Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Wehner
Wehner, Herbert, Politiker, * Dresden 11. 7. 1906, ✝ Bonn 19. 1. 1990; seit 1927 Mitgl. der KPD, in Sachsen 1930-31 MdL und stellv. Fraktionsvors.; ab 1932 enger Mitarbeiter E. Thälmanns, arbeitete 1933-35 für die verbotene KPD in Dtl., danach v. a. im westl. Ausland. Ab 1937 war er in Moskau bei der Komintern tätig (als Mittäter und Opfer in innerkommunist. Säuberungen verstrickt). 1941 wurde er nach Schweden zur Überprüfung dt. Kommunisten entsandt und 1942 dort von einem schwed. Gericht zu einem Jahr Haft verurteilt. Wegen angebl. Verrats wurde er aus der KPD ausgeschlossen. W. vollzog in der folgenden Zeit den Bruch mit dem Kommunismus (»Notizen« von 1946, 1982 veröffentlicht). 1946 kehrte er nach Dtl. zurück, trat 1946 der SPD bei und gehörte bald zum engsten Kreis um K. Schumacher. 1949-83 war er MdB, 1958-73 stellv. Bundesvors. der SPD, 1966-69 Bundesmin. für gesamtdt. Fragen und 1969-83 Vors. der SPD-Bundestagsfraktion. Als entschiedener Befürworter einer dt. Wiedervereinigung entwarf er einen Dtl.-Plan der SPD. Seit dem Ende der 1950er-Jahre einflussreicher Politiker der SPD bes. in Strategiefragen, trug er wesentlich zur Umwandlung der SPD in eine linke Volkspartei (Godesberger Programm) bei. Er war maßgeblich an der Bildung der großen Koalition (1966-69) beteiligt und förderte die Ostpolitik der sozialliberalen Koalition.
Literatur:
Soell, H.: Der junge W. Zwischen revolutionärem Mythos u. prakt. Vernunft. Stuttgart 1991.
Die Akte W. Moskau 1937 bis 1941, bearb. v. Reinhard Müller. Tb-Ausg. Reinbek 1994.
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