Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Weltkrieg
Weltkrieg,ein globaler, viele Staaten und Völker der Erde einbeziehender militär. Konflikt, bei dem die Kampfhandlungen sich auf fast alle Kontinente und Weltmeere erstrecken. Eine erdumspannende militär. Auseinandersetzung war bereits der Siebenjährige Krieg (1756-63); die Kriegshandlungen der europ. Mächte in Übersee beschränkten sich damals allerdings auf wenige, kurze sowie punktuelle Schlachten und Gefechte. Erst die beiden großen Kriege des 20. Jh. waren W. im eigentl. Sinne, wobei der Erste W. (1914-18) hinsichtlich seiner Opfer, des Ausmaßes der Zerstörung wie auch in Bezug auf die militärisch-territorialen Dimensionen durch den Zweiten W. (1939-45) noch erheblich übertroffen wurde. Im Unterschied zu früher geführten »Kabinettskriegen« war für die W. charakteristisch: Konfrontation von Millionenheeren, Einsatz einer gewaltigen Militärmaschinerie mit entsprechenden Nachschubproblemen, erstmalige Verwendung von Luft- und Panzerwaffen (am Ende des Zweiten W. der Nuklearwaffe), die völlige Ausrichtung der nat. Wirtschaften auf die Bedürfnisse des Krieges (»Heimatfront«, Vorrang der Waffen- und Munitionsproduktion). Die Zivilbevölkerung wurde in einem bis dahin unbekannten Maße in die Kriegshandlungen einbezogen, die sich oft gezielt gegen sie richteten (z. B. Bombenterror gegen Städte, Vernichtungsaktionen gegen ganze Bev.gruppen im Zweiten W.); die Zerstörung materieller und kultureller Güter führte zur Verwüstung großer Territorien (im Zweiten W. z. B. durch die von dt. Truppen angewandte Taktik der »verbrannten Erde«). Beide W. riefen grundlegende Veränderungen im Staatensystem der Welt hervor (z. B. Zerfall von Vielvölkerstaaten, Bildung neuer Länder) und zogen z. T. gesellschaftl. Umwälzungen nach sich (u. a. Oktoberrevolution in Russland 1917); sie veränderten die Machtkonstellation zw. den Ländern erheblich. Unter dem Eindruck der Kriegskatastrophe waren nach beiden W. internat. Bemühungen darauf gerichtet, den Frieden weltweit zu sichern (u. a. durch die Gründung zwischenstaatlicher Organisationen: 1919/20 Völkerbund, 1945 UN).
Der Erste Weltkrieg Ursachen und Vorgeschichte: Die Ursachen des Ersten W. erwuchsen längerfristig aus den machtpolit. Gegensätzen und Interessenkonflikten im europ. Staatensystem, wie sie sich an der Wende vom 19. zum 20. Jh. herausgebildet hatten. Zunehmende Rivalität bestand zw. der See- und Kolonialmacht Großbritannien und Dtl., das durch seine rasche wirtsch. Expansion nach der Reichsgründung 1871, durch sein Streben nach Weltgeltung (»Platz an der Sonne«) und v. a. durch seine ab 1898 verstärkte Flottenrüstung die brit. Hegemonie bedrohte. Flankiert wurde dieser Konflikt von den traditionellen frz.-dt. Spannungen (Revanchedenken Frankreichs wegen der Kriegsniederlage 1870/71), zugespitzt durch die dt. Annexion Elsass-Lothringens. Ein Krisenherd existierte auf dem Balkan, wo Österreich-Ungarn und Russland um Einflusssphären konkurrierten; das Russ. Reich bediente sich einer panslawist. Prestigepolitik und nutzte die sich zuspitzenden nat. Probleme innerhalb des habsburg. Vielvölkerstaates. Der Gegensatz zw. Russland und Dtl. beruhte auf der dt. Unterstützung für Österreich-Ungarn auf dem Balkan und der dt. Absicht, das osman. Reich zu modernisieren, dem der Drang des Zarenreiches nach den Meerengen (Bosporus und Dardanellen) entgegenstand. Hegemoniestreben (Imperialismus) und übersteigerter Nationalismus der europ. Großmächte wurden zu entscheidenden Gründen für den Ausbruch des Ersten W. Die Marokkokrisen 1905 und 1911, die österr. Annexion von Bosnien und Herzegowina 1908 sowie die Balkankriege 1912/13 führten Europa bereits an den Rand eines allgemeinen Krieges. Im Vorfeld des Ersten W. formierten sich zwei einander gegenüberstehende Koalitionen: Auf der einen Seite die Mittelmächte mit Dtl., Österreich-Ungarn (1879 Zweibund, durch Italien 1882 zum Dreibund erweitert), denen sich das Osman. Reich (seit 1914) und Bulgarien (seit 1915) anschlossen, auf der anderen Seite die Ententemächte zunächst mit dem frz.-russ. Zweiverband (1893/94), später mit Großbritannien, Frankreich (Entente cordiale 1904) und Russland (Tripelentente 1907), während des Krieges um Japan (seit 1914), Italien (Vierverband 1915), die USA (seit 1917) u. a. erweitert (auch als Alliierte und assoziierte Mächte bezeichnet).
Unmittelbarer Kriegsanlass war die Ermordung des österr.-ungar. Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand durch den serb. Nationalisten Gavrilo Prinčip am 28. 6. 1914 in Sarajevo. Es folgte ein Monat hektischer diplomat. Aktivitäten (»Julikrise«). Nachdem Serbien ein scharfes österr. Ultimatum (23. 7.) abgelehnt hatte, erklärte ihm Österreich-Ungarn mit Rückendeckung Dtl.s (»Blankovollmacht«) am 28. 7. 1914 den Krieg. Russland reagierte mit einer Generalmobilmachung (30. 7.), die es trotz eines dt. Ultimatums nicht einstellte, woraufhin Dtl. am 1. 8. 1914 Russland den Krieg erklärte. Die europ. Bündnisverflechtungen setzten nunmehr einen militär. Mechanismus in Gang. Am 2. 8. besetzten dt. Truppen Luxemburg. Am 3. 8. folgte die dt. Kriegserklärung an Frankreich. Der dt. Einmarsch in das neutrale Belgien veranlasste Großbritannien am 4. 8. zum Kriegseintritt. Italien blieb zunächst neutral; Japan trat am 23. 8. in den Krieg gegen Dtl. ein.
Der Grad der dt. Verantwortung für den Ausbruch des Ersten W. ist in der Geschichtswissenschaft bis heute umstritten (Kriegsschuldfrage).Der Bewegungskrieg im Westen 1914: Gemäß dem Schlieffenplan (Schlieffen) erfolgte der dt. Aufmarsch mit dem Schwerpunkt gegen Frankreich (sieben Armeen im W). Um den Festungsgürtel Frankreichs zu umgehen und dessen Heer in einer großen Umfassungsoperation zu besiegen, war die Durchquerung des neutralen Belgiens mit einem starken rechten Flügel vorgesehen. Nach der Besetzung Lüttichs (7. 8.) begann am 18. 8. der Vormarsch aller dt. Armeen (20. 8. Einnahme von Brüssel). Die Grenzschlachten Ende Aug. brachten keine Entscheidung; die dt. Truppen überschritten Anfang Sept. die Marne östlich von Paris. Die erfolgreiche Gegenoffensive der Entente (6.-9. 9.) zw. Paris und Verdun zwang die dt. Armeen zum Rückzug hinter die Aisne. Die Marneschlacht war der erste Wendepunkt im Verlauf des Krieges; mit ihr scheiterte die dt. Strategie zur Vermeidung eines Zweifrontenkrieges; es kam zu einer Führungskrise in der Obersten Heeresleitung Dtl.s (14. 9. Chef des Generalstabes H. von Moltke durch E. von Falkenhayn abgelöst). Gegenseitige Überflügelungsversuche im Herbst dehnten die Front bis zur Nordsee aus (»Wettlauf zum Meer«). In den Schlachten in Flandern (Okt./Nov.) mit dem Schwerpunkt bei Ypern schlugen alle dt. Versuche fehl, zur frz. Kanalküste vorzudringen. Danach erstarrte die Westfront im Stellungskrieg.
Der Bewegungskrieg im Osten 1914: Der in Ostpreußen einfallenden russ. Njemen-Armee trat die dt. 8. Armee am 20. 8. bei Gumbinnen entgegen. Auf die Nachricht vom Anmarsch der Narew-Armee brach der dt. General M. von Prittwitz die Schlacht ab und befahl den Rückzug hinter die Weichsel. Er wurde durch General P. von Hindenburg (Generalstabschef General E. Ludendorff) ersetzt, der sich zum Angriff auf die Narew-Armee entschloss. Nach deren Vernichtung bei Tannenberg (26.-31. 8.) wandte sich Hindenburg gegen die Njemen-Armee und besiegte sie an den Masur. Seen (6.-14. 9.).
Das österr.-ungar. Heer stieß auf Lublin und Lemberg vor, schlug russ. Truppen bei Kraśnik (25. 8.) und Komarów (1. 9.), musste jedoch im Sept. vor der russ. Übermacht in die Karpaten und hinter die Wisłoka zurückweichen. Zu seiner Unterstützung wurde die aus Teilen der 8. gebildete dt. 9. Armee unter Hindenburg nördlich von Krakau eingesetzt. Sie drang im Okt. bis Iwangorod und südlich von Warschau vor; von Umfassung bedroht, zog sie sich nach Oberschlesien zurück. Infolgedessen mussten auch die inzwischen an den San und bis Iwangorod vorgegangenen österr.-ungar. Armeen wieder in die Karpaten und nach Krakau zurückgenommen werden. Am 1. 11. wurde Hindenburg Oberbefehlshaber Ost. Er überließ den Schutz Oberschlesiens den Österreichern sowie schwachen dt. Kräften und stellte die 9. Armee unter General A. von Mackensen bei Thorn zum Angriff bereit, die schließlich Mitte Nov. starke russ. Kräfte um Lodz einkesselten. Durch einen russ. Vorstoß von NO wurde der dt. linke Umfassungsflügel eingeschlossen. Ihm gelang der Durchbruch auf Brzeziny (24. 11.). Im Dez. wurden die Russen hinter die Bzura und obere Pilica und bei Krakau zurückgedrängt. Danach ging auch die Ostfront zum Stellungskrieg über.
