Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Wertigkeit
Wertigkeit,1) Chemie: (Valenz) urspr. die Anzahl der Wasserstoffatome, die durch das Atom eines beliebigen Elements gebunden oder ersetzt werden können (stöchiometr. W.). In der modernen Chemie ist die W. jedoch durch ganz unterschiedliche valenztheoret. Begriffe ersetzt worden. So versteht man unter Ionen-W. (Ladungszahl) die Zahl der positiven oder negativen Elementarladungen eines Ions, z. B. Mg2+ (zweiwertig), Cl (einwertig). Die Bindungs-W. (Bindigkeit, Kovalenz) gibt die Anzahl der kovalenten Bindungen (chemische Bindung) an, die von einem Atom ausgehen. In Strukturformeln wird diese durch die Anzahl der Valenzstriche angegeben. Die koordinative W. (Koordinationszahl) gibt die Zahl der nächsten Nachbarn eines Atoms (oder Ions) unabhängig von der Art der Bindung an. Die elektrochem. W. (Oxidationsstufe, -zahl) eines Atoms in einem Atomverband gibt die Ladung an, die das Atom haben würde, wenn die Elektronen aller Bindungen dem jeweils elektronegativeren Bindungspartner (Elektronegativität) zugeordnet werden. Die Verbindungs-W. gibt an, wie oft eine bestimmte Funktion in einem Molekül der Verbindung auftritt. Eine Säure, die zwei Protonen abspalten kann, ist danach zweiwertig (z. B. H2SO4). Die formale Ladung wird ermittelt, indem man die Gesamtzahl der nach der Valenzstrichformel jedem Atom zukommenden Elektronen (Bindungselektronen werden jedem verbundenen Atom zur Hälfte zugeordnet) mit der Zahl der Elektronen vergleicht, die das Element im freien Zustand hat (z. B. hat im Kohlenmonoxid, |C≡O|, Kohlenstoff eine negative, Sauerstoff eine positive Formalladung).
2) Sprachwissenschaft: svw. Valenz.
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