Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Weimar
Weimar,kreisfreie Stadt in Thür., an der Ilm, im SO des Thüringer Beckens, 62 200 Ew.; Bauhaus-Univ. (bis 1996 Hochschule für Architektur und Bauwesen), Hochschule für Musik, Thüring. Hauptstaatsarchiv W., Goethe-Inst., Sitz der Stiftung Weimarer Klassik, der Goethe-Gesellschaft in Weimar und der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft, Thüring. Landesbibliothek, Museum für Ur- und Frühgeschichte, Bauhaus-Museum, Neues Museum, Staatl. Kunstsammlungen zu W., Stadtmuseum, Staatskapelle W. und Dt. Nationaltheater; bed. Fremdenverkehr; Elektro-, Metall- und Baugewerbe; W. ist 1999 Kulturstadt Europas. - Nördlich von W. auf dem Ettersberg die Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald.- Bauten aus MA. und Renaissance wurden u. a. durch Brände vernichtet. Die heutige Stadt ist geprägt von schlichten, meist klassizist. Bauten und großen Landschaftsparks im Ilmtal. Am Rande des Stadtkerns ehem. Residenzschloss (klassizist. Neubau 1789-1803; beherbergt die Staatl. Kunstsammlungen) mit engl. Landschaftspark (seit 1778 angelegt; darin Goethes Gartenhaus); bed. die Jakobskirche (1712/13) und die Stadtkirche St. Peter und Paul (sog. Herderkirche, 1498-1500, 1735-45 umgestaltet) mit Altarbild von L. Cranach d. Ä. (1555); am Frauenplan befindet sich Goethes Wohnhaus (Goethe-Nationalmuseum), an der Esplanade das Schillerhaus (1777; 1802-05 von dem Dichter bewohnt), am Markt das Lucas-Cranach-Haus (1549). Vor dem Dt. Nationaltheater (1907/08 an der Stelle des ehem. Hoftheaters erbaut, Wiederaufbau 1947/48) das Goethe-Schiller-Denkmal (1857 von E. Rietschel). Auf dem Alten Friedhof vor dem Frauentor die Fürsten- bzw. Goethe-Schiller-Gruft (1824-27, mit den Sarkophagen der beiden Dichter sowie des Großherzogs Karl August). Weitere histor. Bauten: Haus der Frau von Stein (1776), Wittumspalais (1767; heute Wieland-Museum), Liszthaus (1869-86 Wohnhaus des Komponisten), Haus von F. J. Bertuch (1802-06, Stadtmuseum), in der »Villa Silberblick« Nietzsche-Gedenkstätte (beherbergte 1897-1945 das Nietzsche-Archiv); Grünes Schloss (1562-69, Umbau 1761-66 und 1844-49, Herzogin Anna Amalia Bibliothek), Rotes Schloss (1574-76, im 19. Jh. stark verändert), Gelbes Schloss (begonnen 1702); ehem. Fürstenhaus (1770-73, jetzt Franz-Liszt-Hochschule), Hauptgebäude der heutigen Bauhaus-Univ. (zw. 1904 und 1911 von H. van de Velde), ebenfalls von van de Velde sein Wohnhaus »Hohe Pappeln« (1907) und die »Villa Dürckheim« (1912); das »Haus am Horn« (1923 nach Entwurf von G. Muche) ist das einzige Zeugnis einer geplanten Bauhaus-Mustersiedlung in W. Auf dem Neuen Friedhof das von W. Gropius 1920-22 errichtete Denkmal für die Märzgefallenen (1935 zerstört, rekonstruiert). - Im Rahmen des Projektes »Kulturstadt 1999« wurden umfangreiche denkmalpfleger. und städtebaul. Maßnahmen durchgeführt (u. a. Wiedereröffnung des Neorenaissancebaus von J. Zítek [1863-68 erbaut; ehem. Landesmuseum] als »Neues Museum W.«). Wichtigster Neubau 1999 ist das »Kongreßzentrum Weimarhalle« vom Architekturbüro Gerkan, Marg & Partner (die alte Weimarhalle von 1932 wurde abgerissen). Die UNESCO nahm 1996 die Bauhausstätten in W. und 1998 das »klass. W.« in die Liste des Weltkulturerbes auf. - Bei W. befinden sich die Schlösser Tiefurt (Umbau 1776, Innenräume um 1800, Museum), Belvedere (1724-26, erweitert und umgebaut bis 1732, Rokokomuseum) und Ettersburg (1706-12, später verändert bis 1842).- 975 erstmals erwähnt, 1254 als Stadt bezeugt; 1247-1372 in Besitz der Grafen von W.-Orlamünde (1348 Stadtrechtsverleihung), dann der Wettiner (ab 1485 der Ernestiner); seit 1542 Residenz (1572/1603-1741 des Herzogtums Sachsen-W., 1741-1918 des Herzogtums [ab 1815 Großherzogtum] Sachsen-W.-Eisenach); unter Anna Amalia (1758-75) und Karl August (1775-1828) u. a. 1775 Berufung J. W. Goethes zum Min., kultureller Höhepunkt (Weimarer Klassik), erneut unter Karl Alexander (1853-1901; F. Liszt, Weimarer Malerschule), 1919-25 Bauhaus; 1919 Weimarer Nationalversammlung; 1920-1948/50 Landeshptst. Thüringens.
▣ Literatur:
G. Günther W. Lexikon zur Stadtgeschichte, hg. v. u. a. Weimar 1993.
⃟ Schmidt-Möbius, F. u. Möbius, F.: Kleine Kulturgeschichte W.s. Köln 1998.
⃟ Merseburger, P.: Mythos W. Zwischen Geist u. Macht. Stuttgart 31999.
▣ Literatur:
G. Günther W. Lexikon zur Stadtgeschichte, hg. v. u. a. Weimar 1993.
⃟ Schmidt-Möbius, F. u. Möbius, F.: Kleine Kulturgeschichte W.s. Köln 1998.
⃟ Merseburger, P.: Mythos W. Zwischen Geist u. Macht. Stuttgart 31999.