Der Feldzug gegen Serbien begann am 12. 8. mit einem erfolglosen österr.-ungar. Vorstoß über die Drina. Ein neuer Angriff im Sept. führte nach schweren Kämpfen am 2. 12. zur Einnahme Belgrads; er endete infolge eines serb. Gegenstoßes mit dem Rückzug hinter Drina und Save.Die Kämpfe im Westen und Osten 1915: In der Winterschlacht in der Champagne (16. 2.-19. 3.), der Frühjahrsschlacht im Artois (9. 5.-18. 6.) und der Herbstschlacht im Artois und in der Champagne (22. 9.-14. 10.) versuchten die Franzosen und Briten unter steigendem Kräfte- und Materialeinsatz vergeblich, die dt. Abwehrfront im W zu durchbrechen. Ein dt. Angriff zur Abschnürung des Ypernbogens (22. 4.-24. 5.) kam über Anfangserfolge nicht hinaus. Im O schlug Hindenburg im Febr. den russ. Nordflügel vernichtend in der Winterschlacht in Masuren. Die im Jan. an der österr.-ungar. Karpatenfront eingesetzte dt. Südarmee warf die nach Ungarn vorgedrungenen Russen wieder zurück. Nach der Kapitulation der österr. Festung Przemyśl (22. 3.) rückten russ. Truppen erneut in die Karpaten vor. Zur Entlastung des Verbündeten griff die dt. 11. Armee unter Mackensen am 2. 5. bei Gorlice-Tarnów an und durchbrach die russ. Front in Galizien. Mitte Mai wurde der San überschritten, am 3. 6. Przemyśl, am 22. Lemberg eingenommen. Dann stießen die Verbündeten zw. Bug und Weichsel nach N vor. Mitte Juli traten die dt. Armeen in Polen und Litauen zum Angriff an. In schneller Folge fielen im Aug. und Sept. Iwangorod, Warschau, Kowno, Brest-Litowsk, Grodno und Wilna. Ende Sept. wurde die Offensive in einer von der Bukowina über Pinsk nach Dünaburg und längs der Düna zur Rigaer Bucht verlaufenden Linie eingestellt.
Die Ereignisse auf den Nebenfronten 1915: Italien schloss sich nach ergebnislosen Verhandlungen mit Wien über territoriale Kompensationen (Trentino) der Entente an und erklärte am 23. 5. Österreich-Ungarn den Krieg (dem Dt. Reich erst am 28. 8. 1916). Generalstabschef General L. Cadorna setzte ein Großteil des Heeres am Isonzo zum Durchbruch auf Laibach ein; in den ersten vier Isonzoschlachten (Juni-Nov.) konnten die schwachen österr.-ungar. Kräfte nur auf ihre Hauptstellung zurückgedrängt werden.
Das Osman. Reich hatte im Aug. 1914 mit Dtl. ein Bündnis geschlossen und trat im Nov. in den Krieg ein. Die von Kriegsmin. Enver Pascha geführten Hauptkräfte versammelten sich um Konstantinopel. Ein türk. Angriff auf die russ. Truppen im Kaukasus endete im Jan. 1915 mit einem schweren Rückschlag. Ebenso scheiterte ein Vorstoß gegen den Sueskanal. Nach einem erfolglosen brit.-frz. Flottenangriff auf die Dardanellen (18. 3.) landeten die Alliierten am 25. 4. auf der Halbinsel Gallipoli, konnten aber die türk. Abwehrfront nicht durchbrechen und mussten Ende 1915 abziehen. Vom Pers. Golf auf Bagdad vorstoßende brit. Truppen wurden von den Türken am 22. 11. bei Ktesiphon geschlagen und in Kut el-Amara eingeschlossen, wo sie am 29. 4. 1916 kapitulierten.
Um Landverbindung mit der Türkei zu erhalten, entschlossen sich die dt. und die österr.-ungar. Heeresleitung im Spätsommer 1915 zum Angriff auf Serbien. Bulgarien verpflichtete sich in einer Militärkonvention (6. 9.) zur Teilnahme. Unter Mackensen erzwangen die dt. 11. und die österr.-ungar. 3. Armee im Okt. den Übergang über Donau und Save. In schweren Kämpfen wurden die Serben im Okt. und Nov. vernichtend geschlagen. Zu ihrer Unterstützung landeten am 5. 10. brit.-frz. Truppen bei Saloniki. Sie drangen im Nov. nach Makedonien vor und wurden im Dez. von den Bulgaren über die grch. Grenze zurückgeworfen. Mit der Eroberung Montenegros und Albaniens durch österr.-ungar. Kräfte im Jan./Febr. 1916 schloss der Balkanfeldzug der Mittelmächte ab.Die Kämpfe an der West- und Ostfront und gegen Italien 1916: Anfang 1916 entschloss sich Falkenhayn zum Angriff auf Verdun, der am 21. 2. mit einem tiefen Einbruch begann. Die Schlacht um Verdun (Febr.-Dez.), mit der der Gegner »ausgeblutet« werden sollte, wurde dann aber zu einem zähen Ringen um jeden Fußbreit Boden, in dem beide Seiten schwere Verluste erlitten (rd. 700 000 Mann). Ein am 15. 5. einsetzender österr.-ungar. Angriff in Tirol zur Entlastung der Isonzofront musste wieder eingestellt werden, als am 4. 6. die russ. Brussilow-Offensive gegen den S der Ostfront begann. Sie konnte erst im Aug. zum Stehen gebracht werden. Ein brit.-frz. Großangriff an der Somme (seit 24. 6.) wurde in fünfmonatigem Kampf abgewehrt. Der Misserfolg vor Verdun, die Sommekrise und die rumän. Kriegserklärung an Österreich-Ungarn (27. 8.) führten zum Rücktritt Falkenhayns als Generalstabschef; Nachfolger wurde Hindenburg mit Ludendorff als Erstem Generalquartiermeister (Oberste Heeresleitung). Sie stellten den Angriff auf Verdun ein und entschlossen sich zur Offensive gegen Rumänien. Ein bulgar. Vorstoß in die Dobrudscha (Anfang Sept.) endete im Okt. mit der Besetzung Constanţas und Cernavodas. Die dt. 9. Armee unter Falkenhayn besiegte die nach Siebenbürgen vorgestoßenen Rumänen bei Hermannstadt (26.-28. 9.) und Kronstadt (7./8. 10.). Im Nov. erkämpfte sie den Übergang über die Südkarpaten (Transsilvan. Alpen) und drängte den Gegner gemeinsam mit der am 23. 11. bei Swischtow über die Donau gegangenen Donau-Armee nach O zurück. Nach schwerer Niederlage am Argeş (1.-3. 12.) räumten die Rumänen die Walachei. Die Verbündeten besetzten am 6. 12. Bukarest. An der makedon. Front wehrten dt.-bulgar. Kräfte im Herbst einen großen Angriff der Saloniki-Armee ab. Am Isonzo versuchten die Italiener in fünf weiteren Schlachten (Juni-Nov.) erfolglos, die österr.-ungar. Stellungen zu durchbrechen. Eine russ. Offensive in Armenien warf die Türken weit zurück.
Trotz des Sieges über Rumänien und der Abwehr aller Angriffe war die Lage der Mittelmächte Ende 1916 ernst. Die 1914 errichtete brit. Fernblockade in der Nordsee und im Kanal begann zu wirken. Die Donaumonarchie wurde durch die innere Opposition der Slawen und den Tod Kaiser Franz Josephs I. (21. 11.) erschüttert; Versuche seines Nachfolgers, Karls I., einen Sonderfrieden zu erreichen (Sixtus), bewirkten eine Entfremdung zu Deutschland. Im Dt. Reich sprengte der Streit um die Kriegsziele die nat. Einheitsfront der polit. Parteien; die Errichtung eines Königreichs Polen (5. 11.) brachte nicht die erhoffte poln. Unterstützung. Das Friedensangebot der Mittelmächte (12. 12.) wurde von der Entente abgelehnt; auch eine Friedensnote des amerikan. Präsidenten W. Wilson (18. 12.) blieb wirkungslos. Zur Fortführung des Kriegs forderten Hindenburg und Ludendorff die Heranziehung aller zivilen Kräfte zur Steigerung der Rüstungsind. und Ernährungswirtschaft (Vaterländ. Hilfsdienst, Hindenburg-Programm).
Die West- und Ostfront 1917 und der Zusammenbruch Russlands: In Erwartung einer neuen Großoffensive der Alliierten im Sommegebiet wurde die Front Mitte März in die stark ausgebaute Siegfriedstellung zurückgenommen. Darauf griffen die Alliierten im April und Mai unter extremem Kräfte- und Materialeinsatz an der Aisne und in der Champagne sowie bei Arras an, wurden aber in bewegl. Verteidigung abgewiesen. Ebenso wenig vermochten die Briten in der Schlacht in Flandern (Juni-Dez.) größere Erfolge zu erzielen. Ihr Geländegewinn unter Einsatz neuartiger Panzerwagen in der am 20. 11. begonnenen Tankschlacht bei Cambrai ging bei dem dt. Gegenangriff (Ende Nov./Anfang Dez.) wieder verloren.
