Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Westsahara
Wẹstsahara(bis 1976 Spanisch-Sahara), Gebiet an der NW-Küste Afrikas und in der westl. Sahara, grenzt im N an Marokko, im äußersten NO an Algerien, im O und S an Mauretanien; 252 120 km2, (1995) 283 000 Ew. (muslim. Saharaui), Hauptort ist El-Aaiún; W. ist zurzeit von Marokko besetzt und wird von diesem als Teil Marokkos verwaltet. W. ist ein extrem trockenes Randgebiet der Sahara. Der größte Teil der Bev. sind Nomaden (Ziegen, Kamele, Schafe); durch den Bau des Verteidigungswalles im NO ist die Nomadenwirtschaft allerdings empfindlich eingeschränkt. Es gibt nur wenige Oasen (Datteln, Gerste, Weizen); zunehmende Bedeutung gewinnt die Fischerei. Wichtigster Wirtschaftsfaktor ist der Phosphatabbau (bei Bou Craa).
Geschichte: Im 17. Jh. gründeten Portugiesen und Spanier an den Küsten Handelsniederlassungen. Spanien proklamierte 1885 das Protektorat über Río de Oro. 1946 wurde das Gebiet mit Ifni zu Spanisch-Westafrika zusammengefasst, 1958 aus Río de Oro und Saguia el-Hamra die Überseeprovinz Spanisch-Sahara (seit 1969 ohne Ifni) geschaffen. Die Ansprüche Marokkos und Mauretaniens auf das Gebiet (bes. nach der Entdeckung bed. Phosphatlager) führten 1975 zu einem internat. Konflikt. Während die beiden Staaten im Vertrag von Madrid (1975) dieses Territorium nach dem Abzug der Spanier 1976 ohne die vorgesehene Volksabstimmung unter sich aufteilten und als W. gemeinsam verwalteten, rief die von Algerien unterstützte saharauische Befreiungsfront POLISARIO die Demokrat. Arab. Rep. Sahara aus (1982 Mitgl. der OAU) und verstärkte den Guerillakrieg. 1979 gliederte sich Marokko, nachdem Mauretanien der POLISARIO gegenüber auf seinen Teil der W. verzichtete, auch dieses Gebiet ein. Bewaffnete Auseinandersetzungen zw. marokkan. Truppen und POLISARIO wurden unter UN-Vermittlung in einem Waffenstillstand 1991 beendet. Ein Referendum unter UN-Aufsicht wurde auf marokkan. Druck mehrfach verschoben. Im Sept. 1997 einigten sich Marokko und die POLISARIO unter amerikan. Vermittlung auf die Durchführung eines Referendums zur Unabhängigkeit. Die UN bestimmten den 7. 12. 1998 als Abstimmungstermin, der jedoch wegen der umstrittenen Wählerregistrierung verschoben wurde.
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