Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Zeitung
Zeitung,in regelmäßiger Folge (meist täglich oder wöchentlich) erscheinendes Presseerzeugnis, das durch öffentl. Zugänglichkeit (Publizität), Zeitnähe (Aktualität) und inhaltl. Vielfalt (Universalität) gekennzeichnet ist. Unterschieden werden nach Erscheinungsweise Tages-, Morgen-, Abend-, Sonntags-, Wochen-Z., nach Verbreitung Lokal-, Regional- und überregionale Z. und nach Vertriebsart Abonnement- sowie Straßenverkaufszeitungen. Für den geistigen Inhalt (redaktioneller Teil) und das graf. Bild der Z. ist die Redaktion verantwortlich. Sie gliedert sich in einzelne Ressorts: polit. Redaktion (mit Nachrichtenredaktion), Wirtschafts-, Kultur-, Sport-, Lokal- und z. T. Beilagenredaktion (Wochenendbeilagen). Nachrichten werden von eigenen Mitarbeitern (Reporter, Korrespondent) oder von Nachrichtenagenturen beschafft. Die gebräuchlichen journalist. Stile reichen von tatsachenbetonten (z. B. Nachricht, Interview) über meinungsorientierte (z. B. Leitartikel, Kommentar, Glosse) bis hin zu eher fantasiebetonten Formen (z. B. Feuilleton, Kurzgeschichte). In den letzten Jahren verbreiten immer mehr Z.-Redaktionen ihre Informationen auch elektronisch in Form von Videotext über den Fernsehbildschirm oder als Online-Z. über das Internet oder einen Onlinedienst. Die Z. finanzieren sich zu etwa zwei Dritteln aus Anzeigen und zu einem Drittel aus dem Verkauf.Geschichte: Die ersten eigentl. Z. erschienen 1609 (»Aviso« in Wolfenbüttel und Straßburger »Relation«), 1650 die erste Tages-Z. »Einkommende Nachrichten« in Leipzig. Um 1720 erschienen die ersten Intelligenzblätter. Nach dem Bundesbeschluss über die Freistellung der Zensur 1848 kam es zu vielen Neugründungen, darunter Parteirichtungs-Z. als Vorläufer der Parteizeitungen. Später dämmte die erneut verschärfte Zensur den polit. Elan der Presse wieder ein. Im letzten Drittel des 19. Jh. setzte sich in Dtl. nach frz. und englisch-amerikan. Vorbildern der Mehrzeitungsverlag (die Pressegruppe als publizist. Großunternehmen) durch. Nach 1933 fielen den Stilllegungs- und Konzentrationsmaßnahmen im Rahmen der nat.-soz. Medienpolitik rd. 300 Z. zum Opfer. Nach dem Zweiten Weltkrieg vergaben die Militärverwaltungen zunächst Lizenzen für Z. und Zeitschriften; nach Aufhebung dieses Lizenzsystems entstand wieder das für Dtl. charakterist. Bild einer vielfältigen Tagespresse mit kleinen Lokal- und mittleren Regional-Z.; in den Städten und Ballungszentren der Bundesrep. Dtl. drang der Typ der »Z. für alle« (Massenpresse) vor. Die Mitte der 50er-Jahre einsetzende verleger. Konzentration und redaktionelle Kooperation zeigt sich im Rückgang der selbstständigen Z. mit Vollredaktion. (Presse)
Literatur:
Groth, O.: Die Z., 4 Bde. Mannheim 1928-30.
Dovifat, E.: Zeitungslehre, 2 Bde. Berlin u. a. 61976.
Schottenloher, K.: Flugblatt u. Z. Ein Wegweiser durch das gedruckte Tagesschrifttum, 2 Bde. Neuausg. München 1985.
Redaktionelles Marketing. Wie Z.en die Zukunft meistern, Beiträge v. G. Rager u. a. Bonn 1994.
Zeitungswörterbuch, hg. v. H. Bohrmann u. a. Berlin 1994.
Katzenberger, P.: Elektron. Printmedien u. Urheberrecht. Urheberrechtl. u. urhebervertragl. Fragen der elektron. Nutzung v. Z.en u. Zeitschriften. Stuttgart 1996.
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