In Russland brach am 12. 3. (27. 2.) die »Februarrevolution« aus, Zar Nikolaus II. dankte am 15. 3. ab. Die neue provisor. Regierung aus Demokraten und Sozialrevolutionären entschloss sich auf Drängen der Entente zu einer Offensive (Kerenski-Offensive), die am 1. 7. begann und die österr.-ungar. Front in Galizien teilweise zurückdrückte. Der Gegenangriff der Verbündeten bei Tarnopol (19. 7.) verdrängte die Russen aus Ostgalizien und der Bukowina; die Eroberung Rigas (3. 9.) und der balt. Inseln (Ösel, Dagö, Moon, 12.-21. 10.) vollendete die militär. Niederlage. Mit der »Oktoberrevolution« kamen am 7. 11. (25. 10.) die Bolschewiki an die Macht. Sie schlossen am 15. 12. Waffenstillstand und traten am 22. 12. in Friedensverhandlungen ein, die aber erst nach dem dt. Einmarsch in Livland und Estland und der Besetzung der Ukraine am 3. 3. 1918 zum »Diktatfrieden« von Brest-Litowsk führten (Brest 2). Den Kriegszustand mit Rumänien beendete am 7. 5. der Friede von Bukarest. Finnland schloss am 7. 3. einen Sonderfrieden mit dem Dt. Reich und vertrieb danach mithilfe dt. Truppen unter General R. Graf von der Goltz die Bolschewiki (April 1918).
Die Kämpfe gegen Italien, in Makedonien und in der Türkei 1917: Die Lage an der Isonzofront war nach weiteren italien. Angriffen im Frühjahr und Aug./Sept. 1917 aufs Äußerste gespannt. Zur Entlastung griffen dt. und österr.-ungar. Kräfte unter General O. von Below am 24. 10. am oberen Isonzo an. Sie durchbrachen die italien. Stellung bei Flitsch-Tolmein, besiegten die Italiener bei Udine (28. 10.-3. 11.) und warfen sie hinter den Piave zurück. Die dt.-bulgar. Front in Makedonien trotzte allen Angriffen der Alliierten, denen sich Griechenland nach Abdankung König Konstantins am 27. 6. anschloss. In Irak drängten die Briten die Türken im März bis über Bagdad zurück. Eine brit. Offensive auf Palästina führte am 10. 12. zur Einnahme Jerusalems.Die Lage 1917 und die dt. Offensive 1918: Durch den Zusammenbruch Russlands und den Sieg in Oberitalien waren die Mittelmächte entlastet worden. Andererseits hatte der nach schweren polit. Auseinandersetzungen von Dtl. am 1. 2. 1917 begonnene uneingeschränkte U-Boot-Krieg nicht die erhoffte entscheidende Wirkung gehabt, führte aber zum Kriegseintritt der USA (6. 4.). Die Verschlechterung der Ernährungs- und Rohstofflage, Zerfallserscheinungen in der Donaumonarchie, die durch die Friedensresolution des Reichstags (19. 7.) gewachsene innenpolit. Spannung in Dtl. und das zu erwartende Eingreifen amerikan. Truppen forderten eine baldige Beendigung des Kriegs. Die Oberste Heeresleitung entschloss sich, eine militär. Entscheidung durch eine große Offensive im W zu suchen. Der am 21. 3. 1918 zw. Arras und La Fère in 70 km Breite eingeleitete Angriff wurde nach großen Anfangserfolgen am 4. 4. östlich von Amiens gestoppt; ein am 9. 4. beginnender Angriff beiderseits von Armentières kam nach Erstürmung des Kemmelberges (25. 4.) ebenfalls zum Stehen. Um die gegner. Reserven aus Flandern abzuziehen, erfolgte am 27. 5. ein neuer großer Angriff zw. Soissons und Reims; er führte in wenigen Tagen bis zur Marne bei Château-Thierry, blieb jedoch mit dem rechten Flügel am 13. 6. vor Compiègne und Villers-Cotterêts stecken. Weitere dt. Offensiven zw. Montdidier und Noyon (9.-14. 6.) sowie an der Marne und in der Champagne (15.-17. 7.) scheiterten ebenso.Die Gegenoffensive der Entente und der Zusammenbruch der Mittelmächte: Auf alliierter Seite hatte General F. Foch im April 1918 den Oberbefehl über alle Landstreitkräfte übernommen. Er begann seine Gegenoffensive am 18. 7. mit einem Flankenstoß aus dem Wald von Villers-Cotterêts, der zur Zurücknahme der dt. Front hinter die Vesle führte. Weitere am 8. 8. östlich von Amiens einsetzende, von Tanks und Flugzeugen unterstützte Angriffe drängten die Deutschen in die Siegfriedstellung zurück. Ende Sept. traten die Alliierten in Flandern, im Artois und in der Champagne zur Generaloffensive an. Unter zähem Widerstand wichen die Deutschen im Okt. und Anfang Nov. allmählich in die Antwerpen-Maas-Stellung zurück.
Inzwischen hatte Bulgarien nach dem Zusammenbruch der makedon. Front (Mitte Sept.) am 29. 9., die Türkei nach schweren Niederlagen in Palästina am 30. 10. Waffenstillstand mit der Entente geschlossen. Am 28. 10. durchbrachen die Alliierten die österr.-ungar. Front am Piave. Daraufhin bat auch die Wiener Regierung um Waffenstillstand, der am 3. 11. in Kraft trat. Die neue Reichsregierung (Reichskanzler seit 3. 10. Prinz Max von Baden) hatte auf Drängen Ludendorffs (29. 9.) widerstrebend am 5. 10. den amerikan. Präs. Wilson um Waffenstillstand und Einleitung von Friedensverhandlungen aufgrund seines Friedensprogramms vom 8. 1. 1918 ersucht (Vierzehn Punkte). Am 26. 10. wurde Ludendorff durch General W. Groener ersetzt. Im Dt. Reich konnte die Einführung des parlamentar. Regierungssystems den Zusammenbruch nicht mehr aufhalten. Aus Meutereien bei der Hochseeflotte entwickelte sich eine Revolution, die am 9. 11. zur Ausrufung der Republik durch P. Scheidemann mit nachfolgendem Thronverzicht des Kaisers und des Kronprinzen führte. Am 11. 11. wurde im Wald von Compiègne mit den Alliierten ein Waffenstillstand geschlossen, der u. a. die Räumung der besetzten Gebiete und Elsass-Lothringens binnen 14, die des linken Rheinufers mit den Brückenköpfen Mainz, Koblenz und Köln binnen 30 Tagen vorsah; weiterhin legte er die Freilassung aller Kriegsgefangenen ohne Gegenleistung, die Auslieferung der U-Boote, die Internierung des Hauptteils der Flotte in Scapa Flow und die Fortdauer der Blockade fest.Der See- und Kolonialkrieg 1914-18: Das Ziel der dt. Seekriegführung in der Nordsee war zunächst die Schwächung des Gegners durch eine U-Boot- und Minenoffensive; die dt. Flotte sollte bei günstiger Gelegenheit zur Schlacht eingesetzt werden. Dieses Ziel wurde nicht erreicht, da die brit. Flotte sich dem dt. Kleinkrieg durch eine weite Blockade entzog. Am 28. 8. 1914 kam es bei Helgoland zu einem Gefecht zw. leichten Streitkräften. Am 24. 1. 1915 fand die Schlacht an der Doggerbank statt. In der Schlacht vor dem Skagerrak (31. 5./1. 6. 1916) zwischen der dt. Hochseeflotte und der brit. »Home Fleet« hatte Letztere zwar größere Verluste, eine Entscheidung fiel aber nicht. In der Ostsee behaupteten schwache dt. Streitkräfte gegenüber der weit überlegenen russ. Flotte die Seeherrschaft und sicherten die Erzeinfuhr aus Schweden. Die dt. Mittelmeerdivision (Kreuzer »Goeben« und »Breslau«) brach nach Beschießung alger. Häfen im Aug. 1914 nach Konstantinopel durch und bekämpfte dann als Kern der türk. Flotte die russ. Seestreitkräfte im Schwarzen Meer. Das dt. Kreuzergeschwader in Ostasien unter Admiral Graf M. von Spee besiegte am 1. 11. 1914 bei Coronel einen brit. Kreuzerverband; es erlag am 8. 12. 1914 bei den Falklandinseln überlegenen brit. Streitkräften. Dt. kleine Kreuzer und Hilfskreuzer setzten den Handelskrieg erfolgreich fort. Nach Versenkung von drei brit. Kreuzern durch dt. U-Boote vor der niederländ. Küste (22. 9. 1914) eröffnete Dtl. im Febr. 1915 den U-Boot-Krieg gegen die Handelsschifffahrt der Alliierten; er wurde nach dem Lusitania-Zwischenfall (7. 5. 1915) auf amerikan. Druck hin stark eingeschränkt und erst nach der Ablehnung des Friedensangebots der Mittelmächte am 1. 2. 1917 in verschärfter Form (uneingeschränkter U-Boot-Krieg) wieder aufgenommen. Er wirkte aber infolge der brit. Abwehrmaßnahmen nicht kriegsentscheidend.
Bei Kriegsbeginn griff die Entente sofort die dt. Kolonien (Schutzgebiete) an. Togo wurde im Aug. 1914 von Briten und Franzosen besetzt. Die Schutztruppe in Dt.-Südwestafrika unterlag im Sommer 1915 zehnfacher südafrikan. Übermacht. Die Schutztruppe in Kamerun behauptete sich bis Anfang 1916 gegen weit überlegene alliierte Kräfte und trat dann auf span. Gebiet über. Dt.-Ostafrika verteidigte General P. von Lettow-Vorbeck bis Febr. 1916 erfolgreich gegen alle Einfälle der Alliierten; am 14. 11. 1918 gab er auf Befehl der Reichsregierung endgültig auf. Tsingtau fiel am 7. 11. 1914 in die Hände der Japaner. Die dt. Südseeinseln wurden 1914 von Japanern und Australiern besetzt.
