Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Wüste
Wüste [zu lat. vastus »öde«], vegetationsloses oder sehr vegetationsarmes Gebiet, in Kälte-W. durch fehlende Wärme, in Trocken- oder Heiß-W., den W. i. e. S., durch Wassermangel verursacht. Eis-W. sind ganz mit Eis oder Schnee bedeckt. Die Jahresniederschläge in Trocken-W. (ariden W.) liegen zwischen weniger als 100 mm und 200 mm. Sie können in vollariden W. jahrelang ausbleiben. Die mittlere Tagestemperatur schwankt zw. +10 ºC und mehr als 26 ºC; im Jahresmittel erreicht sie mehr als +18 ºC. Kennzeichnend für die W. sind die erheblichen tägl. Temperatursprünge mit Extremwerten von +58 ºC und —10 ºC. Verursacht durch Sonneneinstrahlung und nächtl. Ausstrahlung, fördern sie den Gesteinszerfall. Der seltene Regen vermag den entstehenden Schutt nicht wegzuführen, sodass die Erhebungen im Schutt zu ertrinken scheinen. Daneben werden an der Oberfläche des Gesteins und Bodens aus Verwitterungslösungen mineral. Krusten (Wüstenlack) abgeschieden, unter denen das Gestein völlig zersetzt sein kann.
Die Temperaturgegensätze führen zu kräftiger Luftzirkulation (Trombe) und, wegen der Vegetationslosigkeit, bei richtungsbeständigen Winden zu Staub- und Sandstürmen, die tagelang anhalten können. Durch Deflation werden große Becken und Wannen (Kattarasenke) ausgeblasen und Kies- und Geröll-W. (Serir) geschaffen. Loch- und Pilzfelsen u. a. bizarre Gesteinsformen sind das Ergebnis der Korrasion.
Bei den episod., meist wolkenbruchartigen »Ruckregen« strömen die mit Sinkstoffen beladenen Wassermassen als Schichtflut ab und sammeln sich in Wadis zu Wasserwalzen. Dabei entstehen schwach geneigte Felsebenen, über die sich Inselberge und Bergstöcke erheben. Dort, wo die Wassermassen abtrocknen, häufen sich moränenartige Ablagerungen an. Oft enden die Wadis in abflusslosen Verdunstungspfannen (Endsee), die Salztonebenen oder Salzseen (Schott) sein können.Nach dem Gesteinsuntergrund werden Kies- und Geröll-W., Fels-W. (Hammada), Mergel- oder Staub-W., Lehm-W. und Salz-W. unterschieden. Wird Sand in großen Dünengebieten angehäuft, bildet sich die Sand-W. Nach geograph. Kriterien sind die Passat- (Sahara) und Kontinental-W. (zentralasiat. W.) bestimmt.Niederschläge (auch als Luftfeuchtigkeit), die Bodenbeschaffenheit und die Versalzung des Bodens beeinflussen das dürftige Pflanzenleben. Süßwasser ermöglicht Baumwuchs (Tamariske, Schirmakazie, Dattelpalme, Pappeln), v. a. in den Oasen, wo auch begrenzt Anbau betrieben wird. Die W.-Tiere sind meist nachtaktiv und durch helle Färbung, eingeschränkten Wasserhaushalt, Grabfähigkeit, spezielle Fortbewegungsmechanismen u. a. den außerordentl. Bedingungen der W. angepasst.Die W. ist lebens- und verkehrsfeindlich und nur örtlich dünn besiedelt. Bodenschätze wie Erdöl und Erdgas sowie Erze u. a. nutzbare Minerale (Phosphat, Diamanten u. a.) haben sie aber heute zu einem erstrangigen wirtschaftspolit. Faktor werden lassen. Dem seit langem beobachteten Ausweiten der W. (z. B. die Ausdehnung der Sahara gegen den Sahel), der Desertifikation, verursacht im Wesentlichen durch menschl. Eingriffe in das ökolog. Gefüge der Randgebiete (Überweidung, bes. durch Ziegenhaltung, Abbrennen der Vegetation, Abholzung der Baumbestände, ackerbaul. Überbeanspruchung des Bodens, dadurch Störung des Wasserhaushalts), soll durch Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen auf internat. und nat. Ebene Einhalt geboten werden.
