Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Wille
Wille, 1) allg.: das handlungsleitende Streben.
2) Philosophie: in der klassischen grch. Philosophie das vom Maßstab der Vernunft bestimmte Streben. Demgegenüber wird im christl. Denken (v. a. Augustinus, Duns Scotus) der W. als eigenständig, der Vernunft selbstständig gegenüberstehend und dabei außer- oder sogar überrational angesehen. Die Versuche zur Überwindung des Dualismus von W. und Vernunft kennzeichnen die neuzeitl. Entwürfe zu einer Theorie der Handlungs- und Normbegründung, in denen Prinzipien vernünftiger W.-Bildung aufgestellt werden (Utilitarismus; bei I. Kant). Von einem irrationalist. Verständnis des W. als Weltprinzip geht A. Schopenhauer aus. (Willensfreiheit, Voluntarismus
3) Psychologie: in der traditionellen Psychologie das Vermögen des Menschen, sich bewusst für (oder gegen) eine bestimmte geistige Einstellung oder eine bestimmte Weise des Verhaltens zu entscheiden. Die entsprechende psych. Energie (W.-Kraft) unterscheidet sich durch ihre Bewusstheit und Zielgerichtetheit (Absichtlichkeit) vom Drang oder Trieb. Die neuere Psychologie zieht anstelle des philosophisch diskutierten Begriffs W. die Bez. Wollen vor.
Literatur:
Erpenbeck, J.: Wollen u. Werden. Ein psychologischer-philosoph. Essay über Willensfreiheit, Freiheitswillen u. Selbstorganisation. Konstanz 1993.
Seebaß, G.: Wollen. Frankfurt am Main 1993.
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