Der Luftkrieg 1914-18: Zunächst spielte die gelegentl. Fernaufklärung, nach dem Übergang zum Stellungskrieg die Nahaufklärung durch Flugzeuge eine Rolle. Zu Luftkämpfen kam es erst allmählich im Verlauf des Krieges (erster dt. Luftsieg über ein frz. Flugzeug bereits am 5. 11. 1914); das ging einher mit einer gezielten Bewaffnung der Flugzeuge (Flieger-MG, Spreng- und Brandbomben) sowie einer Entwicklung versch. Flugzeugtypen (Aufklärungs-, Jagd- und Bombenflugzeuge sowie Schlachtflieger; leistungsfähigste dt. Jagdflugzeuge: Albatros D III und Fokker D VII). Zeppelin-Luftschiffe warfen 1914 nachts Bomben über Antwerpen und 1915/16 u. a. über London und Paris ab. Dt. Kampfgeschwader wurden 1916 bei Verdun eingesetzt. Im Okt. 1916 fasste man alle dt. Flieger- und Fliegerabwehrkräfte unter einem Kommandierenden General der »Luftstreitkräfte« zusammen. Bis zum Kriegsende wurden die Fliegerstreitkräfte bei den Mittelmächten und den Alliierten erheblich verstärkt (die Zahl der Militärflugzeuge stieg 1914-18 im Durchschnitt auf das 10- bis 15fache). Der Einsatz von Tieffliegern und Bombern gegen die Bodentruppen steigerte sich bis zu den beiderseitigen Offensiven von 1918 beträchtlich; gegen Ende des Krieges zeichnete sich - trotz heftiger Attacken der dt. Jagdgeschwader (erfolgreichster Jagdflieger M. von Richthofen) bes. gegen das »Royal Flying Corps« - immer deutlicher die Luftüberlegenheit der Alliierten (im April 1918 u. a. Entstehung der brit. »Royal Air Force«) ab.Bilanz des Krieges: Im ersten weltweiten Krieg waren insgesamt rd. 70 Mio. Mann für die Streitkräfte mobilisiert. Der Krieg forderte etwa 10 Mio. Tote (davon ca. 2 Mio. in Dtl.), 20 Mio. Verwundete und Invaliden (ca. 4,25 Mio. in Dtl.); die Gesamtausgaben für den Krieg (ohne Berücksichtigung der indirekten Verluste durch Produktionsausfälle und Inflation in bzw. nach dem Krieg) werden auf rd. 956 Mrd. Goldmark veranschlagt (davon über 150 Mrd. Mark in Dtl.).
Der Erste W. war militärisch durch den Masseneinsatz neuer techn. Kampfmittel gekennzeichnet; die Produktion von Flugzeugen, Panzern und Maschinengewehren stieg sprunghaft an. Mit der Weiterentwicklung der Kriegstechnik entstanden neue Teilstreitkräfte und Waffengattungen (Flieger-, Panzer-, Nachrichten- und Gastruppen); die Feuerkraft der Infanterie und Artillerie nahm beträchtlich zu. Für die Panzer- und Fliegerabwehr wurden spezielle Geschütze entwickelt. Die Kavallerie verlor an Bedeutung.
Der W. führte in vier Kaiserreichen zur Auflösung der Monarchie (Dt., Russ. und Osman. Reich, Österreich-Ungarn); die Donaumonarchie sowie das Osman. Reich zerfielen in eine Reihe von Nachfolgestaaten (Österreich, Ungarn, Türkei) bzw. neue Nationalstaaten (u. a. Tschechoslowakei, Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen [seit 1929 Jugoslawien], Estland, Lettland, Litauen, die Staaten im Vorderen Orient). Polen wurde selbstständig. Die Grenzen zahlr. Länder änderten sich z. T. erheblich. Nach Revolutionen in Russland und Dtl. mussten der Zar bzw. der Kaiser abdanken. Die russ. Oktoberrevolution von 1917 führte zur Machtergreifung der Bolschewiki und nach Beendigung des sich anschließenden Bürger- und Interventionskrieges zur Bildung der Sowjetunion (1922); die dt. Novemberrevolution von 1918 brachte die Weimarer Rep. hervor. Auch die Westmächte erlebten im Krieg polit. Krisen und waren nach seiner Beendigung von erhebl. Folgewirkungen betroffen: Inflation, Wirtschaftskrisen, Zunahme und Verschärfung innerer Konflikte. Wesentl. Ergebnisse in Großbritannien waren der Zerfall der Liberal Party und die Unabhängigkeit Irlands (ohne den Nordteil). In Italien führten die in der Folge des Ersten W. verschärften sozialen Spannungen in Verbindung mit der allg. Unzufriedenheit über die Ergebnisse des Sieges zur Polarisierung der polit. Kräfte, die den Aufstieg des Faschismus (»Marsch auf Rom« 1922) begünstigte. Die USA waren im Kriegsverlauf zum größten Gläubigerland der Erde aufgestiegen.
Friedensschlüsse: Nach den Sonderfriedensschlüssen der Mittelmächte mit Sowjetrussland (Brest-Litowsk 3. 3. 1918) und Rumänien (Bukarest 7. 5. 1918) fand der Erste W. völkerrechtlich seinen Abschluss in den Pariser Vorortverträgen: dem Versailler Vertrag mit Dtl. (28. 6. 1919) und den Friedensverträgen von Saint-Germain-en-Laye mit Österreich (10. 9. 1919), Trianon mit Ungarn (4. 6. 1920), Neuilly-sur-Seine mit Bulgarien (27. 11. 1919) und Sèvres mit der Türkei (10. 8. 1920). - 1919/20 entstand der Völkerbund, dessen Satzung Bestandteil des Versailler Vertragssystems war.
Der Zweite Weltkrieg Ursachen und Vorgeschichte: Die Friedensregelungen nach dem Ersten Weltkrieg, die sich vorrangig an den nat. Interessen der Siegermächte (v. a. Großbritannien, Frankreich, USA) ausrichteten, ermöglichten keine Stabilität im internat. Staatensystem und ließen sehr bald alte zwischenstaatl. Spannungen wieder aufbrechen sowie neue entstehen. Zudem erschütterte die 1929 ausbrechende Weltwirtschaftskrise die entstandene Nachkriegsordnung nachhaltig. Dtl. waren durch den Versailler Vertrag bes. harte Bedingungen auferlegt worden, die es zur Zeit der Weimarer Rep. (1918-33) v. a. auf diplomat. Weg und durch friedl. Revision zu mildern bzw. abzubauen suchte (u. a. Rapallovertrag 1922, Locarnopakt 1925, Mitgliedschaft im Völkerbund ab 1926). Nach der nat.-soz. Machtergreifung unter A. Hitler (1933) wich Dtl. jedoch von dieser außenpolit. Linie ab, leitete eine forcierte Aufrüstung ein und scheute bei seinem Versuch, schrittweise eine Gleichstellung mit den Westmächten zu erreichen, auch nicht vor zunehmend provokativen Maßnahmen sowie der Verletzung geschlossener Verträge zurück: 1933 Beendigung der Teilnahme an der Abrüstungskonferenz und Austritt aus dem Völkerbund, 1935 Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, 1936 Einmarsch in das entmilitarisierte Rheinland und Einmischung in den Span. Bürgerkrieg (1936-39, Entsendung der »Legion Condor«). Das mit Großbritannien geschlossene Flottenabkommen von 1935 erweiterte den dt. Rüstungsspielraum und spaltete die Front von Stresa. Die brit. Politik des Appeasement, die vorsichtige Haltung Frankreichs sowie der Isolationismus der USA ermunterten Dtl. bei der Verfolgung seiner expansiven Ziele: 1938 gliederte sich Dtl. Österreich (»Anschluss«) und nach dem Münchener Abkommen das Sudetenland ein. Im März 1939 annektierte Dtl. die übrigen tschech. Gebiete (»Protektorat Böhmen und Mähren«). Das nat.-soz. »Großdeutsche Reich« wollte herrschende Kontinentalmacht in Europa werden; sein (von einer extremen Rassenideologie untermauertes) Streben nach Gewinnung von neuem »Lebensraum im Osten« und seine strikt antikommunist. (»antibolschewist.«) Ausrichtung programmierten einen künftigen Konflikt mit der Sowjetunion vor. Parallel zu Dtl., aber zunächst ohne Koordination mit diesem, betrieben auch Japan und Italien eine aggressive Außenpolitik, da sie ihrer Ansicht nach in der Nachkriegsordnung »zu kurz gekommen« waren. Japan, das eine »Große Neuordnung Ostasiens« unter seiner Hegemonie anvisierte, besetzte 1931 die Mandschurei (1932 Schaffung des Marionettenstaates »Mandschukuo«) und führte seit 1937 offen Krieg gegen China. Das faschist. Italien, das unter B. Mussolini die Herrschaft im Mittelmeerraum anstrebte, eroberte 1935/36 Abessinien (Äthiopien), intervenierte ab 1936 im Span. Bürgerkrieg und annektierte im April 1939 Albanien. Mit Bildung der Achse Berlin-Rom (1936), erweitert 1940 zur »Achse Berlin-Rom-Tokio« sowie durch weitere Verträge (Antikominternpakt, Stahlpakt), gingen Dtl., Italien und Japan (die sogenannten »Habenichtse«) ein enges Bündnis ein und formierten sich als Achsenmächte, zu denen später weitere Staaten gehörten. Während des Krieges standen ihnen die Länder der Anti-Hitler-Koalition gegenüber.
