Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Westfälischer Frieden
Westfälischer Frieden,die Friedensverträge zur Beendigung des Dreißigjährigen Kriegs zw. dem Kaiser und den dt. Reichsständen einerseits und Frankreich (Friede von Münster) sowie Schweden (Friede von Osnabrück) andererseits, abgeschlossen am 24. 10. 1648 nach vierjährigen Verhandlungen von 148 Gesandten; bis 1806 Reichsgrundgesetz. — Im Vorfeld des W. F. war am 30. 1. 1648 in Den Haag, beschworen am 15. 5. 1648 in Münster (deshalb auch »Frieden von Münster« gen.), der Frieden zw. Spanien und den Niederlanden geschlossen worden, der im W. F. bekräftigt wurde. - Wichtigste Bestimmungen in konfessioneller Hinsicht waren v. a. die Wiederherstellung des Augsburger Religionsfriedens und des kirchl. Besitz- und Bekenntnisstandes nach dem so genannten Normaljahr 1624 sowie die Anerkennung der Kalvinisten (Reformierten) als Konfession. - Für die Reichsverfassung wurden bis 1806 bedeutsame Veränderungen beschlossen: Die dt. Reichsstände erhielten die volle Landeshoheit in geistl. und weltl. Hinsicht sowie das Recht auf eigene Bündnispolitik mit auswärtigen Partnern, sofern sie nicht gegen Kaiser und Reich gerichtet war; der Kaiser wurde bei den Reichsgeschäften und der Gesetzgebung im Reich an die Zustimmung der Reichsstände gebunden, zu denen neben Kurfürsten und Fürsten nun endgültig die Reichsstädte (dritte Kurie) traten; damit verlagerte sich der polit. Schwerpunkt in die Territorien (deutsche Geschichte; Grundlage für die Entwicklung föderaler Strukturen). Bayern behielt die gewonnene Kurwürde, für die Pfalz wurde eine 8. Kur errichtet. - Die wesentl. territorialen Regelungen waren die Herstellung der (de jure) vollen Souveränität für die Schweiz und die Vereinigten Niederlande, die Besitzbestätigung für Frankreich an den Bistümern Metz, Toul und Verdun; außerdem erhielt es von den Habsburgern die Landgrafschaft Ober- und Unterelsass, den Sundgau und die Landvogtei über zehn elsäss. Reichsstädte (nicht Straßburg), die Festungen Breisach und Pinerolo sowie das Besatzungsrecht in Philippsburg. Schweden gewann Vorpommern und Wismar sowie das Erzstift Bremen und das Stift Verden als Reichslehen mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag. Brandenburg erhielt Hinterpommern mit dem Stift Cammin, die Stifte Halberstadt und Minden sowie die Anwartschaft auf das Erzstift Magdeburg. Die Bistümer Schwerin und Ratzeburg fielen an Mecklenburg; Kursachsen erhielt die Ober- und Niederlausitz als erbl. böhm. Lehen (seit 1635 in Pfandbesitz), Bayern die Oberpfalz zugesprochen.Europäische und welthistorische Bedeutung: Mit seiner Betonung staatl. Souveränität und zwischenstaatl. Kooperation begründete der W. F. eine neue europ. Ordnung prinzipiell gleichberechtigter Staaten (Völkerrechtsaspekt). Erstmals in Europa gelang die Konfliktlösung durch Verhandlung.
▣ Literatur:
H. Duchhardt Der W. F. Das münstersche Exemplar des Vertrags zwischen Kaiser/Reich u. Frankreich vom 24. Oktober 1648, hg. v. u. F.-J. Jakobi, 2 Tle. Wiesbaden 1996.
⃟ Lahrkamp, H.: Dreißigjähriger Krieg, W. F. Eine Darstellung der Jahre 1618 - 1648 mit 326 Bildern u. Dokumenten. Münster 21998.
⃟ Repgen, K.: Dreißigjähriger Krieg u. W. F. Studien u. Quellen, hg. v. F. Bosbach u. C. Kampmann. Paderborn 1998.
⃟ Der W. F. Diplomatie - politische Zäsur - kulturelles Umfeld - Rezeptionsgeschichte, hg. v. H. Duchhardt. München 1998.
⃟ Europa 1648 - 1998. Von Münster nach Maasstricht, hg. v. H. Holzhauer. Münster 1999.
▣ Literatur:
H. Duchhardt Der W. F. Das münstersche Exemplar des Vertrags zwischen Kaiser/Reich u. Frankreich vom 24. Oktober 1648, hg. v. u. F.-J. Jakobi, 2 Tle. Wiesbaden 1996.
⃟ Lahrkamp, H.: Dreißigjähriger Krieg, W. F. Eine Darstellung der Jahre 1618 - 1648 mit 326 Bildern u. Dokumenten. Münster 21998.
⃟ Repgen, K.: Dreißigjähriger Krieg u. W. F. Studien u. Quellen, hg. v. F. Bosbach u. C. Kampmann. Paderborn 1998.
⃟ Der W. F. Diplomatie - politische Zäsur - kulturelles Umfeld - Rezeptionsgeschichte, hg. v. H. Duchhardt. München 1998.
⃟ Europa 1648 - 1998. Von Münster nach Maasstricht, hg. v. H. Holzhauer. Münster 1999.