Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Wallenstein
Wạllenstein,Albrecht Wenzel Eusebius, Herzog von Friedland (1625; daher der Friedländer gen.) und Mecklenburg (1629), Fürst von Sagan (1627), Feldherr während des Dreißigjährigen Krieges, * Hermanitz (heute Heřmanice, bei Königgrätz) 24. 9. 1583, ✝ (ermordet) Eger 25. 2. 1634; aus dem altböhm. Adelsgeschlecht Waldstein (tschech. Valdštejn); konvertierte 1601 (1606?) zum Katholizismus; ab 1604 in habsburg. Diensten; gewann durch Heirat (1609) mit Lukrezia von Witschkow (✝ 1614) reichen Besitz in Mähren. Während des Böhm. Aufstands (1618/19) kaisertreu, verlor W. seinen gesamten Besitz, wurde nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 Militärbefehlshaber in N-Böhmen, 1622 Gubernator (Landvogt) Böhmens und erwarb große Ländereien (mit Friedland, Jitschin, Reichenberg) im NO Böhmens (1624 zum Fürstentum Friedland erhoben; W. wurde damit Reichsfürst). 1623 Heirat mit der Tochter eines der engsten Vertrauten des Kaisers. 1625 stellte W. auf eigene Kosten Kaiser Ferdinand II. ein Söldnerheer zur Verfügung und erhielt den Oberbefehl (»Generalissismus«) über alle kaiserl. Truppen im (Hl. Röm.) Reich. Am 25. 4. 1626 besiegte er an der Dessauer Elbbrücke die Armee Graf Ernsts II. von Mansfeld, 1627 vertrieb er mit Tilly König Christian IV. von Dänemark aus N-Dtl. und drang bis Jütland vor. Die Stärkung der kaiserl. Macht durch den Verständigungsfrieden von Lübeck (1629) veranlasste die Reichsfürsten, die Entlassung W.s zu erzwingen (Regensburger Kurfürstentag 1630). Doch die Eroberung nahezu ganz Dtl.s durch die Schweden führte zur erneuten (von W. nur zögernd akzeptierten) Übertragung des Oberbefehls mit unbeschränkter Vollmacht für Kriegführung und Friedensverhandlungen (Göllersdorfer Kapitulation, 14. 4. 1632). W. vertrieb die Schweden aus S-Dtl. und zog sich nach der Schlacht bei Lützen (16. 11. 1632; Tod Gustavs II. Adolf) nach Böhmen zurück. Seine Versuche, teils durch seine militär. Überlegenheit, teils durch Friedensgespräche v. a. mit Sachsen und Schweden die Basis eines allg. Reichsfriedens zu schaffen (1633), führten dazu, dass der Kaiser W. absetzte und schließlich des Hochverrats (angebl. Verschwörungspläne gegen den Kaiser; Pilsener Revers) bezichtigte (Geheimpatent vom 22. 2. 1634). Darauf fielen fast alle Offiziere und Truppen von W. ab, er wurde mit seinen letzten Getreuen (C. Freiherr von Ilow, A. E. Terzky und W. Kinský) von kaiserl. Offizieren in Eger ermordet. - Dramentrilogie von F. Schiller (1799). (Seni)
▣ Literatur:
Mann, G.: W. Sein Leben. Frankfurt am Main 61994.
Wạllenstein,Albrecht Wenzel Eusebius, Herzog von Friedland (1625; daher der Friedländer gen.) und Mecklenburg (1629), Fürst von Sagan (1627), Feldherr während des Dreißigjährigen Krieges, * Hermanitz (heute Heřmanice, bei Königgrätz) 24. 9. 1583, ✝ (ermordet) Eger 25. 2. 1634; aus dem altböhm. Adelsgeschlecht Waldstein (tschech. Valdštejn); konvertierte 1601 (1606?) zum Katholizismus; ab 1604 in habsburg. Diensten; gewann durch Heirat (1609) mit Lukrezia von Witschkow (✝ 1614) reichen Besitz in Mähren. Während des Böhm. Aufstands (1618/19) kaisertreu, verlor W. seinen gesamten Besitz, wurde nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 Militärbefehlshaber in N-Böhmen, 1622 Gubernator (Landvogt) Böhmens und erwarb große Ländereien (mit Friedland, Jitschin, Reichenberg) im NO Böhmens (1624 zum Fürstentum Friedland erhoben; W. wurde damit Reichsfürst). 1623 Heirat mit der Tochter eines der engsten Vertrauten des Kaisers. 1625 stellte W. auf eigene Kosten Kaiser Ferdinand II. ein Söldnerheer zur Verfügung und erhielt den Oberbefehl (»Generalissismus«) über alle kaiserl. Truppen im (Hl. Röm.) Reich. Am 25. 4. 1626 besiegte er an der Dessauer Elbbrücke die Armee Graf Ernsts II. von Mansfeld, 1627 vertrieb er mit Tilly König Christian IV. von Dänemark aus N-Dtl. und drang bis Jütland vor. Die Stärkung der kaiserl. Macht durch den Verständigungsfrieden von Lübeck (1629) veranlasste die Reichsfürsten, die Entlassung W.s zu erzwingen (Regensburger Kurfürstentag 1630). Doch die Eroberung nahezu ganz Dtl.s durch die Schweden führte zur erneuten (von W. nur zögernd akzeptierten) Übertragung des Oberbefehls mit unbeschränkter Vollmacht für Kriegführung und Friedensverhandlungen (Göllersdorfer Kapitulation, 14. 4. 1632). W. vertrieb die Schweden aus S-Dtl. und zog sich nach der Schlacht bei Lützen (16. 11. 1632; Tod Gustavs II. Adolf) nach Böhmen zurück. Seine Versuche, teils durch seine militär. Überlegenheit, teils durch Friedensgespräche v. a. mit Sachsen und Schweden die Basis eines allg. Reichsfriedens zu schaffen (1633), führten dazu, dass der Kaiser W. absetzte und schließlich des Hochverrats (angebl. Verschwörungspläne gegen den Kaiser; Pilsener Revers) bezichtigte (Geheimpatent vom 22. 2. 1634). Darauf fielen fast alle Offiziere und Truppen von W. ab, er wurde mit seinen letzten Getreuen (C. Freiherr von Ilow, A. E. Terzky und W. Kinský) von kaiserl. Offizieren in Eger ermordet. - Dramentrilogie von F. Schiller (1799). (Seni)
▣ Literatur:
Mann, G.: W. Sein Leben. Frankfurt am Main 61994.