Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
wissenschaftliche Revolution
wissenschaftliche Revolution, i. e. S. ein Prozess, in dessen Verlauf eine Wissenschaftlergemeinschaft (Scientific Community) eine von ihr bislang akzeptierte und benutzte Theorie durch eine in Grundannahmen andere, doch theoretisch und praktisch leistungsfähigere Theorie ersetzt. Diese Sichtweise der w. R. wurde v. a. durch T. S. Kuhn geprägt, wobei er in einen solchen »Paradigmenwechsel« (Paradigma) auch die mit einem Theorienaustausch verbundenen method., organisator. oder institutionellen Veränderungen einbezog. I. w. S. ist der Ausdruck w. R. nicht allein auf einzelne Theorien bezogen, sondern auf Umwälzungen innerhalb ganzer Wissenschaftsdisziplinen oder der Wiss. (sowie der mit ihr verbundenen kulturellen Umstände) insgesamt. In dieser Bedeutung wird w. R. schon 1765 von I. Kant (in einem Brief an J. H. Lambert) benutzt. Heute wird v. a. der gesamte Prozess der Herausbildung der neuzeitl. Wiss. in Europa von der 2. Hälfte des 15. Jh. bis ins 18. Jh. als w. R. bezeichnet (A. Koyré u. a.). - Der Ausdruck wissenschaftlich-techn. Revolution, eingeführt von dem brit. Physiker John Desmond Bernal (* 1901, ✝ 1971), bezeichnet den gewaltigen und sozial höchst folgenreichen techn. Umbruch, der seit dem 2. Drittel des 20. Jh. auf der Basis wiss. Erkenntnisse bes. im Produktions- und Kommunikationsbereich stattfindet; gekennzeichnet u. a. durch die computergestützte Steuerung und Regelung von Produktionsabläufen und die Einrichtung weit verzweigter techn. Systeme der Datenerfassung und -verarbeitung.
Literatur:
Bernal, J. D.: Die Wiss. in der Gesch. A. d. Engl.Berlin 31967.
Koyré, A.: Von der geschlossenen Welt zum unendlichen Universum. A. d. Engl. Neuausg. Frankfurt am Main 1980.
Kuhn, T. S.: Die Struktur w. R.en. A. d. Amerikan. Frankfurt am Main 141997.
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