Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Zeugen Jehovas
Zeugen Jehovas(bis 1931 Ernste Bibelforscher, engl. Jehovah's Witnesses), in den USA entstandene, auf einer eigenständigen Bibelauslegung beruhende Religionsgemeinschaft. Grundlage der von den Z. J. vertretenen Lehre ist der aus der Bibel abgeleitete »Plan Gottes mit der Menschheit«, auf dessen Grundlage es möglich sei, das Weltende und den Anbruch des darauf folgenden Tausendjährigen Reichs (»Jehovas Königreich«) zu berechnen. Dieses sei 1914 angebrochen. Der eschatolog. Endkampf (Harmagedon), d. h. die endgültige Brechung der die ird. Welt beherrschenden Macht Satans, wurde seither mehrmals ohne Verbindlichkeit vorausgesagt (z. B. für 1975). Die Z. J. verstehen sich als die auserwählte Gemeinde, die Gott am Ende der Zeiten erretten wird. Die Bibel gilt ihnen als wortwörtlich inspiriert, die kirchl. Glaubenslehre wird in ihren Hauptstücken (Trinitätslehre, Gottheit und leibl. Auferstehung Jesu Christi, Sakramente) als »unbiblisch« abgelehnt. Wegen ihrer konsequenten Weigerung, einer ird. Macht zu dienen (Ablehnung von Militär- und Ersatzdienst, Eidesleistung, Wahlverweigerung), wurden die Z. J. im nat.-soz. Dtl. und in den sozialist. Staaten verboten und waren zahlr. Repressionen ausgesetzt. - Gründer der Z. J. ist der amerikan. Kaufmann Charles Taze Russell (* 1852, ✝ 1916). 1874 gründete er in Pittsburgh in der Erwartung der unmittelbar bevorstehenden Wiederkunft Christi eine eigene Bibelgemeinde, 1879 die Zeitschrift »Zion's Watch Tower And Herald of Christ's Presence« (dt. Ausgabe »Der Wachtturm und Verkünder der Gegenwart Christi«, 1896 ff.) und 1881 die »Zion's Watch Tower Tract Society« (heute »Watch Tower Bible and Tract Society Of Pennsylvania«) als Verlag und Vertriebsgesellschaft. Diese wurde wirtsch. Fundament und organisator. Zentrum der Bewegung, die unter dem Juristen Joseph Franklin Rutherford (* 1869, ✝ 1942), dem Nachfolger Russells als Leiter der »Wachtturm-Gesellschaft«, eine streng zentralist. und hierarch. (»theokrat.«) Organisationsstruktur mit Sitz des obersten Leitungsgremiums in Brooklyn (heute zu New York) erhielt. Die religiöse Praxis der Z. J. wird bestimmt durch den Predigtdienst, die Weitergabe ihrer theolog. Erkenntnisse und die weltweite Mission. Charakteristisch sind dabei das persönl. Ansprechen Außenstehender (bes. individuelle Besuche) und der Schriftenvertrieb auf der Straße. - Ende 1998 gehörten den Z. J. nach eigenen Angaben weltweit über 5,5 Mio. Mitgl. (»Verkündiger«) an, davon rd. 166 000 in Dt. Sitz des dt. Zweigs ist Selters (Taunus).
Literatur:
Haack, F.-W.: J. Z. München 151993.
Weber, H. u. Valentin, F.: Die Z. J. Zwischen Bewunderung u. Befremdung. Ein Ratgeber. Freiburg im Breisgau u. a. 21996.
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