Im Anschluss an die Zerschlagung der Tschechoslowakei spitzte sich 1939 das dt.-poln. Verhältnis zu. Daraufhin gaben Großbritannien und Frankreich am 31. 3. 1939 eine Garantieerklärung für die Unabhängigkeit Polens ab, das die von Dtl. wiederholt erhobenen Forderungen nach Rückkehr Danzigs ins Reich sowie nach einer exterritorialen Straßen- und Bahnverbindung zw. Ostpreußen und dem übrigen Reichsgebiet im März endgültig abgelehnt hatte und sich auch nicht zum Beitritt in den Antikominternpakt bewegen ließ. Hitler reagierte mit der Vorbereitung eines Feldzuges gegen Polen; im April 1939 kündigte er den dt.-poln. Nichtangriffsvertrag von 1934. Anschließende Verhandlungen Großbritanniens und Frankreichs mit der Sowjetunion über eine Militärkonvention zum Schutz der kleineren europ. Staaten blieben erfolglos aufgrund des Misstrauens zw. den Verhandlungspartnern und v. a. auch wegen der Befürchtung Polens, dadurch in die Abhängigkeit von der Sowjetunion zu geraten. Stalin, der sein Land vorerst aus krieger. Verwicklungen heraushalten wollte, aber auch eine territoriale Expansion zur Sicherung des europ. Vorfeldes der Sowjetunion anstrebte, nahm nunmehr ein dt. Verhandlungsangebot an, das zum Abschluss des Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakts vom 23. 8. 1939 führte. In einem geheimen Zusatzprotokoll wurde Polen entlang Weichsel, Narew und San in zwei Interessengebiete aufgeteilt; die balt. Staaten (außer Litauen mit Wilna) wies man darin der sowjet. Einflusssphäre zu. Am 25. 8. 1939 schloss Großbritannien ein Beistandsabkommen mit Polen.
Militärisch und rüstungswirtschaftlich war Dtl. nicht in der Lage, einen lang andauernden Krieg zu bestehen; der Rüstungsvorsprung vor den Westmächten aus der 2. Hälfte der 1930er-Jahre konnte nur vorübergehend wirksam sein. Die Expansion nach O sollte den Rohstoff- und Arbeitskräftemangel entscheidend verringern, Dtl. für die Auseinandersetzung im W stärken und die aufgrund der Erfahrungen von 1918 als polit. Gefahr angesehene Belastung der Zivilbevölkerung durch den Krieg herabsetzen. Dies bewog die nat.-soz. Führung unter Hitler, den Krieg bereits im Sommer 1939 auszulösen und dabei auf überfallartige, kurze und regional begrenzte Kriegszüge gegen jeweils nur einen Gegner zu setzen (sogenannte Blitzkriege).Der »Blitzkrieg« gegen Polen 1939: Propagandistisch vorbereitet durch den Überfall auf den Sender Gleiwitz und ohne Kriegserklärung begann die dt. Wehrmacht am Morgen des 1. 9. 1939 den Angriff auf Polen (»Fall Weiß«) und entfesselte damit den Zweiten W. Den Auftakt gab die Beschießung der Westerplatte bei Danzig durch das dt. Schulschiff »Schleswig-Holstein«. Schon am ersten Tag errangen die dt. Fliegerstreitkräfte die Luftherrschaft in Polen. Als Dtl. auf das Ultimatum Großbritanniens und Frankreichs (Aufforderung zum sofortigen Truppenrückzug) nicht reagierte, erklärten ihm beide Staaten am 3. 9. 1939 den Krieg, die Commonwealthstaaten Australien, Neuseeland, Indien, Südafrika und Kanada schlossen sich an. Großbritannien entsandte ein Expeditionskorps auf den Kontinent, doch infolge der Überschätzung der militär. Kräfte Dtl.s verharrten die Franzosen und Briten passiv hinter der Maginotlinie. Das militärisch unvorbereitete Italien erklärte sich für »nicht Krieg führend«. Kurz nach dem Beginn des Einmarsches der Wehrmacht wurden zahlr. Angehörige der dt. Minderheit in Polen verhaftet; rd. 4 000-5 000 Menschen fielen Ausschreitungen zum Opfer (u. a. in Bromberg; sogenannter »Bromberger Blutsonntag«).
Die dt. Streitkräfte besetzten Polen rasch. Zwei dt. Heeresgruppen stießen von Schlesien und der Slowakei sowie von Ostpreußen aus auf Warschau vor und vernichteten in der Schlacht an der Bzura (9.-19. 9. 1939) die stärkste poln. Kräftegruppierung. Am 17. 9. rückten sowjet. Truppen in O-Polen ein (Gebiet mit vorwiegend ukrain. und weißruss. Bevölkerung) und drangen bis zur Weichsel vor. Warschau kapitulierte vor den dt. Truppen am 27./28. 9., Modlin am 29. 9. Der letzte militär. Widerstand Polens erlosch am 6. 10. 1939. Rd. 694 000 Polen gerieten in dt. und über 200 000 in sowjet. Kriegsgefangenschaft. Etwa 100 000 Soldaten gelang die Flucht über die Grenzen nach Ungarn, Rumänien, Litauen oder Lettland; viele von ihnen setzten ihren Kampf in den Reihen der Alliierten später fort. Eine poln. Exilregierung unter General W. Sikorski bildete sich in Paris (seit Juni 1940 in London). Die meisten der von der Roten Armee gefangen genommenen poln. Offiziere wurden später vom NKWD ermordet (Katyn). Am 28. 9. 1939 unterzeichneten die Außenmin. Ribbentrop und Molotow in Moskau einen Grenz- und Freundschaftsvertrag mit einem geheimen Zusatzabkommen. In Abänderung der Vereinbarung vom 23. 8. 1939 wurde der Sowjetunion nun auch Litauen als Interessensphäre zugesprochen, während der dt. Anteil am poln. Gebiet bis zum Bug erweitert wurde. Danzig, die ehem. dt. Gebiete und Teile N- sowie W-Polens wurden an das Dt. Reich angeschlossen, aus den übrigen Gebieten wurde das Generalgouvernement (Generalgouverneur H. Frank) gebildet. Die poln. Bevölkerung wurde einer harten Besatzungspolitik unterworfen. Bereits im Winter 1939/40 setzte eine planmäßige Ausrottungsaktion gegen die poln. Intelligenz ein; viele Polen verschleppte man zur Zwangsarbeit nach Dtl. Die Juden wurden in Großgettos (u. a. Warschauer Getto) zusammengefasst und später größtenteils in Vernichtungslagern ermordet. Aus dem von der UdSSR annektierten O-Polen wurde die poln. Führungsschicht deportiert (mehr als 1,5 Mio. Menschen).
Kriegsgeschehen in Nordeuropa 1939/40: Die Weigerung Finnlands, der sowjet. Forderung nach Abtretung einiger Grenzgebiete und Stützpunkte nachzukommen, löste am 30. 11. 1939 den finnisch-sowjet. »Winterkrieg« aus, in dem sich die finn. Streitkräfte erbittert gegen die weit überlegenen Truppen der Roten Armee zur Wehr setzten. Im Friedensvertrag von Moskau (12. 3. 1940) musste Finnland der Sowjetunion versch. Territorien überlassen (Finnland, Geschichte); es nahm deshalb später auf dt. Seite den Krieg gegen die Sowjetunion wieder auf (»Fortsetzungskrieg«, 1941-44).
