO-Europa auf Kreta und in W-Asien lebende Bezoar-Z. (Capra aegagrus) ist die Stammform der Haus-Z. - Die Körpergewichte der Haus-Z. (Capra hircus) schwanken zw. 20 kg bei weibl. Zwerg-Z. und 70-80 kg bei den großen Rassen. Die durchschnittl. Milchleistungen liegen zw. 100 und 1 000 kg pro Jahr. Die Z. können noch karge Weiden nutzen. Die Rassen lassen sich einteilen in: Fleisch- und Herden-Z. mit nur geringen Milchleistungen; Wollhaar-Z. mit einem Besatz von Angora-Mohair-Wollhaaren; Milch-Z. mit großem Euter und Milchleistungen von jährlich 500 bis 1 000 kg. Wichtige Hausziegenrassen sind: Weiße Dt. Edel-Z., Bunte Dt. Edel-Z., Gämsfarbene Alpen-Z. (in den Alpenländern), Saanen-Z. und Sattel-Z. (in der Schweiz). Ursprungsland der Angora-Z. ist die Türkei, die Kaschmir-Z. sind in Himalajaländern sowie in Tibet, S-Russland und S-China beheimatet. - Zuchttauglich sind männl. Haus-Z. erstmals im Alter von 5 bis 6 Monaten, weibl. Tiere im Alter von 7 bis 9 Monaten. Sie werfen nach 150 Tagen Tragzeit 1-3 Zickel, die bis zu 5 kg schwer sind.
Geschichte: Die Z. sind neben den Schafen die ältesten Haustiere. Ihre Domestikation begann wahrscheinlich vor etwa 9 000 Jahren. Abbildungen wild lebender Bezoar-Z. finden sich auf Siegeln und Gefäßen aus Mesopotamien, W-Persien, Anatolien, Syrien und Kreta. In der Bibel wird an mehreren Stellen ausführlich über Z. berichtet. Im klass. Griechenland und in Italien sowie in den angrenzenden Mittelmeerländern waren Z. über lange Zeit die wichtigsten Haustiere.
Literatur:
Einhorn, H.-P.: Z. Eine Anleitung zur Haltung, Fütterung u. Zucht. Berlin 1994.
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