Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Wittenberg
Wịttenberg,1) Landkreis im RegBez. Dessau, Sa.-Anh., 1 508 km2, (1998) 135 800 Einwohner.
2) Lutherstadt W., Krst. von 1) in Sa.-Anh., an der Elbe, 50 700 Ew.; Evang. Predigerseminar, Evang. Akademie Sachsen-Anhalt, Stiftung »Zentrum für globale Ethik«, Universitätsstiftung »Leucorea« (dadurch erneut Standort der Martin-Luther-Univ. Halle-W.), Stiftung Luthergedenkstätten mit Lutherhaus (reformationsgeschichtl. Museum Lutherhalle) und Melanchthonhaus, Museum für Natur- und Völkerkunde Julius Riemer und für Stadtgeschichte, museal und kulturell genutzte Cranachhäuser; Theater; chem. (Stickstoffwerk im Stadtteil Piesteritz) und haushaltchem. Ind. (Reinigungsmittel, Kerzen), Maschinenbau, Papier- und Nahrungsmittelind. sowie Gartenbau; Eisenbahnknoten, Industriehafen.- Spätgot. Stadtkirche St. Marien (13.-16. Jh.; reiche Ausstattung), spätgot. Schlosskirche (1498-1502/07, Umbau 1883-92; Grabstätten von M. Luther und P. Melanchthon; das nördl. Hauptportal bildet die Thesentür), Renaissanceschloss (1489/90-1525; Museum) mit Melanchthonhaus (1536; Museum), Augusteum (1564-86, Renaissancebau der Univ.) mit Lutherhaus (»Lutherhalle«, urspr. Klausurflügel der Augustiner-Eremiten), Rathaus (1523-35; Giebel- und Portalvorbau 1570-73), zahlr. stattl. Bürgerhäuser (u. a. auch von L. Cranach d. Ä. und Melanchthon); M.-Luther-Gymnasium (1975 in Plattenbauweise errichtet, 1995-99 nach Plänen von F. Hundertwasser umgebaut). Die Lutherstätten (Schlosskirche, Luther- und Melanchthonhaus) wurden 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.- 1180 erstmals erwähnt (askan. Burg; etwa ab 1250 Mittelpunkt des bis 1422 askan. Herzogtum/Kurfürstentums Sachsen-W.), 1293 Magdeburger Stadtrecht, nach 1486 bis 1547 (mit Unterbrechungen) Residenz der (ab 1485 ernestin.) Herzöge bzw. Kurfürsten von Sachsen; am 19. 5. 1547 Wittenberger Kapitulation über den Wechsel der Kurwürde an die albertin. Linie der Wettiner; 1502 Gründung der Univ. (»Leukorea«; 1512 Ernennung M. Luthers zum Prof. für Theologie [Bibelauslegung]), seit 1517 durch Luther und Melanchthon Mittelpunkt der Reformation; zw. 1507-1547 Ausbau zur Landesfestung (bis 1874); kam 1815 an Preußen (ab 1816 Provinz Sachsen); die Univ. wurde 1817 mit der von Halle (Saale) vereinigt.
Literatur:
X.-H. Kuo. Lutherstadt W. Geschichten, Gestalten, Geschichte, hg. v. Böblingen 1991.
W., Redaktion:B. Schnabel. München 1994.
Junghans, H.: Martin Luther u. W. München 1996.
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