Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Wagner
Wagner,1) Adolph Heinrich Gotthilf, Volkswirtschaftler und Finanzwissenschaftler, * Erlangen 25. 3. 1835, ✝ Berlin 8. 11. 1917; war 1882-85 Mitgl. des preuß. Abgeordnetenhauses und seit 1910 des preuß. Herrenhauses; führender Vertreter des Kathedersozialismus; Mitgründer des »Vereins für Socialpolitik«.
2) Cosima, * Como 24. 12. 1837, ✝ Bayreuth 1. 4. 1930; Tochter F. Liszts und der Gräfin d'Agoult, ab 1857
mit H. von Bülow, seit 1870 Frau von 9). Aus der Verbindung mit ihm gingen Isolde, Eva und Siegfried W. (Wagner 12)) hervor. Sie übernahm nach dem Tod von Richard W. bis 1906 die künstler. und organisator. Leitung der Bayreuther Festspiele.
3) Heinrich Leopold, Dramatiker, * Straßburg 19. 2. 1747, ✝ Frankfurt am Main 4. 3. 1779; neben F. M. von Klinger und J. M. R. Lenz typ. Vertreter des Sturm-und-Drang-Dramas, bes. mit den realist., sozialkrit. Dramen: »Die Kindermörderin« (1776, umgearbeitet »Evchen Humbrecht, oder Ihr Mütter merkts Euch!«, 1779).
4) Hermann, Geograph, * Erlangen 23. 6. 1840, ✝ Bad Wildungen 18. 6. 1929; verdient um Methodik und den Ausbau der Geographie. - »Lb. der Geographie« (5 Tle., 41877-79, 101920-23, 2 Bde.; Hg. des von H. Guthe begründeten Werkes).
5) Johann Martin von, Bildhauer und Kunstsammler, * Würzburg 24. 6. 1777, ✝ Rom 8. 8. 1858; lebte ab 1804 v. a. in Rom. W. schuf u. a. den Germanenfries der Walhalla in Donaustauf (1830-37) und die Plastiken des Münchener Siegestores (1843-52). Für die Glyptothek in München erwarb er u. a. die Ägineten (1812) und den »Barbarin. Faun«. Seine Sammlung antiker Kunst, Handzeichnungen und Stiche vermachte er der Univ. Würzburg (Martin-von-Wagner-Museum).
6) Johann Peter Alexander, Bildhauer, getauft Obertheres (heute zu Theres, Landkreis Haßberge) 26. 2. 1730, ✝ Würzburg 7. 1. 1809; schuf im Stil des Rokoko und später des Frühklassizismus Bildwerke für unterfränk. Kirchen und Schlösser (Figuren im Treppenhaus und im Hofgarten der Würzburger Residenz und in Veitshöchheim).
7) Martin, Architekt, * Königsberg (Pr) 5. 11. 1885, ✝ Cambridge (Mass.) 28. 5. 1957; 1926-33 Stadtbaurat von Berlin, wo er mit B. Taut, O. Häring, L. Mies van der Rohe, W. Gropius, H. Scharoun Wohnsiedlungen und mit H. Poelzig die Messeanlagen baute; nach seiner Emigration 1938-50 Prof. an der Harvard University.
8) Otto, österr. Architekt, * Penzing (heute zu Wien) 13. 7. 1841, ✝ Wien 11. 4. 1918; Vorkämpfer für ein durch Zweck, Material und Konstruktion bestimmtes Bauen; schuf u. a. Bauten in Wien in einem zurückhaltenden Historismus (Postsparkassenamt, 1904-06; Landesheilanstalt, 1904-06). Durch seine publizist. Tätigkeit wirkte W. bis weit ins 20. Jahrhundert.
9) Richard, Komponist, * Leipzig 22. 5. 1813, ✝ Venedig 13. 2. 1883; begann seine musikal. Ausbildung 1831 bei dem Thomaskantor C. T. Weinlig. 1833 wurde er Chordirektor in Würzburg, 1834 Musikdirektor in Magdeburg, 1837 Kapellmeister in Riga. 1836 heiratete er die Schauspielerin Minna Planer (* 1809, ✝ 1866). 1839-42 lebte W. in ärmlichsten Verhältnissen in Paris. 1843 wurde er in Dresden zum Königlich-Sächs. Hofkapellmeister ernannt. Durch die Teilnahme am Maiaufstand 1849 belastet, musste er fliehen. Bis 1858 lebte W. in Zürich (Liebe zu Mathilde Wesendonck). 1861 trennte er sich endgültig von seiner Frau. Die nächsten Jahre verbrachte er in Venedig, Luzern, Brüssel, Paris, Wien. 1864 berief ihn König Ludwig II. von Bayern nach München, doch schon 1865 musste er Bayern wieder verlassen, wurde aber von Ludwig II. bis zu seinem Tod unterstützt. 1866-72 wohnte W. hauptsächlich in Tribschen bei Luzern. 1870 heiratete er Cosima Wagner 2). 1872 übersiedelte W. nach Bayreuth und legte den Grundstein zu seinem Festspielhaus, das 1876 mit dem »Ring des Nibelungen« eingeweiht wurde. Nach der Uraufführung des »Parsifal« 1882 reiste W. nach Venedig, wo er 1883 starb.
