Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Weber
I Weber[nach W. Weber] das, Einheitenzeichen Wb, abgeleitete SI-Einheit des magnet. Flusses, 1 Wb = 1 V · s = 1 N · m/A.
II Weber,
1) Alfred, Volkswirtschaftler und Soziologe, * Erfurt 30. 7. 1868, ✝ Heidelberg 2. 5. 1958, Bruder von 9); Begründer der industriellen Standortlehre (Standort) und Vertreter einer universellen Kultursoziologie.
Werke: Reine Theorie des Standorts (1909); Kulturgeschichte als Kultursoziologie (1935); Der dritte oder der vierte Mensch (1953).
2) Andreas Paul, Zeichner, * Arnstadt 1. 11. 1893, ✝ Schretstaken (Kr. Herzogtum Lauenburg) 9. 11. 1980; schuf Buchillustrationen (zu Werken von H. Sachs, Goethe u. a.) und zeitkrit. satir. Blätter (Zeichnungen und Lithographien), in denen er u. a. auch Stellung gegen den Nationalsozialismus bezog. Sie stehen mit ihren allegorisch-symbol. Verschlüsselungen und einem überquellenden Formenreichtum dem fantast. Realismus und dem Surrealismus nahe. - In Ratzeburg besteht (seit 1973) ein A.-P.-W.-Museum.
3) Carl Maria von, Komponist, * Eutin 18. oder 19. 11. 1786, ✝ London 5. 6. 1826; Schüler u. a. von M. Haydn in Salzburg und Abbé Vogler in Wien; seit 1817 Musikdirektor an der neu gegr. Dt. Oper in Dresden. W. wurde mit seinem »Freischütz« (1821) zum Schöpfer der romantischen dt. Nationaloper, deren Hauptzüge (Volkstümlichkeit, Naturnähe, übersinnl. Mächte, MA. und Sage) sich auch in den Opern »Euryanthe« (1823) und »Oberon« (1826) zeigen. Die brillante Satzkunst seiner Instrumentalwerke (Konzertstück f-moll op. 79, 1821; Klaviermusik, darunter »Aufforderung zum Tanz«, 1819) wurde zum Vorbild für F. Chopin, F. Liszt u. a. W. schuf ferner weitere Opern, Singspiele, Sinfonien, Kammermusik, Lieder und Chöre (u. a. zu T. Körners »Leyer und Schwert«, 1814; darunter »Lützows wilde verwegene Jagd«) u. a.; auch Musikkritiker und -schriftsteller.
Literatur:
Höcker, K.: C. M. von W. Schöpfer der Romant. Oper. Neuausg. München 1988.
Laux, K.: C. M. von W. Leipzig 31989.
Wagner, W. M.: C. M. von W. u. die dt. Nationaloper. Mainz u. a. 1994.
Leinert, M.: C. M. von W. Reinbek 20.-21. Tsd. 1996.
W.-Studien, hg. v. J. Veit u. a. Mainz 1996.
4) Ernst Heinrich, Anatom und Physiologe, * Wittenberg 24. 6. 1795, ✝ Leipzig 26. 1. 1878, Bruder von 12); wurde v. a. durch seine Untersuchungen des Kreislaufs, des Pulses, des Gehörs, der Atmung und bes. des Tastsinns zum Mitbegründer der physikalisch-mathemat. Richtung in der Physiologie.
5) Friedrich Wilhelm, Schriftsteller, * Alhausen (heute zu Bad Driburg) 25. 12. 1813, ✝ Nieheim (Kr. Höxter) 5. 4. 1894; Arzt, verfasste das Versepos »Dreizehnlinden« (1878) über die Bekehrung der Sachsen zum Christentum.
6) Helene, Politikerin, * Elberfeld (heute Teil von Wuppertal) 17. 3. 1881, ✝ Bonn 25. 7. 1962; Lehrerin, führend in der kath. Frauenbewegung, 1919/20 Mitgl. der Weimarer Nationalversammlung, 1924-33 MdR (Zentrum), 1949-61 MdB (CDU); leitete 1952-61 das Dt. Müttergenesungswerk.
7) Hermann, Politikwissenschaftler und Historiker, * Mannheim 23. 8. 1928; zunächst Publizist; war 1945-54 Mitgl. der KPD und wurde 1955 Mitgl. der SPD; 1975-96 Prof. in Mannheim. W. gilt als einer der führenden Kenner der DDR-Geschichte (u. a. »Die DDR 1945-1990«, 1993) sowie des dt. und internat. Kommunismus.
