Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Welfen
Wẹlfen,fränk. Adelsgeschlecht, seit dem 8. Jh. im karoling. Kernraum um Maas und Mosel, seit der Mitte des 8. Jh. in Schwaben (Weingarten) begütert. Mit Graf Welf I. (✝ 820/825) beginnt die gesicherte Stammreihe des bald in Linien geteilten Geschlechts. Eine Linie erlangte 888 die Herrschaft in Burgund, starb aber 1032 aus. Die schwäb. Linie der älteren W., die bed. Besitz im schwäb. und bayer. Alpen- und Voralpengebiet sowie mit Welf III. (✝ 1055) 1047 das Herzogtum Kärnten erworben hatte, erlosch 1055 im Mannesstamm; sein Neffe aus dem italien. (langobard.) Haus Este, Welf IV. (✝ 1101), seit 1070 Herzog von Bayern, begründete die Linie der jüngeren W. (Welf-Este). Mit dem Erbe Kaiser Lothars III. von Supplinburg erhielt dessen Schwiegersohn, Heinrich X., der Stolze, 1137 auch das Herzogtum Sachsen und begründete die Machtstellung der W., die jedoch den Königsthron nicht erlangen konnten. Unter dem Staufer Friedrich I. Barbarossa kam es zunächst zum Ausgleich mit seinem Vetter, dem W. Heinrich d. Löwen, dem er 1156 Bayern zu Lehen gab, doch nach Interessenkollisionen entmachtete ihn Friedrich 1180 und zerschlug den welf. Machtkomplex. Der staufisch-welf. Ggs. brach noch einmal im Thronstreit von 1198 aus, der mit der Niederlage des W. Otto IV. 1214 endete. Aus diesem Streit entstanden in Italien die beiden großen Parteiungen der Guelfen und Ghibellinen. Aus dem welf. Hausbesitz zw. Elbe und Weser entstand 1235 das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg; die lüneburg. Teillinie Calenberg gelangte nach dem Aufstieg zum Kurfürstentum Hannover (1692) auf den brit. Thron (1714).
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