Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Wörterbuch
Wörterbuch,Nachschlagewerk, das den Wortschatz einer Sprache nach bestimmten Gesichtspunkten auswählt, anordnet und erklärt; das W. gibt Sprachinformationen, während das Lexikon Sachinformationen bietet. Einsprachige W.-Typen: Rechtschreib-W. (orthograph. W.): verzeichnet die richtige Schreibung gemäß den (amtl.) Regeln; es hat stark normativen Charakter. Aussprache-W.: enthält die (normierte) Aussprache der Wörter in der internat. Lautschrift. Rückläufiges W.: ordnet die Wörter vom Wortende her bis zum Wortanfang hin alphabetisch. Bedeutungs-W.: erklärt die Bedeutung der Wörter, z. T. ergänzt durch Angabe des Ggs., Anwendungsbeispiele und Beispiele für den übertragenen Gebrauch. Fremd-W.: nimmt nur aus anderen Sprachen übernommene, noch nicht eingedeutschte Wörter auf und erklärt sie. Idiomat. W.: erklärt die Bedeutung idiomat. oder phraseolog. Wendungen und gibt Anwendungsbeispiele. Mundart-W. (Idiotikon): verzeichnet den Wortschatz einer Einzelmundart, einer größeren Dialektlandschaft oder eines gesamten Sprach- oder Dialektgebiets. Bezeichnungs-W.: stellt den Wortschatz einer Sprache nach Begriffsgruppen zusammen; es vermittelt einen Eindruck von der Gliederung des Wortschatzes und dem Aufbau der Wortfelder. Synonym-W.: stellt Wörter gleicher oder ähnl. Bedeutung zusammen, die (unter bestimmten Bedingungen) in einem Text austauschbar sind. Bild-W.: geht von den bildlich darstellbaren Wirklichkeitsbereichen aus; zu den dargestellten Dingen werden die jeweiligen Wörter aufgeführt. Phraseolog. W. (syntagmat. W.): führt die inhaltlich sinnvollen und grammatisch richtigen Wortverknüpfungen im Satz auf. Etymolog. W.: gibt Auskunft über die Herkunft und Geschichte eines Wortes und zeigt Parallelen in anderen Sprachen auf. Das Häufigkeits-W. gibt die Häufigkeit des Vorkommens eines Wortes an. Ferner gibt es W. von Sondersprachen oder Soziolekten, z. B. der Jugend- oder Gaunersprache, von Individualsprachen (Goethe-W.) und fachsprachl. Wörterbücher.Die Anfänge der dt. W. gehen auf die Glossen zu lat. Texten in althochdt. Zeit zurück. Die dt.-lat. Glossare mit ihren Definitionen, Hinweisen zur Orthographie, Betonung, Synonymen, teils auch grammat. Merkversen waren der übl. W.-Typ des Spät-MA. Als erstes dt. W. gilt das Glossar von Dietrich Engelhus (* um 1362, ✝ 1434). Das erste gedruckte W. mit dt. Stichwort ist der 1477 in Köln erschienene »Teutonista« von dem Humanisten Gerhard van der Schueren (* 1411, ✝ zw. 1490 und 1499). Erst im 17. und 18. Jh. begannen die Bemühungen um eine Kodifizierung der im gesamten dt. Sprachgebiet geltenden Sprache (»Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs oder Teutscher Sprachschatz« von K. Stieler, 1691). 1774-86 erschien das fünfbändige Werk »Versuch eines vollständigen grammatisch-krit. W. der hochdt. Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, bes. aber der oberdeutschen« von J. C. Adelung, 1807-11 gab J. H. Campe sein »W. der dt. Sprache« (5 Bde.) heraus. Die bedeutendste Leistung der Lexikographie des 19. und 20. Jh. ist das »Dt. W.« von J. und W. Grimm. Die Gegenwart der dt. Lexikographie beginnt mit dem Abschluss des grimmschen W. im Jahre 1961.Die lexikograph. Erarbeitung von W. mit EDV sowie ihre Präsentation durch elektronisch gestützte Medien (Datenbanken, Disketten, CD-ROM) spielt in neuerer Zeit eine immer größer werdende Rolle.
▣ Literatur:
Kühn, P.: Dt. Wörterbücher. Eine systemat. Bibliographie. Tübingen 1978.
⃟ Nachdenken über Wörterbücher, bearb. v. G. Drosdowski u. a. Neuausg. Mannheim u. a. 1984.
⃟ Wörterbücher. Ein internat. Hb. zur Lexikographie, hg. v. F. J. Hausmann, 3 Bde. Berlin u. a. 1989-91.
▣ Literatur:
Kühn, P.: Dt. Wörterbücher. Eine systemat. Bibliographie. Tübingen 1978.
⃟ Nachdenken über Wörterbücher, bearb. v. G. Drosdowski u. a. Neuausg. Mannheim u. a. 1984.
⃟ Wörterbücher. Ein internat. Hb. zur Lexikographie, hg. v. F. J. Hausmann, 3 Bde. Berlin u. a. 1989-91.