Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Waldorfschulen
Waldorfschulen,private Schulen in freier Trägerschaft mit eigener pädagog. Prägung, 1919 in Stuttgart von dem Direktor der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik, Emil Molt, für die Kinder der Mitarbeiter seines Werkes gegründet. Der erste Leiter dieser Schule, R. Steiner, arbeitete die pädagog. und organisator. Leitideen auf der Grundlage der Anthroposophie aus. Bis zum Verbot durch das nat.-soz. Regime 1938 gab es acht Schulen in Dtl. und weitere im Ausland; nach 1945 zahlr. Neugründungen, bes. auch Kindergärten. Schulträger jeder W. ist ein eigener Schulverein, in dessen Vorstand Eltern und Lehrer gleichberechtigt sind. Einen Schwerpunkt des Unterrichts bilden die künstler. und handwerkl. Fächer (die v. a. rein intellektuelle Fähigkeiten fördernde Pädagogik der öffentl. Schularten soll durch eine breit angelegte Begabtenförderung ersetzt werden). Fremdsprachl. Unterricht (Englisch, Französisch, z. T. Russisch) beginnt im 1. Schuljahr. Wichtiger Teil des künstler. Unterrichts ist die von Steiner entwickelte Eurythmie. In einem zwölfjährigen Bildungsgang erhalten die Schüler je nach ihrer Entwicklungsstufe Unterricht, die Zeugnisse werden durch Elternbriefe und Schülercharakteristiken ersetzt. Ein Sitzenbleiben gibt es nicht. Die Hiberniaschule in Herne bietet berufl. Abschlüsse und das Abitur, das i. d. R. nach 13 Schuljahren abgelegt wird (es wird staatlich abgenommen und setzt die Leistungen einer gymnasialen Oberstufe voraus). Bis zum 8. Schuljahr unterrichtet i. d. R. ein Klassenlehrer, danach die jeweiligen Fachlehrer.
Literatur:
S. Leber. Die Pädagogik der Waldorfschule u. ihre Grundlagen, hg. v. Darmstadt 31992.
Waldorfschule heute. Einführung in die Lebensformen einer Pädagogik, hg. v. S. Leber. Stuttgart 21996.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Waldorfschulen