Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Wiesbaden
Wiesbaden,Hptst. des Landes Hessen, kreisfreie Stadt, 267 600 Ew., Kur- und Kongressstadt zw. dem SO-Hang des westl. Taunus und dem Rhein, 115 m ü. M.; Sitz des Statist. Bundesamtes, des Bundeskriminalamtes, des Bundesinst. für Bev.forschung, der Dt. Pfandbriefanstalt, von Spitzenorganisationen der Filmwirtschaft, der Dt. Klinik für Diagnostik, der hess. Ministerien u. a. Behörden; FH W., Verwaltungs-FH, FH Fresenius (Chemie), Hessenkolleg, Konservatorium; Staatstheater, Museum, Landesbibliothek, Hauptstaatsarchiv, Sitz der Gesellschaft für deutsche Sprache, Kurhaus mit Spielbank; die Ind. konzentriert sich v. a. auf dem Rheinufergelände der südl. Vororte: chem., pharmazeut., elektron. und elektrotechn. Ind., Zementwerke, Maschinenbau, Nahrungs- und Genussmittel-, Druckerei-, Textil- und Kunststoff verarbeitende Ind., zahlr. Verlage; Rheinhafen. Die 27 heißen Mineralquellen, die schon Plinius d. Ä. erwähnt, werden in Trink- und Badekuren bes. gegen Rheuma und Gicht sowie Erkrankungen der Atmungsorgane angewendet. In W. finden viele Kongresse, Fachmessen u. a. Veranstaltungen statt (Internat. Maifestspiele, Internat. Reitturnier).
Stadtbild: Das Stadtbild wird v. a. von Bauten des 19. und frühen 20. Jh. geprägt. Am Markt das Alte Rathaus (1609/10), die neugot. Marktkirche mit 92 m hohem W-Turm (1853-62), das Neue Rathaus (1884-90) und das Schloss (1837-41, seit 1946 Landtag). In der 1. Hälfte des 19. Jh. entstanden auch die doppeltürmige Bonifatiuskirche (1843-49) sowie die russisch-orthodoxe Kirche auf dem Neroberg (1846-55), ferner das heutige Justizministerium (1838-42), das Erbprinzenpalais (1813-17), die Kolonnaden der Kuranlagen (1826-39); Kurhaus (1904-07), Theater (1892-94), Ringkirche (1892-94), Hauptbahnhof (1904-06), Landeshaus (1905-07), Museum (1912-15 von T. Fischer). Wohnbauten in den historisierenden Formen der Gründerzeit finden sich in einmaliger Geschlossenheit v. a. südwestlich der Innenstadt. Im Stadtteil Biebrich Barockschloss (1700-44).
Geschichte: Das urspr. röm. Steinkastell (zw. 83 und 90) wurde 121/122 aufgegeben. Die Zivilsiedlung Aquae Mattiacorum entwickelte sich zum bed. Kurort (Thermen seit Mitte des 1. Jh. n. Chr. genutzt), 364-375 Versuch einer Stadtbefestigung (sog. Heidenmauer), etwa 400 endgültig alemannisch, um 500 fränkisch. Der 829 als Wisibada belegte befestigte Ort gewann bereits im frühen MA. stadtähnl. Charakter; kam zw. 1242 und 1281 als Reichslehen an die walram. Linie der Grafen von Nassau (1744-1866 Hptst. des Fürstentums Nassau-Usingen), kam 1866 an Preußen (ab 1867/68 Hptst. des RegBez. W. der Prov. Hessen-Nassau). Seit 1945 Hptst. des Landes Hessen.
Literatur:
Czysz, W.: W. in der Römerzeit. Stuttgart 1994.
W. Geschichte im Bild von der Römerzeit bis zur Gegenwart, Beiträge v. H. Schoppa u. a. Essen 41997.
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