Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Wales
Wales[weɪlz] (walisisch Cymru), Landesteil von Großbritannien und Nordirland; umfasst die in die Irische See vorspringende Halbinsel zw. der Liverpoolbucht im N und dem Bristolkanal im S, mit der Insel Anglesey 20 779 km2, (1995) 2,917 Mio. Einwohner. Hptst. ist Cardiff.
Das Land ist größtenteils gebirgig. Die höchsten Gipfel liegen im NW (Snowdon 1 085 m ü. M.). Die Flüsse Severn und Weye gehören nur im Oberlauf zu W. Knapp 20 % der Bev. sprechen neben Englisch noch Walisisch (Kymrisch). Das kühle, regenreiche Klima begünstigt Grünlandwirtschaft (Rinder- und Schafzucht). Das Klima an den Küsten ist mild (Seebäder). Rauweiden nehmen ein knappes Drittel der landwirtsch. Nutzfläche ein; 62 % sind Dauergrünland, 5,1 % Ackerland auf besseren Tieflandböden. Wälder, überwiegend jüngere Aufforstungen, nehmen 11 % der Gesamtfläche ein. - Einen starken Niedergang verzeichnen seit den 1950er-Jahren der Bergbau und die traditionellen Ind., v. a. Steinkohlenbergbau, Stahl- und Zinkblechind. Die neue Ind.struktur wird bestimmt durch Elektronik-, Metall verarbeitende, Elektro-, pharmazeut., petrochem. und chem. Ind.; Fahrzeugbau und Fahrzeugzubehörind.; der Dienstleistungssektor wurde stark ausgebaut; wichtig ist der Fremdenverkehr.Geschichte: Das von kelt. Kymren besiedelte W. stand vom 1. bis 5. Jh. unter röm. Herrschaft. Die sich danach bildenden Kleinkönigreiche wurden seit dem 6. Jh. Rückzugsgebiet der von den Angelsachsen verdrängten brit. Kelten, die mit den Kymren verschmolzen (in dieser Zeit auch Christianisierung). Nach der normann. Eroberung (1066) belehnte Wilhelm I. Ritter aus seinem Gefolge mit den Grenzgebieten und Teilen des südl. W. (sog. marcher lords). Die im 13. Jh. noch einmal erstarkten walis. Fürstentümer (v. a. Gwynedd) konnten erst unter Eduard I. nach zwei erfolgreichen Feldzügen (1277 und 1282-84) dem engl. Herrschaftsbereich eingegliedert werden. Den Titel Prince of Wales übertrug Eduard 1301 seinem Sohn, dem späteren Eduard II. (seitdem dem engl. Thronfolger verliehen). Den letzten Versuch, die nat. Unabhängigkeit zu erlangen, unternahm um 1400 Owen Glendower, der sich mit frz. Unterstützung bis 1408/09 behaupten konnte. Eine endgültige Unterwerfung der Waliser gelang erst den Tudors, die selbst walis. Abstammung waren. Durch die Acts of Union von 1536 und 1542 wurde W. von Heinrich VIII. mit England vereinigt. Eine neue Belebung erfuhr das nat. Bewusstsein durch die »kelt. Renaissance« des 18. Jh. Ein weiterer Ggs. zu Großbritannien entstand durch die konfessionelle Sonderentwicklung; viele Waliser bekannten sich im 19. Jh. zum prot.-methodist. Nonkonformismus. Walis. Autonomieforderungen erwirkten zu Beginn des 20. Jh. Zugeständnisse von der brit. Reg. im kulturellen Bereich. Die Welsh Disestablishment Bill von 1912 entband die walis. Nonkonformisten von der Oberhoheit der anglikan. Kirche. 1997 stimmten die Waliser in einer Volksabstimmung für ein eigenes Parlament.
Literatur:
Jenkins, G. H.: The foundations of modern W., W. 1642-1780. Oxford u. a. 1987.
Sager, P.: W. Literatur u. Politik, Industrie u. Landschaft. Köln 41992.
Davies, J.: A history of W. London 1994.
Carr, A. D.: Medieval W. Basingstoke 1995.
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