▣ Literatur:
P. E. Stüben Wüsten-Erde. Der Kampf gegen Durst, Dürre u. Desertifikation, hg. v. u. V. Thurn. Gießen 1991.
⃟ W.n der Welt, Text v. T. Monod, Fotografie v. J.-M. Durou. A. d. Frz. München u. a. 1992.
⃟ Die W. Vorstoß zu den Grenzen des Lebens, hg. v. R. Winter. Hamburg 61993.
Die Temperaturgegensätze führen zu kräftiger Luftzirkulation (Trombe) und, wegen der Vegetationslosigkeit, bei richtungsbeständigen Winden zu Staub- und Sandstürmen, die tagelang anhalten können. Durch Deflation werden große Becken und Wannen (Kattarasenke) ausgeblasen und Kies- und Geröll-W. (Serir) geschaffen. Loch- und Pilzfelsen u. a. bizarre Gesteinsformen sind das Ergebnis der Korrasion.
Bei den episod., meist wolkenbruchartigen »Ruckregen« strömen die mit Sinkstoffen beladenen Wassermassen als Schichtflut ab und sammeln sich in Wadis zu Wasserwalzen. Dabei entstehen schwach geneigte Felsebenen, über die sich Inselberge und Bergstöcke erheben. Dort, wo die Wassermassen abtrocknen, häufen sich moränenartige Ablagerungen an. Oft enden die Wadis in abflusslosen Verdunstungspfannen (Endsee), die Salztonebenen oder Salzseen (Schott) sein können.Nach dem Gesteinsuntergrund werden Kies- und Geröll-W., Fels-W. (Hammada), Mergel- oder Staub-W., Lehm-W. und Salz-W. unterschieden. Wird Sand in großen Dünengebieten angehäuft, bildet sich die Sand-W. Nach geograph. Kriterien sind die Passat- (Sahara) und Kontinental-W. (zentralasiat. W.) bestimmt.Niederschläge (auch als Luftfeuchtigkeit), die Bodenbeschaffenheit und die Versalzung des Bodens beeinflussen das dürftige Pflanzenleben. Süßwasser ermöglicht Baumwuchs (Tamariske, Schirmakazie, Dattelpalme, Pappeln), v. a. in den Oasen, wo auch begrenzt Anbau betrieben wird. Die W.-Tiere sind meist nachtaktiv und durch helle Färbung, eingeschränkten Wasserhaushalt, Grabfähigkeit, spezielle Fortbewegungsmechanismen u. a. den außerordentl. Bedingungen der W. angepasst.Die W. ist lebens- und verkehrsfeindlich und nur örtlich dünn besiedelt. Bodenschätze wie Erdöl und Erdgas sowie Erze u. a. nutzbare Minerale (Phosphat, Diamanten u. a.) haben sie aber heute zu einem erstrangigen wirtschaftspolit. Faktor werden lassen. Dem seit langem beobachteten Ausweiten der W. (z. B. die Ausdehnung der Sahara gegen den Sahel), der Desertifikation, verursacht im Wesentlichen durch menschl. Eingriffe in das ökolog. Gefüge der Randgebiete (Überweidung, bes. durch Ziegenhaltung, Abbrennen der Vegetation, Abholzung der Baumbestände, ackerbaul. Überbeanspruchung des Bodens, dadurch Störung des Wasserhaushalts), soll durch Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen auf internat. und nat. Ebene Einhalt geboten werden.
▣ Literatur:
P. E. Stüben Wüsten-Erde. Der Kampf gegen Durst, Dürre u. Desertifikation, hg. v. u. V. Thurn. Gießen 1991.
⃟ W.n der Welt, Text v. T. Monod, Fotografie v. J.-M. Durou. A. d. Frz. München u. a. 1992.
⃟ Die W. Vorstoß zu den Grenzen des Lebens, hg. v. R. Winter. Hamburg 61993.