Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Weihnachten
Weihnachten[mhd. ze wīhen nahten »in den heiligen Nächten«] (Weihnacht, Christfest, Heiliger Christ), gesamtchristl. Fest der Geburt Jesu; neben Ostern und Pfingsten eines der Hauptfeste der christl. Kirchen; seit dem 4. Jh. (erstmals 336 in Rom) am 25. 12. gefeiert. Die Gründe für die Festlegung auf diesen Tag sind nicht eindeutig. Einige Quellen des 3. Jh. »errechneten« den 25. 12. als tatsächl. Geburtstag Jesu unter Annahme des 25. 3. (Zeit des Frühlingsanfangs) als Tag seiner Empfängnis. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass W. dem am gleichen Tag begangenen röm. Staatsfest der Geburt des unbesiegbaren Sonnengottes (Sol invictus) - dieses im christl. Sinne umdeutend - gegenübergestellt wurde, sodass die Tradition von W. wohl in die 2. Hälfte des 3. Jh. zurückreicht. V. a. im Westen löste W. schon bald das ältere Fest der Epiphanie ab (als Geburtsfest Jesu heute nur noch in der armen. Kirche begangen) und verbreitete sich rasch. Seit dem 5. Jh. wurde W. mit einer Zeit der Vorbereitung verbunden (Advent). - Der Volksbrauch (Weihnachtsbrauch) prägte mit seiner Vielfalt von liturg. und außerliturg. Brauchtum (z. B. Krippen, Sternsingen, Weihnachtsspiele) den heutigen überregionalen Charakter von W. aus. Zentrales Sinnbild wurde der lichtergeschmückte Weihnachtsbaum (Christbaum; vereinzelt ohne Licht schon im beginnenden 16. Jh., seit dem letzten Drittel des 19. Jh. allg. üblich), im 20. Jh. kam der Adventskranz hinzu (im ganzen dt. Sprachraum allg. ab um 1930, vereinzelt schon ab um 1860 verbreitet). Seit dem 18. Jh. waren in einigen Gegenden Dtl.s auch andere Lichtträger verbreitet, z. B. figürl. (Engel, Bergmann) oder geometr. aus Holz geschnitzte Kerzenhalter (Schwibbögen im Erzgebirge, später die Weihnachtspyramide). In München wurde 1904 der erste Adventskalender gedruckt. Aus den Gabenbringern der Adventszeit (hl. Nikolaus, Knecht Ruprecht) wurde der Weihnachtsmann (erstmals belegt auf Bildern des 19. Jh.). Ende des 18. Jh., deutlich dann im 19. Jh., erhielt W. das familiäre Gepräge mit der Bescherung (Kinderbescherung seit dem 16. Jh. in der evang. Oberschicht üblich) am Hl. Abend (Hl. Nacht, Christnacht: 24. 12.), auf den sich heute auch die christl. Weihnachtsfeier (Weihnachtsvigil, Christmette) konzentriert. - Neben dem Schenken bestimmt heute das festl. Essen (Weihnachtsgans, in vielen Ländern Truthahn) das in Dtl. v. a. in der Familie gefeierte Weihnachtsfest, für das besonderes Gebäck bereitet wird, v. a. Weihnachtsplätzchen, die in ihrer (Ausstech-)Form oft noch an die früher weit verbreiteten Gebildbrote erinnern, und Christstollen (Stollen). - Jedes Land hat seine eigenen Weihnachtsbräuche entwickelt. (Zwölf Nächte)
Literatur:
Weber-Kellermann, I.: Das Weihnachtsfest. Eine Kultur- u. Sozialgeschichte der Weihnachtszeit. Frankfurt am Main 21987.
Weinert, F.-R.: Der Weihnachtsfestkreis. Liturgie u. Brauchtum. Mainz 1993.
Vossen, R.: Weihnachtsbräuche in aller Welt. Hamburg 51994.
Polit. Weihnacht in Antike u. Moderne, hg. v. R. Faber u. E. Gajek. Würzburg 1997.
2000 Jahre W., hg. v. S. Schönfeldt. Freiburg am Breisgau 1998.
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