Ende Jan. 1940 entschloss sich Hitler, durch eine überraschende Landung Norwegen zu besetzen und zur Sicherung der Verbindungen dorthin auch Dänemark einzunehmen; durch Weisung vom 1. 3. 1940 wurde die Militäroperation (Unternehmen »Weserübung«) vorbereitet. Der Oberste Kriegsrat der Alliierten beschloss am 28. 3. die Verminung der norweg. Hoheitsgewässer zur Unterbindung der dt. Erztransporte sowie die Besetzung der westnorweg. Häfen. Am 9. 4. 1940 marschierten dt. Truppen in Dänemark ein, ohne auf Gegenwehr zu stoßen; die dän. Regierung blieb im Amt. Die Landung in Norwegen hingegen rief heftigen Widerstand hervor. Narvik, der Hauptausfuhrhafen des für Dtl. notwendigen schwed. Eisenerzes, wurde am 9. 4. von Gebirgsjägern unter General E. Dietl besetzt. Von Oslo aus stießen die dt. Truppen in der 2. Aprilhälfte auf Bergen und Trondheim vor und drängten die in Namsos und Åndalsnes am 15. bzw. 18. 4. gelandeten brit. Truppen zurück. Ein in Harstad am 14. 4. gelandeter alliierter Verband griff im Mai an und nahm am 28. 5. Narvik ein. Anfang Juni räumten jedoch die Alliierten Norwegen aufgrund der zwischenzeitlich eingetretenen Lage im Westen. Am 10. 6. kapitulierten die letzten norweg. Truppen; König Håkon VII. ging mit seiner Regierung nach London ins Exil. In Norwegen wurde J. Terboven als dt. Reichskommissar eingesetzt.Der Feldzug im Westen 1940: Nachdem es trotz brit. und frz. Kriegserklärung an Dtl. zw. Sept. 1939 und Mai 1940 nicht zu nennenswerten Kampfhandlungen im W gekommen war (daher Bez. »Drôle de guerre«, »komischer Krieg«), begannen die dt. Truppen hier am 10. 5. 1940 ihre Offensive unter Verletzung der Neutralität der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs. Strateg. Ziel der dt. Militäroperation war, mit schnellen Panzerverbänden durch die Ardennen nördlich der Maginotlinie rasch zur Kanalküste durchzubrechen, dadurch die brit. und frz. Truppen zu trennen und sie dann zu umfassen (»Sichelschnitt«, der auf einen Plan Generals E. von Manstein zurückging). Die Niederlande kapitulierten am 15. 5. (nach schwerem Luftbombardement Rotterdams), Belgien am 28. 5. (nach kampfloser Besetzung Brüssels am 17. 5.). Die niederländ. Königin Wilhelmina bildete in London eine Exilregierung, der belg. König Leopold III. begab sich in dt. Kriegsgefangenschaft. Entscheidend für den Feldzug war der Durchbruch der Panzerkräfte der Heeresgruppe A (unter Generaloberst von Rundstedt) über die Maas bei Sedan (13. 5.) und ihr Vorstoß in den Rücken der frz. Nordarmee und des brit. Expeditionskorps. Am 20. 5. erreichten dt. Truppen die Sommemündung bei Abbeville. Am 24. 5. ließ Hitler die in Richtung Dünkirchen vorrückenden dt. Panzer aus nicht bekannten Gründen anhalten. Dadurch konnten die sich auf Dünkirchen zurückziehenden brit. und frz. Truppen (rd. 340 000 Soldaten) unter Verlust fast ihrer gesamten Ausrüstung über den Kanal entkommen (Evakuierung im Rahmen der Operation »Dynamo« vom 27. 5. bis 4. 6.). Mit der Einnahme Dünkirchens (4. 6.) endete die Schlacht in Flandern und damit die erste Phase (»Fall Gelb«) der dt. Offensive im W. Das frz. Heer hatte 30 Divisionen und fast seine gesamten Luftstreitkräfte verloren. In der 2. Phase des Westfeldzuges (»Fall Rot«) konnte die vom neuen frz. Oberbefehlshaber General M. Weygand (Nachfolger Generals M. G. Gamelin) an Somme und Aisne errichtete Abwehrfront bei der am 5. 6. beginnenden neuen dt. Offensive nicht gehalten werden. Paris wurde am 14. 6. kampflos von dt. Truppen besetzt. Die dt. Heeresgruppe C (unter Generaloberst von Leeb) durchbrach am selben Tag südlich von Saarbrücken die Maginotlinie und überquerte am 16. 6. den Rhein bei Colmar. Am 17. 6. erreichten dt. Panzertruppen - im Rücken der Maginotlinie von N vorrückend - die Schweizer Grenze und hatten damit die frz. Ostarmeen eingeschlossen. Italien erklärte am 10. 6. 1940 Großbritannien und Frankreich den Krieg, konnte aber an der Alpenfront keine Erfolge erzielen. Deshalb stießen dt. Panzer- und Gebirgstruppen von Lyon in die Alpen vor, um den Italienern die von der frz. Alpenarmee verteidigten Pässe zu öffnen.
Am 16./17. 6. wurde die nach Bordeaux ausgewichene frz. Regierung P. Reynaud durch ein Kabinett unter Marschall P. Pétain ersetzt, das sich gegen die Fortführung des Kampfes aussprach. Die brit. Regierung unter W. Churchill (seit 10. 5. 1940) drängte auf Weiterführung des Krieges sowie eine Union zw. Großbritannien und Frankreich. Der von Pétain erbetene Waffenstillstand mit Dtl. wurde am 22. 6. 1940 im Wald von Compiègne geschlossen; seine wichtigsten Bedingungen waren: dt. Besetzung frz. Gebiete nördlich und westlich der Linie Genf-Dôle-Tours-Mont-de-Marsan bis zur span. Grenze, Abrüstung der frz. Kriegsflotte, Reduzierung der frz. Streitkräfte auf ein kleines Heer. Nachdem am 24. 6. auch ein italien.-frz. Waffenstillstandsvertrag unterzeichnet worden war, trat am 25. 6. Waffenruhe ein. Insgesamt gerieten 1,9 Mio. Soldaten in dt. Kriegsgefangenschaft, rd. 100 000 Franzosen und rd. 27 000 Deutsche waren gefallen. In den Niederlanden wurde ein »Reichskommissar« (A. Seyß-Inquart) eingesetzt, das besetzte Frankreich (nordfrz. Industriegebiete, Paris sowie die gesamte Kanal- und Atlantikküste) und Belgien kamen unter dt. Militärverwaltung (General O. von Stülpnagel bzw. General A. von Falkenhausen), Luxemburg sowie Elsass-Lothringen wurden einer dt. Zivilverwaltung unterstellt und de facto annektiert. Die autoritäre Reg. unter Marschall Pétain, der neben dem unbesetzten Teil Frankreichs die frz. Kolonien unterstanden, etablierte sich am 1. 7. 1940 in Vichy (État Français). Ihr Bestreben, die frz. Eigeninteressen gegenüber Dtl. zu wahren, hatte um den Preis der Kollaboration begrenzten Erfolg. Am 18. 6. 1940 verkündete General C. de Gaulle in London die Fortsetzung des Widerstandes durch das Freie Frankreich. Am 3. 7. wurde ein in Mers el-Kebir (bei Oran) liegendes frz. Schlachtschiffgeschwader von der brit. Mittelmeerflotte zerstört; die Regierung Pétain brach daraufhin die diplomat. Beziehungen zu Großbritannien ab. Ein Angriff freifrz. Verbände und brit. Einheiten auf Dakar wurde abgewehrt (23.-25. 9. 1940). Nach dem schnellen Sieg über Frankreich befand sich Hitlers Prestige in Dtl. auf dem Höhepunkt. Das Dt. Reich beherrschte den Kontinent vom Nordkap bis zur span. Grenze. Die trotz der Skepsis führender Militärs errungenen Siege entzogen den oppositionellen Kräften in der Heeresführung den Boden, Hitler griff von da an immer massiver in die operative Führung der Wehrmacht, v. a. des Heeres, ein.
Der See- und Luftkrieg gegen Großbritannien 1939-41: Die mit Kriegsbeginn einsetzende brit. Blockade beantwortete Dtl. mit einem Handelskrieg gegen die feindl. und die im Dienst der Alliierten fahrende neutrale Schifffahrt. In dieser »Schlacht im Atlantik« wurden v. a. durch U-Boote bis Ende Juli 1940 2 Mio. BRT versenkt, außerdem der brit. Flugzeugträger »Courageous« (17. 9. 1939) und das Schlachtschiff »Royal Oak« (14. 10. 1939 in Scapa Flow durch G. Prien). In den ersten Kriegsmonaten waren auch die Panzerschiffe »Deutschland« und »Admiral Graf Spee« im Atlantik zum Handelskrieg eingesetzt. Letzteres versenkte sich am 17. 12. 1939 nach einem verlorenen Gefecht vor dem La Plata selbst. Nach dem Sieg über Frankreich hoffte Hitler mit Großbritannien zu einem »Ausgleich« zu gelangen (»Friedensappell« am 19. 7. 1940), blieb dabei jedoch erfolglos. Bereits am 16. 7. hatte er die Vorbereitung einer Landung in Großbritannien (Unternehmen »Seelöwe«) befohlen. Die Invasionsvorbereitung fiel der dt. Luftwaffe zu, v. a. den Luftflotten der Generalfeldmarschälle A. Kesselring und H. Sperrle. Der seit dem 13. 8. 1940 verstärkte dt. Luftkrieg richtete sich zunächst mit Großoffensiven gegen die brit. Luftwaffe, ihre südengl. Flugplätze und Produktionsanlagen; im Sept. 1940 begann die Bombardierung großer Städte (London, im Nov. Coventry). Die »Luftschlacht um England« (1940/41) erreichte ihren Höhepunkt am 15. 9. 1940, als bei einem Großangriff auf London 56 dt. und 26 brit. Flugzeuge abgeschossen wurden (»Battle of Britain«-Tag). Es gelang der dt. Luftwaffe nicht, die für eine erfolgreiche Landungsoperation notwendige Luftherrschaft zu gewinnen; schon am 12. 10. hatte Hitler den Befehl zur Einstellung der Vorbereitungen für eine Invasion in Großbritannien gegeben. Seit Mai 1940 flog die brit. Luftwaffe Angriffe auf dt. Städte. Im ebenfalls verschärften Handelskrieg wurden (Aug. 1940 bis Juni 1941) 5,1 Mio. BRT versenkt. Die Zahl der dt. U-Boote war jedoch zu gering, um von den neu gewonnenen Basen in W-Frankreich aus die Zufahrtswege über den Atlantik ernsthaft zu gefährden. Zur Verstärkung des Geleitschutzes erhielt Großbritannien von den USA (Sept. 1940) 50 Zerstörer gegen die Verpachtung von Stützpunkten auf den brit. Besitzungen in Westindien. Das im Mai 1941 mit dem schweren Kreuzer »Prinz Eugen« zum Handelskrieg ausgelaufene Schlachtschiff »Bismarck« wurde nach Ausschaltung des brit. Schlachtkreuzers »Hood« (24. 5. 1941) am 27. 5. von überlegenen brit. Kräften im Atlantik versenkt.
Nach der Wiederwahl Roosevelts zum Präs. (Nov. 1940) vollzogen die USA den Übergang von der Neutralität zur »Nichtkriegführung« mit wachsender materieller Hilfeleistung zugunsten Großbritanniens. Die USA betrachteten sich zu diesem Zeitpunkt als »Arsenal der Demokratien«. Am 11. 3. 1941 wurde der Präs. durch das Leih- und Pachtgesetz (Lend-lease-System) ermächtigt, die Staaten mit Kriegsmaterial und Versorgungsgütern zu unterstützen, die er für die Verteidigung der USA als lebenswichtig ansah. Der Großteil dieser Hilfe kam Großbritannien zugute.Die Kämpfe im Mittelmeer und in Afrika 1940/41: Da Spanien die Beteiligung an einem Angriff auf Gibraltar ablehnte (ergebnislose Zusammenkunft Hitlers mit F. Franco Bahamonde am 23. 10. 1940 im frz. Hendaye), gab Dtl. einen entsprechenden Plan im Dez. 1940 auf. Auch zu engerer Zusammenarbeit mit Frankreich kam es trotz mancher Ansätze nicht (Zusammenkunft Hitlers mit Pétain am 24. 10. in Montoire). Hingegen war es im Sept. 1940 gelungen, Japan für ein Bündnis mit der Achse zu gewinnen (Dreimächtepakt vom 27. 9.).