8) Marianne, Frauenrechtlerin, Malerin und Publizistin, * Oerlinghausen 2. 8. 1870, ✝ Heidelberg 12. 3. 1954,
mit 9); war ab 1898 in der dt. Frauenbewegung aktiv (1919-23 Vors. des Bundes Dt. Frauenvereine) und 1919 Abg. der Bad. Nationalversammlung, wo sie sich u. a. für die rechtl. Gleichstellung der Frau einsetzte; trug durch die Herausgabe der nachgelassenen Schriften ihres Mannes und ihre 1926 veröffentlichte Biographie über ihn wesentlich zu dessen Anerkennung und dadurch auch zur Entwicklung der Soziologie in Dtl. bei. Ihr Haus war bes. in der Zeit zw. den Weltkriegen ein bed. Gesellschaftszirkel, in dem Schriftsteller, Politiker, Philosophen u. a. Wissenschaftler verkehrten.
9) Max, Nationalökonom und Soziologe, * Erfurt 21. 4. 1864, ✝ München 14. 6. 1920,
mit 8); Bruder von 1); Prof. in Berlin, Freiburg im Breisgau, Heidelberg, Wien und München. W. war einer der Väter der verstehenden Soziologie, die neben kausalen Erklärungen Sinnzusammenhänge aufzudecken versucht. Er prüfte die erkenntnistheoret. Grundlagen der Sozialwiss. und erstrebte (im Ggs. z. B. zum Marxismus) insbesondere deren Wertfreiheit, d. h. die exakte Trennung von objektiver wiss. Aussage und persönl. Wertung. W. gilt überdies als Begründer der Musiksoziologie, legte grundlegende Arbeiten zur Religionssoziologie vor (protestantische Ethik) und leistete bed. Beiträge zur Wissenschaftssoziologie und -lehre sowie u. a. zur Wirtschafts- und Religionsgeschichte. In seinem Hauptwerk »Wirtschaft und Gesellschaft« (hg. 1922) beschreibt W. den Entwicklungsprozess der Industriegesellschaft als zunehmende »Entzauberung der Welt«, die dem Menschen einerseits die Möglichkeit besserer Umweltbeherrschung bietet, andererseits aber »Gehäuse neuer Hörigkeit« schafft. Durch seine begrifflich-theoret. und historisch-soziolog. Arbeiten hat W. wesentlich zur Ausbildung der Soziologie insgesamt als eigenständige Wissenschaft beigetragen und ist einer ihrer bedeutendsten Vertreter geworden.
Weitere Werke: Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie (3 Bde., 1920/21); Wirtschaftsgeschichte (1923); Gesammelte Aufsätze zur Soziologie und Sozialpolitik (1924); Gesammelte Aufsätze zur Sozial- und Wirtschaftsgesch. (1924).
Literatur:
Fügen, H. N.: M. W. Reinbek 17.-18. Tsd. 1995.
Heins, V.: M. W. zur Einführung. Hamburg 21997.
10) Max, amerikan. Maler dt.-poln. Herkunft, * Białystok 18. 4. 1881, ✝ New York 4. 10. 1961; lebte seit 1891 in den USA, wurde während seines Parisaufenthaltes (1905-07) von P. Cézanne und H. Matisse beeinflusst. Zurückgekehrt nach New York, erregte W. mit seinen zur Abstraktion tendierenden Bildern, die sich nacheinander am Fauvismus, Kubismus, Futurismus orientierten, großes Aufsehen.
11) Vincent, Maler und Grafiker, * Monschau 16. 11. 1902, ✝ Frankfurt am Main 6. 3. 1995; ausgebildet am Bauhaus, Assistent von A. Hoelzel in Stuttgart; schuf farbintensive rhythm. Kompositionen.
12) Wilhelm Eduard, Physiker, * Wittenberg 24. 10. 1804, ✝ Göttingen 23. 6. 1891, Bruder von 4); gehörte zu den Göttinger Sieben; Hauptarbeitsgebiete: Elektrizität und Magnetismus. W. baute 1833 mit C. F. Gauß die erste größere elektromagnet. Telegrafenanlage und entwickelte, an Gauß anknüpfend, das absolute elektr. Maßsystem.
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