Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Western
Wẹstern[engl.] der, Roman oder Film über die amerikan. Grenzgebiete, den Wilden Westen, der zur Zeit der Besiedlung v. a. im 19. Jh. spielt, deshalb auch Wildwestroman bzw. Wildwestfilm. In der Literatur die spezifisch amerikan. Sonderform der Abenteuerliteratur und des histor. Romans. Der W. schildert den Mythos einer heroischen amerikan. Vergangenheit in der Auseinandersetzung zw. Pionieren, Indianern, Siedlern, Goldsuchern und Cowboys. Im Mittelpunkt steht der individualist. Einzelgänger mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Die Darstellung im W. kollidiert zumeist mit der geschichtl. Wirklichkeit und propagiert ein dem W. eigenes Verständnis von Recht und Ordnung, Faustrecht sowie rass. Vorurteile. Klass. Vorläufer sind die Werke von J. F. Cooper und Mark Twain. Um 1900 erlebte der W. seine erste Blütezeit (O. Wister, E. Z. C. Judson, Z. Grey), in den 50er-Jahren machte sich J. Schaefer einen Namen. - Nachahmung fand der W. in Europa, in Dtl. z. B. bei C. Sealsfield, B. Möllnhausen und K. May. W. erfuhren frühzeitig eine weite Verbreitung, z. B. als Heftromane, in denen klischeehaft gute und böse Figuren in Konflikt geraten und die mit wenigen stereotypen Requisiten (Prärie, Pferde, Saloon, Sheriff usw.) auskommen.
Im Film ist der W. eines der ältesten Genres, das bes. auf einer spannungsgeladenen Handlung, klischeehaften Elementen (Verfolgungsjagd, Pistolenduelle) und dem W.-Helden aufbaut. Der erste W. entstand 1903 (E. S. Porter). Der W. zwischen 1920 und 1950 ist vom Typ der legendären Gestalt (Jesse James, Billy the Kid) geprägt. Zum ersten W.-Klassiker wurde J. Fords »Höllenfahrt nach Santa Fé« (1939; auch u. d. T. »Ringo«). Regisseure wie F. Zinnemann, H. Haig orientierten sich später auf eine größere Realitätsnähe, psycholog. Motivation des W.-Helden, Tod und Gewalt sind nicht mehr nur Begleiterscheinungen einer romant. Actiongeschichte. In den 60er-Jahren entstand in Europa der Italo-W. (u. a. S. Leone), der den geschichtl. amerikan. Hintergrund zugunsten von Action, zyn. Gesellschaftskritik und Komik vernachlässigt. Ende der 70er-Jahre setzte eine W.-Renaissance ein, bei der man sich wieder um Authentizität und Entheroisierung bemühte, z. B. in »Ich, Tom Horn« (1980), »Der mit dem Wolf tanzt« (1990), »Erbarmungslos« (1992).
▣ Literatur:
Folsom, J. K.: The American western novel. New Haven, Conn., 1966.
⃟ Beissel, R.: Von Atala bis Winnetou. Bamberg 1978.
⃟ Steinbrink, B.: Abenteuerliteratur des 19. Jh. in Dtl. Tübingen 1983.
⃟ Hembus, J.: Das W.-Lexikon. 1 567 Filme von 1894 bis heute, bearb. v. B. Hembus. Neuausg. München 1995.
Wẹstern[engl.] der, Roman oder Film über die amerikan. Grenzgebiete, den Wilden Westen, der zur Zeit der Besiedlung v. a. im 19. Jh. spielt, deshalb auch Wildwestroman bzw. Wildwestfilm. In der Literatur die spezifisch amerikan. Sonderform der Abenteuerliteratur und des histor. Romans. Der W. schildert den Mythos einer heroischen amerikan. Vergangenheit in der Auseinandersetzung zw. Pionieren, Indianern, Siedlern, Goldsuchern und Cowboys. Im Mittelpunkt steht der individualist. Einzelgänger mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Die Darstellung im W. kollidiert zumeist mit der geschichtl. Wirklichkeit und propagiert ein dem W. eigenes Verständnis von Recht und Ordnung, Faustrecht sowie rass. Vorurteile. Klass. Vorläufer sind die Werke von J. F. Cooper und Mark Twain. Um 1900 erlebte der W. seine erste Blütezeit (O. Wister, E. Z. C. Judson, Z. Grey), in den 50er-Jahren machte sich J. Schaefer einen Namen. - Nachahmung fand der W. in Europa, in Dtl. z. B. bei C. Sealsfield, B. Möllnhausen und K. May. W. erfuhren frühzeitig eine weite Verbreitung, z. B. als Heftromane, in denen klischeehaft gute und böse Figuren in Konflikt geraten und die mit wenigen stereotypen Requisiten (Prärie, Pferde, Saloon, Sheriff usw.) auskommen.
Im Film ist der W. eines der ältesten Genres, das bes. auf einer spannungsgeladenen Handlung, klischeehaften Elementen (Verfolgungsjagd, Pistolenduelle) und dem W.-Helden aufbaut. Der erste W. entstand 1903 (E. S. Porter). Der W. zwischen 1920 und 1950 ist vom Typ der legendären Gestalt (Jesse James, Billy the Kid) geprägt. Zum ersten W.-Klassiker wurde J. Fords »Höllenfahrt nach Santa Fé« (1939; auch u. d. T. »Ringo«). Regisseure wie F. Zinnemann, H. Haig orientierten sich später auf eine größere Realitätsnähe, psycholog. Motivation des W.-Helden, Tod und Gewalt sind nicht mehr nur Begleiterscheinungen einer romant. Actiongeschichte. In den 60er-Jahren entstand in Europa der Italo-W. (u. a. S. Leone), der den geschichtl. amerikan. Hintergrund zugunsten von Action, zyn. Gesellschaftskritik und Komik vernachlässigt. Ende der 70er-Jahre setzte eine W.-Renaissance ein, bei der man sich wieder um Authentizität und Entheroisierung bemühte, z. B. in »Ich, Tom Horn« (1980), »Der mit dem Wolf tanzt« (1990), »Erbarmungslos« (1992).
▣ Literatur:
Folsom, J. K.: The American western novel. New Haven, Conn., 1966.
⃟ Beissel, R.: Von Atala bis Winnetou. Bamberg 1978.
⃟ Steinbrink, B.: Abenteuerliteratur des 19. Jh. in Dtl. Tübingen 1983.
⃟ Hembus, J.: Das W.-Lexikon. 1 567 Filme von 1894 bis heute, bearb. v. B. Hembus. Neuausg. München 1995.