Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Wolfram von Eschenbach
Wọlfram von Ẹschenbach,mhd. Dichter, * Eschenbach (heute Wolframs-Eschenbach) um 1170/80, ✝ ebd. um 1220; vermutlich aus fränk. Ministerialengeschlecht und selbst Ministeriale des Grafen von Wertheim. Er weilte auch am Thüringer Hof Landgraf Hermanns I., auf der Wartburg traf er vermutlich mit Walther von der Vogelweide zusammen.
Seine wenigen Lieder sind meist Tagelieder mit ep. Eingang, die sich durch ihre Leidenschaft und ihre Sprachgewalt von der sonstigen höf. Minnedichtung weit abheben und den Höhepunkt dieser Gattung in der dt. Literatur bilden. Sein Hauptwerk, das einzige vollendete seiner Epen, ist der Parzival (um 1210-12). Dem Vorbild des frz. »Rolandslieds« folgte er im »Willehalm« (entstanden im Auftrag des Landgrafen von Thüringen nach 1211, nach dessen Tod 1217 abgebrochen). Ein weiteres Epos, der »Titurel« (aus der Gesch. des Gralskönigtums), ist nur in zwei Bruchstücken überliefert und wurde später von Albrecht überarbeitet. - W. v. E. ist der selbstständigste und eigenwilligste der mhd. Dichter. Ursprünglichkeit des Denkens und schöpfer. Originalität zeichnen ihn aus. Die seine Zeit bewegende Frage, wie die Bewältigung der Welt in Einklang mit dem Heil der Seele zu bringen sei, gestaltet er in seinen Romanen mit tiefer, jedoch i. e. S. theologisch nicht gebundener Frömmigkeit. Ungewöhnlich für seine Zeit ist das Hervortreten des selbstbewussten künstler. Ichs und seine subjektive Erzählweise, in der sich Ernst mit Humor verbindet. Obwohl ohne lat. Schulbildung, besaß er umfassende Kenntnisse der zeitgenöss. Literatur, der Naturwiss. und der Astrologie. W. v. E. wirkte v. a. als Stilvorbild. Die Meistersinger zählten ihn zu den 12 Gründern ihrer Kunst; im Wartburgkrieg besiegt er den Zauberer Klingsor.
Literatur:
K. Gärtner Studien zu W. von E., hg. v. u. J. Heinzle. Tübingen 1989.
Bumke, J.: W. von E. Stuttgart 61991.
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