Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Wycliffe
Wycliffe['wɪklɪf] (Wyclif, Wiclif), John, engl. Theologe und Reformer, * Spreswell (bei Wycliffe-on-Tees, Cty. Yorkshire) um 1320, ✝ Lutterworth (bei Leicester) 31. 12. 1384; seit 1356 (?) Dozent in Oxford (Philosophie; seit 1363 Theologie); seit 1374 Pfarrer in Lutterworth. - W. vertrat eine bibl. Theologie, als deren Konsequenz er seit 1376 eine allein an der Bibel orientierte Kirche forderte, deren Kleriker die Nachfolge Christi exemplarisch vorleben sollten. Er vertrat das urchristl. Armutsideal, kritisierte mit zunehmender Schärfe das Besitzstreben der Kirche, erklärte das Kirchengut zum Nationaleigentum und bestritt den polit. Herrschaftsanspruch des Papstes. Ablasspraxis, Bilder-, Reliquien- und Heiligenverehrung, Ohrenbeichte und Transsubstantiationslehre lehnte er als nicht biblisch begründet ab. Vor allem die von ihm begonnene engl. Bibelübersetzung (1383 erschien das N. T.) und die Tätigkeit von Wanderpredigern (Lollarden), die seine Lehren verbreiteten, führten zum raschen Anwachsen seiner Anhängerschaft. Vermittelt über Hieronymus von Prag und Jan Hus, wirkten seine Ideen stark auf die Vorreformation. Die erste kirchl. Verurteilung von wycliffeschen Lehrsätzen erfolgte bereits 1377 durch Papst Gregor XI.; das Konstanzer Konzil erklärte W. 1415 zum Ketzer und ordnete die Ausgrabung und Verbrennung seiner Gebeine an (1427 ausgeführt). Die Anhänger W.s wurden grausam verfolgt.
▣ Literatur:
Vasold, M.: Frühling im Mittelalter. John Wyclif u. sein Jh. München 1984.
Wycliffe['wɪklɪf] (Wyclif, Wiclif), John, engl. Theologe und Reformer, * Spreswell (bei Wycliffe-on-Tees, Cty. Yorkshire) um 1320, ✝ Lutterworth (bei Leicester) 31. 12. 1384; seit 1356 (?) Dozent in Oxford (Philosophie; seit 1363 Theologie); seit 1374 Pfarrer in Lutterworth. - W. vertrat eine bibl. Theologie, als deren Konsequenz er seit 1376 eine allein an der Bibel orientierte Kirche forderte, deren Kleriker die Nachfolge Christi exemplarisch vorleben sollten. Er vertrat das urchristl. Armutsideal, kritisierte mit zunehmender Schärfe das Besitzstreben der Kirche, erklärte das Kirchengut zum Nationaleigentum und bestritt den polit. Herrschaftsanspruch des Papstes. Ablasspraxis, Bilder-, Reliquien- und Heiligenverehrung, Ohrenbeichte und Transsubstantiationslehre lehnte er als nicht biblisch begründet ab. Vor allem die von ihm begonnene engl. Bibelübersetzung (1383 erschien das N. T.) und die Tätigkeit von Wanderpredigern (Lollarden), die seine Lehren verbreiteten, führten zum raschen Anwachsen seiner Anhängerschaft. Vermittelt über Hieronymus von Prag und Jan Hus, wirkten seine Ideen stark auf die Vorreformation. Die erste kirchl. Verurteilung von wycliffeschen Lehrsätzen erfolgte bereits 1377 durch Papst Gregor XI.; das Konstanzer Konzil erklärte W. 1415 zum Ketzer und ordnete die Ausgrabung und Verbrennung seiner Gebeine an (1427 ausgeführt). Die Anhänger W.s wurden grausam verfolgt.
▣ Literatur:
Vasold, M.: Frühling im Mittelalter. John Wyclif u. sein Jh. München 1984.