Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Währungsreform
Währungsreform,i. w. S. die Neuordnung eines - meist zerrütteten - Geldwesens durch gesetzl. Maßnahmen, i. e. S. die Umstellung von Reichsmark (RM) auf Dt. Mark (DM) in den westl. Besatzungszonen am 20./21. 6. 1948 und Berlin (West) am 25. 6. 1948 nach Anordnung der westl. Alliierten und auf Grundlage des Währungs-Ges. sowie des Emissions-Ges. und nach Gründung der Bank dt. Länder. Notwendig geworden war die W. v. a. durch die zurückgestaute Inflation als Folge der nat.-soz. Kriegswirtschaft. Während in Ges. und Verwaltungsakten durch die Ersetzung der Bez. RM durch DM im Verhältnis 1 : 1 - mit etlichen Ausnahmeregelungen - umgestellt wurde, galt für die meisten Verbindlichkeiten aufgrund § 16 Umstellungs-Ges. ein Verhältnis von 10 : 1; davon wurden jedoch Löhne und Gehälter, Miet- und Pachtzinse sowie Renten und Pensionen (im Verhältnis 1 : 1 umgestellt) ausgenommen.
Die so genannten Altgeldguthaben in RM wurden im Verhältnis 10 : 1 umgestellt und zunächst zur Hälfte auf einem Freikonto, zur anderen Hälfte auf einem Festkonto gutgeschrieben. Letztere wurden später aufgrund des Festkonto-Ges. zu 20 % auf das Freikonto und zu 10 % auf ein besonderes Anlagekonto überführt, die restl. Guthaben erloschen. Am Währungsstichtag erhielt jede natürl. Person einen Kopfbetrag von 40 DM gegen RM im Verhältnis 1 : 1; im Aug. wurden auf die gleiche Weise weitere 20 DM pro Person ausgezahlt. Unternehmen erhielten außerdem einen Betrag von 60 DM je Arbeitnehmer.
Zur Regelung der Folgen der W. wurden in den nächsten Jahren weitere Ges. erlassen, z. B. das DM-Bilanz-Ges. vom 21. 8. 1949, das den Unternehmen die Erstellung von Eröffnungsbilanzen in DM auf den Stichtag der W. vorschrieb. Unmittelbare Folge der W. war ein sprunghafter Anstieg des Angebots an Konsumgütern durch die Auflösung der bis dahin gehorteten Warenlager. Längerfristig erwies sich die W. als erfolgreich durch den gleichzeitigen Übergang zur Marktwirtschaft. - In der SBZ wurde auf Anordnung der Sowjet. Militäradministration in Dtl. vom 24. bis 28. 6. 1948 ebenfalls eine W. durchgeführt, bei der das gesamte Bar- und Girogeld im Verhältnis 10 : 1 von RM auf Dt. Mark umgestellt wurde (Ausnahmen: u. a. Kopfbetrag pro Bürger 70 RM Bargeld 1 : 1, Spareinlagen seit dem 9. 5. 1945 bis zu 100 RM 1 : 1, bis zu 1 000 RM 5 : 1). - Die separaten W. bilden den Auftakt der Spaltung Dtl.s (deutsche Geschichte). - Mit der Währungsunion zw. der Bundesrep. Dtl. und der DDR wurde das Währungssystems der DDR am 1. 7. 1990 auf die D-Mark. umgestellt.
Literatur:
Wandel, E.: Die Entstehung der Bank dt. Länder u. die dt. W. 1948. Frankfurt am Main 1980.
W. u. soziale Marktwirtschaft, hg. v. W. Fischer. Berlin 1989.
Bähr, C.: Ansätze zu einer Theorie der W. Köln 1994.
Weimer, W.: Dt. Wirtschaftsgesch. Von der W. bis zum Euro Hamburg 1998.
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