Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Zahlungsbilanz
Zahlungsbilanz,systemat. wertmäßige Aufzeichnung aller ökonom. Transaktionen, die in einem bestimmten Zeitraum zw. In- und Ausländern stattgefunden haben. Die Z. gibt Auskunft über Umfang und Entwicklung der internat. Verflechtung und hat Bedeutung für die Kontrolle der Zahlungsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Die Z. gliedert sich nach Art der Transaktionen in folgende Teilbilanzen: 1) Die Handelsbilanz: enthält die Ex- und Importe von Waren (sichtbarer Handel) eines Landes mit dem Rest der Welt. 2) In der Dienstleistungsbilanz werden die »unsichtbaren« Ex- und Importe (z. B. Reiseverkehr, Transportleistungen, Transithandel, Finanzdienstleistungen, Patent- und Lizenzgebühren) verbucht. 3) In der Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen werden die Kapitalerträge und die Einkommen aus unselbstständiger Arbeit ausgewiesen. 4) Die Bilanz der laufenden Übertragungen erfasst den Teil der unentgeltl. Leistungen (z. B. Zahlungen an die EG u. a. internat. Organisationen, Heimatüberweisungen ausländ. Arbeitnehmer, grenzüberschreitende Pensions- und Unterstützungszahlungen), die Einfluss auf Einkommen und Verbrauch haben. 5) In der Bilanz der Vermögensübertragungen werden die Transfers erfasst, die zumindest von einer der beteiligten Seiten als »einmalig« betrachtet werden (z. B. Schuldenerlasse, Erbschaften, Schenkungen, Erbschafts- und Schenkungssteuern, bestimmte Investitionszuschüsse sowie Vermögensmitnahmen von Aus- bzw. Einwanderern). 6) Die Kapitalbilanz registriert die Veränderungen der lang- und kurzfristigen Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland, soweit sie nicht die Zentralbank betreffen. 7) In der Devisenbilanz werden alle Veränderungen der Auslandsforderungen (v. a. Währungsreserven) und -verbindlichkeiten der Zentralbank erfasst (Veränderung der Nettoauslandsaktiva der Zentralbank). 8) Der Restposten umfasst statistisch nicht aufgliederbare Transaktionen bzw. ungeklärte Beträge. Handels- und Dienstleistungsbilanz sowie Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen und Bilanz der laufenden Übertragungen werden zusammengefasst zur Leistungsbilanz. Die Z. ist ein Kontensystem, in dem alle Transaktionen prinzipiell doppelt gebucht werden. Da grundsätzlich jeder Leistung (z. B. Warenexport) eine entsprechende Gegenleistung (z. B. Zahlung von Devisen) gegenübersteht, ist die Z. rechnerisch stets ausgeglichen; Salden treten nur in den Teilbilanzen auf.
Literatur:
Sell, A.: Einführung in die internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Berlin u. a. 1991.
Rose, K. u. Sauernheimer, K.: Theorie der Außenwirtschaft. München 121995.
Willms, M.: Internationale Währungspolitik. München 21995.
Neumann, M.: Theoret. Volkswirtschaftslehre, Bd. 1: Makroökonom. Theorie: Beschäftigung, Inflation u. Z. München 51996.
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