W. gehörte zu den umstrittensten, bedeutendsten und wirkungsreichsten Musikern seiner Zeit, mit großer Nachwirkung im In- und Ausland. Er ist der Schöpfer des »Musikdramas«, bei dem sich die Musik den Anforderungen des Dramas fügt, die geschlossenen Formen der Oper (z. B. Arien, Chöre) in der »unendlichen Melodie« aufgehen und das Orchester den Hauptteil am musikal. Geschehen erhält (dabei spielt das Leitmotiv, das in Verbindung mit bestimmten Personen, Gegenständen, Gefühlen oder Handlungskonstellationen auftritt, eine wichtige Rolle im dramat. Geschehen). Die Texte zu sämtl. Werken stammen von ihm selbst. Das Streben, die Oper im Sinn der dramat. Wahrheit zu erneuern, ist schon in »Rienzi« wirksam; »Tannhäuser« und »Lohengrin« bedeuten den Höhepunkt der romant. Oper; erst die folgenden Werke verwirklichen die Idee des musikal. Gesamtkunstwerks völlig, in dem die Einzelkünste, bes. Dichtung und Musik, zu einer übergreifenden Ganzheit verschmelzen. Die Scheidung von Rezitativ und Arie wird zugunsten des ganz den Gesetzen der Sprachmelodie folgenden Sprechgesangs aufgegeben, die engen Schranken des harmon. Geschehens werden durch reiche chromat. Bildungen erweitert. Die Harmonik des »Tristan« steht bereits an der Schwelle zur Neuen Musik.
Werke: Bühnenwerke: Die Feen (1834, aufgeführt 1888); Das Liebesverbot (1836); Rienzi (1840, aufgeführt 1842); Der fliegende Holländer (1841, aufgeführt 1843); Tannhäuser (1845, Pariser Bearbeitung 1861); Lohengrin (1847, aufgeführt 1850); Tristan und Isolde (1859, aufgeführt 1865); Die Meistersinger von Nürnberg (1867, aufgeführt 1868); Der Ring des Nibelungen: Das Rheingold (1854, aufgeführt 1869); Die Walküre (1856, aufgeführt 1870); Siegfried (1871, aufgeführt 1876); Götterdämmerung (1874, aufgeführt 1876); Parsifal (1882).Orchesterwerke: Sinfonie C-Dur (1832); Faustouvertüre (1840, umgearbeitet 1855); Siegfried-Idyll (1870); Kaisermarsch (1871).Lieder: 5 Gedichte für eine Frauenstimme, 1858 (Texte von M. Wesendonck).Zahlreiche Schriften: u. a. Das Kunstwerk der Zukunft (1849); Oper und Drama (3 Tle., 1851); Mein Leben (4 Bde., 1865-80).
Literatur:
Ulrich Müller R.-W.-Handbuch, hg. v. u. P. Wapnewski. Stuttgart 1986.
Gregor-Dellin, M.: R. W. Tb.-Ausg. München u. a. 21995.
Dahlhaus, C.: R. W.s Musikdramen. Neuausg. Stuttgart 1996.
Das W.-Kompendium. Sein Leben - seine Musik, hg. v. B. Millington. A. d. Engl. München 1996.
Mayer, Hans: R. W. Frankfurt am Main 1998.
Mayer, Hans: R. W. Reinbek 135.-137. Tsd. 1998.
10) Richard, rumäniendt. Schriftsteller, * Lowrin (bei Temesvar) 10. 4. 1952; war Lehrer und Journalist; leitete ab 1972 die »Aktionsgruppe Banat«, eine literar. Vereinigung rumäniendt. Autoren, die 1975 von staatl. Seite zerschlagen wurde; seit 1987 (zus. mit seiner Frau Herta Müller) in der Bundesrep. Dtl.; veröffentlichte u. a. »Klartext« (Ged., 1973); »Der Himmel von New York im Museum von Amsterdam« (Prosasammlg., 1992, u. a. mit »Der Anfang einer Geschichte«, 1980).
11) ['wægnə], Robert, amerikan. Filmschauspieler und Produzent, * Detroit (Mich.) 10. 2. 1930; war
mit der amerikan. Schauspielerin Natalie Wood; wurde bekannt mit der Rolle des jugendl. Helden und Liebhabers und war auch später in zahlr. v. a. publikumswirksamen Filmen zu sehen. - Filme: »Prinz Eisenherz« (1954), »Kampfgeschwader Kobra» (1958), »Die Eingeschlossenen von Altona« (1963), »Der rosarote Panther« (1963), »Flammendes Inferno« (1974), »Die Katze auf dem heißen Blechdach« (1977, Fernsehfilm), »Hart aber herzlich« (Fernsehserie, ab 1979), »Der Fluch des rosaroten Panthers« (1983), »Austin Powers - Das Schärfste, was Ihre Majestät zu bieten hat« (1997; Tl. 2 1999).
12) Siegfried, Komponist, * Tribschen (heute zu Luzern) 6. 6. 1869, ✝ Bayreuth 4. 8. 1930, Sohn von 2) und 9); wirkte seit 1896 als Dirigent und Regisseur bei den Bayreuther Festspielen mit und übernahm 1908 deren künstler. Oberleitung. Als Komponist folgte er seinem Lehrer E. Humperdinck mit selbst gedichteten Märchenopern. Seit 1915
mit Winifred W., geb. Williams (* 1897, ✝ 1980), die nach seinem Tod die künstler. Leitung der Festspiele bis 1944 innehatte. Aus ihrer Ehe gingen u. a. Wieland (* 1917, ✝ 1966) und Wolfgang (* 1919) hervor, die die Festspiele seit 1951 mit z. T. neuartigen Inszenierungen weiterführten.
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