Inzwischen hatten italien. Truppen im Aug. 1940 Brit.-Somaliland erobert. In N-Afrika stieß die italien. 10. Armee unter Marschall R. Graziani am 12. 9. über die libysch-ägypt. Grenze bis Sidi Barrani vor. Ein brit. Gegenangriff, der unter General A. P. Wavell am 9. 12. 1940 begann, führte zu ihrer völligen Vernichtung und zur Eroberung der Cyrenaica bis Mitte Febr. Auf italien. Hilfeersuchen wurde Anfang Jan. 1941 ein dt. Fliegerkorps auf Sizilien stationiert, das gegen Malta und die brit. Mittelmeerflotte eingesetzt wurde. Im Febr. 1941 folgte die Entsendung einer dt. Division (Kern des Afrikakorps unter General E. Rommel) nach Tripolis; diese begann Ende März 1941 einen Angriff gegen die brit. Stellungen und vertrieb zusammen mit italien. Truppen die Briten wieder aus der Cyrenaica. Das festungsartig ausgebaute Tobruk (seit 8. 4. eingeschlossen) konnte jedoch nicht genommen werden. Italien.-Ostafrika wurde seit Anfang 1941 von brit. Kräften angegriffen, die nach der Eroberung Brit.-Somalilands und Eritreas in Abessinien einmarschierten und im Mai den Herzog von Aosta zur Kapitulation zwangen.Der Feldzug auf der Balkanhalbinsel 1940/41: Nachdem die Sowjetunion im Juni 1940 die balt. Staaten besetzt hatte (Aug. 1940 Eingliederung als Sowjetrep.), zwang sie Rumänien am 28. 6. 1940 zur Abtretung Bessarabiens und der nördl. Bukowina. Daraufhin forderten auch Ungarn und Bulgarien ihre 1919 an Rumänien verlorenen Gebiete zurück. Die rumän. Regierung verzichtete am 1. 7. 1940 auf die ihr am 13. 4. 1939 zugesagte britisch-frz. Garantie und trat aufgrund des Schiedsspruchs vom 30. 8. 1940 (Wiener Schiedssprüche) den N und SO Siebenbürgens an Ungarn ab, am 7. 9. 1940 die südl. Dobrudscha an Bulgarien. Für das verbleibende rumän. Staatsgebiet übernahmen Dtl. und Italien die Garantie. König Karl II. dankte am 6. 9. zugunsten seines Sohnes Michael ab, die Regierung übernahm als Staatsführer General J. Antonescu, der sich eng an die Achsenmächte anlehnte. Auf seine Bitte wurde seit 12. 10. 1940 eine dt. Heeres- und Luftwaffenmission mit Lehrtruppen in Rumänien eingesetzt, das am 23. 11. auch dem Dreimächtepakt beitrat (Beitritt Ungarns am 20. 11. 1940, der Slowakei am 24. 11.). Am 28. 10. 1940 marschierten italien. Truppen von Albanien aus in Griechenland ein. Sie wurden durch grch. Gegenangriffe im Nov./Dez. 1940 unter schweren Verlusten nach Albanien zurückgedrängt. Auch eine neue, am 9. 3. 1941 unternommene italien. Offensive blieb erfolglos. Das Vorgehen Italiens hatte den Einsatz brit. Luftstreitkräfte auf dem grch. Festland und die Errichtung von brit. See- und Luftstützpunkten auf Kreta zur Folge. Hitler sah darin eine Gefährdung des für Dtl. lebenswichtigen rumän. Erdölgebiets; um ihr zu begegnen, ließ er nach Bulgariens Beitritt zum Dreimächtepakt (1. 3. 1941) die 12. Armee unter Generalfeldmarschall W. List im März 1941 in das Land einrücken. Am 25. 3. 1941 trat auch Jugoslawien dem Dreimächtepakt bei, aber bereits am 27. 3. richtete sich ein Militärputsch in Belgrad unter General D. Simović dagegen. Daraufhin entschloss sich Hitler zum gleichzeitigen Angriff auf Griechenland und Jugoslawien.
Dieser begann am 6. 4. 1941 mit einem Luftbombardement Belgrads und dem Einmarsch der 12. Armee in Makedonien und W-Thrakien. Am 9. 4. 1941 wurde Saloniki genommen. Am selben Tag fiel Niš in die Hand der nordwestlich von Sofia vorgestoßenen Panzergruppe Kleist, die im Moravatal auf Belgrad vordrang. Die aus der Steiermark und W-Ungarn angreifende 2. Armee von Generaloberst M. von Weichs marschierte am 10. 4. 1941 in Agram ein, während die Italiener Laibach und die Ungarn am 11. 4. die Batschka besetzten. Nach der Eroberung Belgrads (12./13. 4.) kapitulierten die Reste des jugoslaw. Heeres am 17. 4. 1941. Das Anfang März 1941 in Griechenland gelandete brit. Expeditionskorps wurde bis Ende April 1941 durch dt. Truppen verdrängt (zumeist Evakuierung nach Kreta). Nach einem Vorstoß dt. Verbände in den Rücken der noch in S-Albanien stehenden grch. Epirus-Armee kapitulierte diese am 21. 4. 1941. Am 27. 4. rückten dt. Panzer in Athen ein, bis Ende April wurde auch die ganze Peloponnes eingenommen, Anfang Mai die größeren Ägäischen Inseln. Mit der Eroberung Kretas (Unternehmen »Merkur«) durch dt. Fallschirm- und Gebirgsjäger (20. 5.-1. 6. 1941) endete der Balkanfeldzug.
Griechenland wurde in ein großes italien. und ein kleines dt. (u. a. auf Athen, Saloniki, einige Inseln und den größten Teil Kretas beschränktes) Besatzungsgebiet geteilt, Serbien kam unter dt. Militärverwaltung. Das übrige Jugoslawien wurde aufgelöst und bis auf die neu gegründeten Staaten Kroatien (Ustascha) und Montenegro von Dtl., Italien, Ungarn und Bulgarien annektiert. Gegen diese territorial-polit. Neuordnung wie auch gegen die Unterdrückung der Serben (v. a. durch das kroat. Ustascharegime unter A. Pavelić) richtete sich eine serbisch-nationalist. Widerstandsbewegung unter Oberst D. Mihailović (Četnici) und die kommunist. Partisanenbewegung unter J. B. Tito. Die sich in Jugoslawien und auch in Griechenland bald ausbreitenden Widerstandsbewegungen banden zwar dt.-italien. Kräfte, bekämpften sich aber in Jugoslawien schließlich auch untereinander mit großer Härte. Im April/Mai 1941 kam es zu einem Aufstand in Irak gegen die brit. Mandatsmacht, der jedoch - angesichts ausbleibender wirksamer dt. Unterstützung - am 30./31. 5. zusammenbrach. Anschließend zwangen brit. und freifrz. Truppen die militär. Einheiten des Vichy-Regimes in Syrien zur Übergabe (Juni/Juli 1941).Der Feldzug im Osten bis zur Niederlage von Stalingrad: Am 18. 12. 1940 erteilte Hitler die grundlegende Weisung zum Angriff auf die Sowjetunion (»Unternehmen Barbarossa«); dieser war zunächst für Mitte Mai 1941 geplant, musste aber infolge des Balkanfeldzuges um sechs Wochen verschoben werden. Am 22. 6. 1941 fiel die dt. Wehrmacht unter Bruch des Nichtangriffspaktes in die Sowjetunion ein. Das dt. Ostheer umfasste 3,05 Mio. Soldaten (153 Divisionen, d. h. rd. 75 % des Feldheeres; darunter 19 Panzerdivisionen; des Weiteren über 60 % der Luftwaffe). Rumänien, Ungarn, Italien und die Slowakei, schließlich noch die »Blaue Division« aus Spanien schlossen sich dem Angriff an; Finnland kämpfte für die Wiedergewinnung der nach dem »Winterkrieg« abgetretenen Gebiete. Die dt. Absicht, die Masse der sowjet. Truppen an der europ. Front (etwa 4,7 Mio. Soldaten) innerhalb weniger Wochen zu zerschlagen, wurde dadurch begünstigt, dass Stalin trotz gegenteiliger Anzeichen und Warnungen (u. a. durch R. Sorge) bis zuletzt nicht mit einem dt. Angriff zu diesem Zeitpunkt gerechnet und die Umstrukturierung seiner Armee nicht beendet hatte; zudem war das Gros der Offiziere der Roten Armee während der blutigen Säuberungen (Große Tschistka) 1937/38 ermordet oder inhaftiert worden.
Dem vorrückenden dt. Ostheer folgten vier Einsatzgruppen des Sicherheitsdienstes und der Sicherheitspolizei mit dem Auftrag, die Juden in den besetzten Gebieten systematisch auszurotten sowie die Funktionäre des sowjet. Staates zu »liquidieren« (Kommissarbefehl). Ein »Generalplan Ost« sah die millionenfache Aus- und Umsiedlung der slaw. Bevölkerung sowie eine stufenweise »Germanisierung« Osteuropas vor. Das zu erobernde Gebiet sollte in mehrere »Reichskommissariate« gegliedert werden; doch wurden infolge des bald stockenden dt. Vormarsches nur zwei, nämlich »Ostland« (balt. Länder und Weißrussland) und »Ukraine«, gebildet und dem »Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete« (A. Rosenberg) unterstellt.
