Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Washington
I Washington['wɔʃɪŋtən],
1) Abk. Wash., Bundesstaat im NW der USA, an der Grenze zu Kanada, 184 672 km2, (1997) 5,61 Mio. Ew.; Hptst. ist Olympia, größte Stadt Seattle (mit der University of W.). W. hat Anteil an den Coast Ranges, an der Cascade Range (Mount Rainier, 4 392 m ü. M.) und am Columbiaplateau; die Küstenregion ist dicht bewaldet (Kiefern, Tannen, Fichten). Anbau von Getreide, Kartoffeln, Hopfen, Futterpflanzen und Obst; bed. Holzwirtschaft; Lachsfang und -zucht. Wichtigster Wirtschaftszweig ist die Luft- und Raumfahrtind. sowie Computertechnologie; Maschinen- und Schiffbau, chem., Holz- und Papierind., Aluminium-, Kupfergewinnung; Wasserkraftgewinnung, Kernenergieversuchszentrum.
- 1775 wurde das Küstengebiet von W. durch Spanier erkundet; 1792 befuhr der amerikan. Kapitän R. Gray den Columbia River. 1811 gründeten Amerikaner unter J. J. Astor das Fort Okanogan. 1846 kam das Gebiet von W. durch Teilung des britisch-amerikan. Kondominiums Oregon in den Besitz der USA. 1853 entstand das Territorium W. (seit 1863 in den heutigen Grenzen); nach Goldfunden im NO (1855) und mehreren Kriegen mit den Indianern (z. B. mit den Nez Percé 1877) trat W. 1889 als 42. Staat der Union bei.
2) W. (D. C.), Bundeshauptstadt der USA, zugleich Bundesdistrikt (District of Columbia, Abk. D. C.; 177 km2), am Potomac; (1997) 529 000 Ew ., davon über 64 % Schwarze. W. ist Sitz eines Erzbischofs, mehrerer Univ., darunter die Georgetown University (gegr. 1789, älteste kath. Univ. der USA), die George Washington University (1821), die Catholic University of America (1887) und die Howard University (1867) sowie die Nat. Akademie der Wissenschaften. Führende Bildungsstätten, Museen und Bibliotheken befinden sich in W., das Smithsonian Institute, die National Gallery of Art, das National Museum of Natural History, das National Air and Space Museum und die Library of Congress; mehrere Theater, botan. und zoolog. Garten; bed. Dienstleistungssektor und Fremdenverkehr; U-Bahn; dem Inlandsflugverkehr dient Washington National Airport (am gegenüberliegenden Ufer des Potomac River) in Virginia, dem internat. Flugverkehr Washington Dulles International Airport (40 km westlich von W.) in Virginia und Baltimore-Washington International Airport (45 km nordöstlich von W.) in Maryland. - Das Zentrum von W. entstand nach dem 1791 im Auftrag von G. Washington entworfenen Plan des Franzosen P. C. L'Enfant am linken Ufer des Potomac. Die größtenteils im Schachbrettmuster angelegten Straßen werden durch breite Diagonalsysteme (die Avenues) durchbrochen, die auf Mittelpunkte wie Kapitol und Weißes Haus zustreben. Später einbezogene Akzente sind das Washington Monument (1848-55 und 1876-88), das Lincoln Memorial (1915-22) sowie das Jefferson Memorial (1939-43). Die meisten Bauten wurden in historisierendem Stil errichtet. Im Zentrum, zw. Kapitol und Washington Monument, erstrecken sich die Parkanlagen »The Mall«, gesäumt von vielen Museen und Verwaltungsgebäuden, u. a. unweit des Kapitols die Kongress- und Nationalbibliothek (Library of Congress; 1888-97) und der Oberste Gerichtshof (Supreme Court, 1929-35). Bed. Bauten sind ferner das am rechten Ufer des Potomac gelegene, 1934 von G. E. Bergstrom u. a. entworfene Pentagon sowie das 1971 eröffnete, von E. D. Stone entworfene John F. Kennedy Center for the Performing Arts (Oper, Konzerthalle, Theater u. a.), das Smithsonian Building (1847-56) und das East Building von I. M. Pei (1978 eröffnet) sowie das National Holocaust Memorial Museum von James Ingo Freed (1986-93).- 1790 gegr., wurde W. 1800 Sitz der Bundesreg., erhielt 1802 Stadtrechte; 1814 durch brit. Truppen z. T. zerstört; erlebte nach dem Sezessionskrieg (1861-65) ein rasches Wachstum.
Literatur:
Bowling, K. R.: The creation of W., DC. The idea and location of the American capital. Fairfax, Va., 1991.
3) Stadt in der Metrop. Cty. Tyne and Wear, NO-England, 56 800 Ew.; Kunstgalerie; Autowerk; Industrieparks.- W. wurde 1964 zu einer New Town bestimmt.
II Washington
['wɔʃɪŋtən],
1) Booker T. (Taliaferro), amerikan. Sozialreformer und Pädagoge, * bei Hale's Ford (Franklin County, Va.) 5. 4. 1856, ✝ Tuskegee (Ala.) 14. 11. 1915; als Sklave geboren, Arbeiter, Ausbildung zum Lehrer; seit 1881 Leiter des neu gegründeten »Tuskegee Normal and Industrial Institute« (dann »Tuskegee Institute«), das sich zur führenden Bildungsanstalt für Schwarze in den USA entwickelte. W. setzte sich für deren allmähl. soziale Angleichung durch Bildung sowie gewerbl. Ausbildung ein und warb für eine Zusammenarbeit zw. Weißen und Schwarzen; seine Haltung stieß auf Ablehnung durch radikalere Vertreter der Bürgerrechtsbewegung (u. a. W. E. B. Du Bois). Autobiographie »Vom Sklaven empor« (1901).
2) Denzel, amerikan. Schauspieler, * Mount Vernon (N.Y.) 28. 12. 1954; mit großer Intensität agierender Bühnen- und Filmschauspieler (»Schrei nach Freiheit«, 1987; »Glory«, 1989; »Malcolm X«, 1993; »Philadelphia«, 1994; »Crimson Tide - In tiefster Gefahr«, 1995; »Dämon«, 1997).
3) George, erster Präs. der USA (1789-97), * Wakefield (Va.) 22. 2. 1732, ✝ Mount Vernon (Va.) 14. 12. 1799; Tabakpflanzer, kämpfte als Offizier der Kolonialmiliz von Virginia seit 1754 gegen Franzosen und Indianer im Ohiotal; 1758-74 Mitgl. der Bürgerversammlung von Virginia, schloss sich der Unabhängigkeitsbewegung an und nahm am 1. und 2. Kontinentalkongress teil. Als Oberbefehlshaber der Armee der Kolonien (1775-83) entschied er mit frz. Unterstützung durch den Sieg über die brit. Truppen bei Yorktown (19. 10. 1781) den Nordamerikan. Unabhängigkeitskrieg. 1787 Vors. des Verfassungskonvents; 1789 zum ersten Präs. der USA gewählt (1792 wieder gewählt). W. vertrat den Gedanken einer starken Zentralreg., befürwortete den Ausgleich mit Großbritannien und wahrte Neutralität in den europ. Kriegen der Revolutionsära; innenpolitisch entwickelte er das Kabinettssystem. Bereits zu Lebzeiten erfuhr W. als einer der Gründerväter der USA weite Verehrung; sein Besitz in Mount Vernon wurde zur nat. Gedenkstätte.
Literatur:
Ferling, J. E.: The first of men. A life of G. W. Knoxville, Tenn., 1988.
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