Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
vietnamesische Kunst
vietnamesische Kunst[viɛt-], die Kunst der auf dem gegenwärtigen Staatsgebiet Vietnams lebenden Völker (Vietnamesen, Cham, Thai- und Mon-Khmer-Gruppen). Sie vereint mannigfache kulturelle Einflüsse v. a. aus China und Indien mit ethn. Eigenheiten. In vorgeschichtl. Zeit war die nach dem Fundort Dong-Son in N-Vietnam ben. Dongsonkultur (Blütezeit 2. Hälfte 1. Jt. v. Chr.-1. Jh. n. Chr.; Bronzewaffen und bes. Bronzetrommeln) weithin verbreitet. Die Kunst in dem sich entlang der Ostküste erstreckenden Reich Champa nahm wiederholt ind. Elemente in Architektur und Plastik auf. Seit dem 7. Jh. erbauten die Cham Tempeltürme (Kalan) mit eigener Formsprache, die Einflüsse der Khmer sowie aus Java zeigen. Ihre bed. sakrale Plastik gibt den ethn. Typ der Cham wieder. Diese Strenge wurde im 10. Jh. durch die eleganten Skulpturen von Mi Son und Tra Kieu abgelöst. Mit dem Abschütteln der chines. Herrschaft über N-Vietnam (111 v. Chr. bis 939 n. Chr.) setzte die eigtl. v. K. ein, die durch den Buddhismus und die Kunst Chinas beherrscht wurde. In Dai La, Hptst. des chines. Statthalters (bei Hanoi), verbanden sich eigene Traditionen mit Elementen aus China, Champa, Indien und Zentralasien. Die sakralen Ziegelbauten überwogen offenbar (Stupa von Binh-Son aus der Zeit der frühen Le-Dynastie, 980-1009), die Skulptur ist v. a. indisch beeinflusst. Hoch entwickelte Keramik entstand nach chines. Vorbild v. a. in der neuen Hauptstadt Thang Long (heute Hanoi) unter der Ly-Dynastie (1009/10-1225). Unter der Tran-Dynastie (1225-1400) Anlage großzügiger Zitadellen (u. a. in Thanh Hoa, 1397). Aus der späteren Le-Dynastie (1428-1527 bzw. 1788) stammen königl. Grabbauten (Kalksteinstelen), bevorzugtes Ornament sind Drachen. Aus dem 16.-18. Jh. sind zahlr. Pagoden, Tempel und Stupas erhalten; es überwiegt der chines. Einfluss. Die Kunst der Nguyen-Dynastie (1802-1945) wird v. a. vertreten durch die nach dem Vorbild Pekings errichtete Palaststadt in der Hauptstadt Huê. Das moderne Kunsthandwerk versucht, alte Techniken der Schnitzerei und der Perlmuttinkrustation neu zu beleben. In der bildenden Kunst sind traditionelle Techniken wie Aquarellmalerei auf Seide, kolorierter Holzschnitt, Farbholzschnitt, Schleiflacktechnik und Lackmalerei von Bedeutung; die Ölmalerei nach europ. Vorbild wurde durch die Hochschule für bildende Künste in Hanoi (gegr. 1925) vermittelt.
▣ Literatur:
Patkó, I.u. Rév, M.: Die Kunst Vietnams. A. d. Ungar. Leipzig 1967.
⃟ Forman, W. u. a.: V. K. Hanau 1973.
⃟ Vietnam. Götter, Geister u. Pagoden, bearb. v. A. H. Unger u. W. Unger. München 1997.
vietnamesische Kunst[viɛt-], die Kunst der auf dem gegenwärtigen Staatsgebiet Vietnams lebenden Völker (Vietnamesen, Cham, Thai- und Mon-Khmer-Gruppen). Sie vereint mannigfache kulturelle Einflüsse v. a. aus China und Indien mit ethn. Eigenheiten. In vorgeschichtl. Zeit war die nach dem Fundort Dong-Son in N-Vietnam ben. Dongsonkultur (Blütezeit 2. Hälfte 1. Jt. v. Chr.-1. Jh. n. Chr.; Bronzewaffen und bes. Bronzetrommeln) weithin verbreitet. Die Kunst in dem sich entlang der Ostküste erstreckenden Reich Champa nahm wiederholt ind. Elemente in Architektur und Plastik auf. Seit dem 7. Jh. erbauten die Cham Tempeltürme (Kalan) mit eigener Formsprache, die Einflüsse der Khmer sowie aus Java zeigen. Ihre bed. sakrale Plastik gibt den ethn. Typ der Cham wieder. Diese Strenge wurde im 10. Jh. durch die eleganten Skulpturen von Mi Son und Tra Kieu abgelöst. Mit dem Abschütteln der chines. Herrschaft über N-Vietnam (111 v. Chr. bis 939 n. Chr.) setzte die eigtl. v. K. ein, die durch den Buddhismus und die Kunst Chinas beherrscht wurde. In Dai La, Hptst. des chines. Statthalters (bei Hanoi), verbanden sich eigene Traditionen mit Elementen aus China, Champa, Indien und Zentralasien. Die sakralen Ziegelbauten überwogen offenbar (Stupa von Binh-Son aus der Zeit der frühen Le-Dynastie, 980-1009), die Skulptur ist v. a. indisch beeinflusst. Hoch entwickelte Keramik entstand nach chines. Vorbild v. a. in der neuen Hauptstadt Thang Long (heute Hanoi) unter der Ly-Dynastie (1009/10-1225). Unter der Tran-Dynastie (1225-1400) Anlage großzügiger Zitadellen (u. a. in Thanh Hoa, 1397). Aus der späteren Le-Dynastie (1428-1527 bzw. 1788) stammen königl. Grabbauten (Kalksteinstelen), bevorzugtes Ornament sind Drachen. Aus dem 16.-18. Jh. sind zahlr. Pagoden, Tempel und Stupas erhalten; es überwiegt der chines. Einfluss. Die Kunst der Nguyen-Dynastie (1802-1945) wird v. a. vertreten durch die nach dem Vorbild Pekings errichtete Palaststadt in der Hauptstadt Huê. Das moderne Kunsthandwerk versucht, alte Techniken der Schnitzerei und der Perlmuttinkrustation neu zu beleben. In der bildenden Kunst sind traditionelle Techniken wie Aquarellmalerei auf Seide, kolorierter Holzschnitt, Farbholzschnitt, Schleiflacktechnik und Lackmalerei von Bedeutung; die Ölmalerei nach europ. Vorbild wurde durch die Hochschule für bildende Künste in Hanoi (gegr. 1925) vermittelt.
▣ Literatur:
Patkó, I.u. Rév, M.: Die Kunst Vietnams. A. d. Ungar. Leipzig 1967.
⃟ Forman, W. u. a.: V. K. Hanau 1973.
⃟ Vietnam. Götter, Geister u. Pagoden, bearb. v. A. H. Unger u. W. Unger. München 1997.