Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Voluntarismus
Voluntarịsmus[v-; zu lat. voluntarius »freiwillig«] der, Denkweise, die im Willen die Grundbestimmung des menschl. Wesens oder der Welt selbst sieht; Ggs. Intellektualismus; der Begriff wurde 1883 von F. Tönnies geprägt. - Der klass. Vertreter des metaphys. V., der die Substanz der Welt (Wirklichkeit) im Willen erblickt, ist A. Schopenhauer. Der theolog. V. wertet das Wollen seinsmäßig höher als das Erkennen, sodass sich nur durch willentl. Glaubensentscheidung, nicht durch Vernunfterkenntnis zu Gott gelangen lässt (Duns Scotus). Der psycholog. V. betrachtet den Willen als Grundfunktion der Seele (Augustinus). Die willkürlich gesetzten Voraussetzungen bei der (wiss.) Erkenntnisgewinnung betont der erkenntnistheoret. V. Für den eth. V. gründet sich eth. Handeln nicht im Wissen (Leibniz), sondern im freien Willen (Kant). Nach F. Nietzsche manifestiert sich in allem Lebendigem, v. a. im Menschen, ein »Wille zur Macht« (anthropolog. Voluntarismus).
Voluntarịsmus[v-; zu lat. voluntarius »freiwillig«] der, Denkweise, die im Willen die Grundbestimmung des menschl. Wesens oder der Welt selbst sieht; Ggs. Intellektualismus; der Begriff wurde 1883 von F. Tönnies geprägt. - Der klass. Vertreter des metaphys. V., der die Substanz der Welt (Wirklichkeit) im Willen erblickt, ist A. Schopenhauer. Der theolog. V. wertet das Wollen seinsmäßig höher als das Erkennen, sodass sich nur durch willentl. Glaubensentscheidung, nicht durch Vernunfterkenntnis zu Gott gelangen lässt (Duns Scotus). Der psycholog. V. betrachtet den Willen als Grundfunktion der Seele (Augustinus). Die willkürlich gesetzten Voraussetzungen bei der (wiss.) Erkenntnisgewinnung betont der erkenntnistheoret. V. Für den eth. V. gründet sich eth. Handeln nicht im Wissen (Leibniz), sondern im freien Willen (Kant). Nach F. Nietzsche manifestiert sich in allem Lebendigem, v. a. im Menschen, ein »Wille zur Macht« (anthropolog. Voluntarismus).