Die vorrückenden dt. Kräfte waren in drei Heeresgruppen gegliedert. Südlich der Pripjetsümpfe stieß die Heeresgruppe Süd (von Rundstedt) mit der Panzergruppe Kleist und der 6. und 17. Armee aus der Gegend südöstlich von Lublin und aus Galizien auf Kiew-Winniza vor (seit Juli unterstützt von der rumänisch-dt. Armeegruppe Antonescu); sie vernichtete bis zum 7./8. 8. 1941 starke, im Raum von Uman eingekesselte sowjet. Kräfte und besetzte bis Ende Aug. den ganzen Dnjeprbogen. Die nördlich des Pripjet auf Smolensk vorgehende Heeresgruppe Mitte (von Bock) schloss durch eine Zangenoperation der Panzergruppen Guderian und Hoth sowie der 4. und 9. Armee mehr als 40 sowjet. Divisionen im Raum Białystok-Nowogródek ein und zerschlug sie bis zum 9. 7. 1941, Smolensk wurde Mitte Juli besetzt. Im Aug. wurde der Vormarsch im Zentrum gestoppt, da Hitler zunächst die Ukraine und Leningrad erobern wollte. Bei der Heeresgruppe Nord (von Leeb) stieß die Panzergruppe Hoepner über Dünaburg auf die Luga vor. Die 16. Armee deckte ihre rechte Flanke durch Vorgehen über Dünaburg-Opotschka bis zum Ilmensee. Die 18. Armee besetzte am 1. 7. Libau sowie Riga und drang mit dem rechten Flügel über Pleskau auf Narwa, mit dem linken durch Lettland und Estland bis zum Finn. Meerbusen vor, den sie Anfang Aug. bei Reval erreichte. Anfang Sept. 1941 wurde Leningrad von allen Landverbindungen abgeschnitten. Hitler wollte die Stadt durch eine Blockade zu Übergabe zwingen. In den fast 900 Tagen der Belagerung der Stadt (bis 27. 1. 1944) starben Hunderttausende an Hunger.
Die Finnen unter Marschall C.-G. von Mannerheim eroberten Wyborg (29. 8. 1941) und die Karel. Landenge zurück und drangen in O-Karelien bis zum Swir und Onegasee und von Mittelfinnland aus mit dt. Truppen gegen die Murmanbahn vor.
Im Südabschnitt gerieten in der Kesselschlacht bei Kiew (Sept. 1941) rd. 665 000 sowjet. Soldaten unter Marschall S. M. Budjonny in Gefangenschaft. Kiew wurde am 19. 9. von dt. Truppen besetzt, bald darauf Charkow. Die 11. Armee eroberte nach Überwindung der Landenge von Perekop (17.-27. 10.) die Krim und schloss Sewastopol ein. Am 16. 10. nahmen rumän. Truppen Odessa ein. Inzwischen hatte die Heeresgruppe Mitte die den Raum von Moskau deckenden Armeen von Marschall S. K. Timoschenko in großen Kesselschlachten um Brjansk und Wjasma (2.-12. 10.) geschlagen und war bis Kalinin (14. 10.) und Klin (90 km nordwestlich von Moskau, 23. 11.) vorgedrungen. Seit Ende Okt. 1941 war die Angriffskraft des dt. Ostheers fast erschöpft; seine Verluste betrugen bis 1. 12. 24 % der Sollstärke (162 314 Tote, 33 334 Vermisste und 571 767 Verwundete); sie hatten ebenso wie die erhebl. Ausrüstungseinbußen nur teilweise ersetzt werden können. Nicht verwirklicht wurde das Ziel des dt. Generalstabs, die Sowjetunion in wenigen Wochen zu besiegen, um danach das Gros der Panzerverbände aus dem O abzuziehen und diese gegen die brit. Position im östl. Mittelmeerraum und Vorderasien einzusetzen. Die Rote Armee hatte zwar Niederlagen und schwere Einbußen erlitten, verfügte aber weiter über große Reserven und war wesentlich leistungsfähiger und besser ausgerüstet als angenommen (Kampfpanzer T 34, Stalinorgel). Zudem führte die dt. Gewaltpolitik in den eroberten Gebieten dazu, dass der Widerstand auch unter den nichtruss. Nationalitäten zunahm und Ansätze, diese als Verbündete gegen das kommunist. System zu gewinnen, zunichte gemacht wurden. Stalin setzte bei der Organisation der Verteidigung des Landes auf Patriotismus (Propagierung des »Großen Vaterländ. Krieges«). Das sowjetisch-japan. Nichtangriffsabkommen (13. 4. 1941) erlaubte der Sowjetregierung, Verstärkungen aus Sibirien heranzuführen. Es gelang ihr außerdem, mehr als 1 500 Industriebetriebe und etwa 10 Mio. Menschen hinter den Ural zu evakuieren. Dagegen litten die stark strapazierten dt. Truppen zunehmend unter Versorgungsschwierigkeiten. Der Angriff auf Moskau (Unternehmen »Taifun«) verzögerte sich dadurch bis zum 2. 10. Die Spitzen der auf den Winterkrieg völlig unvorbereiteten dt. Truppen erreichten die Außenbezirke der Hauptstadt, bevor die Rote Armee durch eine am 5./6. 12. beginnende Gegenoffensive Moskau entlastete. Am 16. 12. gab Hitler den Befehl, jede Stellung zu halten; am 19. 12. übernahm er selbst den Oberbefehl über das Heer. Das Scheitern vor Moskau bedeutete die entscheidende Wende für Hitlers gesamten Kriegsplan. Bis Febr. 1942 erzielten die sowjet. Truppen im Mittelabschnitt Geländegewinne, aber keinen entscheidenden Durchbruch. Bei der Heeresgruppe Nord musste die am 8. 11. bis Tichwin gelangte 16. Armee Mitte Dez. hinter den Wolchow zurückweichen. Im S konnten die Sowjets zunächst Rostow, Ende Dez. schließlich die Halbinsel Kertsch zurückerobern.
Zur Wiederaufnahme der Offensive an der ganzen Front reichten 1942 die Kräfte des Ostheeres nicht mehr aus. Stattdessen wurde ein Vorstoß der Heeresgruppe Süd an und über den Don auf Stalingrad und in das nordkaukas. Erdölgebiet geplant. Voraus gingen die Wiedereroberung der Halbinsel Kertsch (8.-18. 5.) durch die 11. dt. Armee, die Beseitigung eines im Jan. erfolgten sowjet. Einbruchs westlich von Isjum (17.-26. 5.) und die Einnahme der Festung Sewastopol (3. 6.-2. 7.). Die Offensive der Heeresgruppe Süd begann am 28. 6. 1942 mit dem Angriff des Nordflügels, der am 5. 7. den Don erreichte. Die von dort nach S vorstoßende 4. Panzerarmee erkämpfte zusammen mit der 1. Panzerarmee den Übergang über den unteren Donez und nahm am 23. 7. Rostow am Don ein. Am 24. 7. erreichte die nach SO vorgegangene 6. Armee (Generaloberst F. Paulus) den Don westlich von Stalingrad. Sie bildete nun mit der 4. Panzerarmee und der am mittleren Don sichernden italien. 8., ungar. 2. und dt. 2. Armee die Heeresgruppe B. Die Heeresgruppe A überschritt Ende Juli den unteren Don und drang mit dem rechten Flügel über den Kuban und die Ölfelder von Maikop bis Noworossisk und bis auf den NW-Ausläufer des Kaukasus vor, mit der 1. Panzerarmee in den Hochkaukasus (Elbrus 22. 8.) und bis zum Terek, wo sie im NW von Grosny Anfang Sept. zum Stehen kam.
Die von der 4. Panzerarmee südlich unterstützte 6. Armee stieß über den Don nach Stalingrad vor. Um seine zäh verteidigten Wohnviertel und Fabrikanlagen entspannen sich erbitterte Kämpfe, in denen die Deutschen nur schrittweise Boden gewannen; Ende Okt. waren etwa 4/5 der Stadt in ihrer Hand. Angesichts ausbleibender strateg. Erfolge an der Ostfront kam es zu einer Vertrauenskrise in der dt. Führung. Hitler hatte am 9. 9. 1942 Generalfeldmarschall List seines Kommandos enthoben und ersetzte am 24. den Chef des Generalstabs des Heeres Halder durch General K. Zeitzler. Die Verluste des Ostheeres waren bis 10. 9. auf 1,64 Mio. Mann (51 % seiner Sollstärke) gestiegen und kaum zur Hälfte ergänzt worden.
Im Okt. waren beiderseits der 6. Armee zwei rumän. Armeen eingesetzt worden. Sie wurden am 19./20. 11. bei einem sowjet. Großangriff zerschlagen, dessen Stoßkeile sich am 22. im Donbogen westlich von Stalingrad bei Kalatsch vereinigten und die 6. Armee und Teile der 4. Panzerarmee einschlossen. Ein am 12. 12. von S her angesetzter Entsatzversuch schlug kurz vor Weihnachten fehl, da am 16. 12. die links flankierende Front der italien. 8. Armee durchbrochen wurde; einen zu diesem Zeitpunkt noch aussichtsvollen Ausbruch der 6. Armee untersagte Hitler. Aus der Luft nur notdürftig versorgt, von Hunger und Kälte zermürbt, wehrte sich die Armee noch bis Ende Jan. 1943 gegen die sowjet. Angriffe. Am 31. 1. und 2. 2. 1943 mussten ihre Reste (noch rd. 90 000 Mann) kapitulieren. Die nat.-soz. Propaganda suchte die Niederlage von St
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Weltkrieg