Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Waldenser
Waldẹnser(Arme von Lyon), zw. 1170 und 1176 in S-Frankreich entstandene Buß- und Armutsbewegung; benannt nach ihrem Begründer, dem Lyoner Kaufmann Petrus Waldes (✝ zw. 1184 und 1218), der sein Vermögen unter die Armen verteilte und mit Gleichgesinnten die konsequente Nachfolge Jesu im Geist der Bergpredigt anstrebte. Die W., zunächst eine Laienbewegung innerhalb der kath. Kirche, wurden v. a. wegen der von ihnen trotz kirchl. Verbots praktizierten Laienpredigt 1184 als Häretiker verurteilt. Von der Inquisition verfolgt, siedelten sie v. a. in den Alpentälern von Piemont, wo sie sich, die kirchl. Hierarchie und das Lehramt ablehnend, als eigenständige Laienkirche organisierten, deren Ethik durch eine einfache Lebensweise, die Ablehnung von Eid und Todesstrafe und die Verweigerung des Kriegsdienstes bestimmt war. 1532 schlossen sich die W. dem ref. Zweig der Reformation an; sie sind heute in Italien (rd. 30 000 W.) und Südamerika (Uruguay, Argentinien) evang. Minderheitskirchen. Weltweit gibt es etwa 50 000 W.; in Rom besteht seit 1922 eine waldensische theolog. Fakultät (die einzige evang. Fakultät Italiens).
Literatur:
Audisio, G.: Die W. Die Geschichte einer religiösen Bewegung. A. d. Frz.München 1996.
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