Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Volkslied
Volkslied,mündlich überliefertes, durch Variantenreichtum und Formelhaftigkeit gekennzeichnetes Lied, das, gebunden an bestimmte Lebensgewohnheiten, von breiten Volksschichten gesungen wird. Seine genaue Herkunft lässt sich oft nicht mehr nachweisen. Der Begriff V. wurde von J. G. Herder 1773 geprägt. Die bevorzugte Form der V.-Strophe besteht aus vier vierhebigen Verszeilen. Die landschaftl. Unterschiede sind bei V. groß. Auch Melodik, Art der Mehrstimmigkeit und Begleitung durch Instrumente (Gitarre, Zither u. a.) wechseln von Gegend zu Gegend. Dazu kommen noch die sozialen Unterscheidungen zw. den V. von Hirten, Bauern, Städtern, Handwerkern, Soldaten u. a. Die Bedeutung des V. im Volksleben ist bes. deutlich beim Arbeits- und Brauchtumslied. Melodien (»Töne«) werden oft übernommen oder folgen z. T. sehr alten Modellen. Alle V. unterliegen aber ständiger Wandlung. Sie werden »zersungen«; auch Vermischungen von Liedern (Kontaminationen) treten auf.
Geschichte: Handschriftl. Aufzeichnungen von V. begannen im 15. Jh. (Lochamer Liederbuch; das »Liederbuch der Klara Hätzlerin«, 1471). Seit dem 16. Jh. gab es gedruckte V.-Sammlungen (P. Schöffers »Liederbuch«, 1513; »Bergreihen«, 1531; »Ambraser Liederbuch«, 1582). Im 17. und 18. Jh. nahmen die Dokumente wieder ab, bis durch Herders Einfluss Sammlungen entstanden, die unmittelbar aus der Volksüberlieferung schöpften, so von A. von Arnim und C. Brentano (»Des Knaben Wunderhorn«, 3 Bde., 1806-08), L. Erk (»Dt. Liederhort«, 1856; neu bearbeitet und fortgesetzt von F. M. Böhme, 3 Bde., 1893/94), Hoffmann von Fallersleben und Ernst Richter (»Schles. V.«, 1842), L. Uhland (»Alte hoch- und niederdt. V.«, 2 Bde., 1844/45), F. W. von Ditfurth (»Fränk. V.«, 2 Bde., 1855) u. a.
▣ Literatur:
Danckert, W.: Das V. im Abendland. Bern u. a. 1966.
⃟ Danckert, W.: Das europ. V. Bonn 21970.
⃟ Handbuch des Volksliedes, hg. v. R. W. Brednich u. a., 2 Bde. München 1973-75.
⃟ Suppan, W.: V. Seine Sammlung u. Erforschung. Stuttgart 21978.
⃟ Holzapfel, O.: Lexikon folklorist. Begriffe u. Theorien. (Volksliedforschung.) Bern u. a. 1996.
Volkslied,mündlich überliefertes, durch Variantenreichtum und Formelhaftigkeit gekennzeichnetes Lied, das, gebunden an bestimmte Lebensgewohnheiten, von breiten Volksschichten gesungen wird. Seine genaue Herkunft lässt sich oft nicht mehr nachweisen. Der Begriff V. wurde von J. G. Herder 1773 geprägt. Die bevorzugte Form der V.-Strophe besteht aus vier vierhebigen Verszeilen. Die landschaftl. Unterschiede sind bei V. groß. Auch Melodik, Art der Mehrstimmigkeit und Begleitung durch Instrumente (Gitarre, Zither u. a.) wechseln von Gegend zu Gegend. Dazu kommen noch die sozialen Unterscheidungen zw. den V. von Hirten, Bauern, Städtern, Handwerkern, Soldaten u. a. Die Bedeutung des V. im Volksleben ist bes. deutlich beim Arbeits- und Brauchtumslied. Melodien (»Töne«) werden oft übernommen oder folgen z. T. sehr alten Modellen. Alle V. unterliegen aber ständiger Wandlung. Sie werden »zersungen«; auch Vermischungen von Liedern (Kontaminationen) treten auf.
Geschichte: Handschriftl. Aufzeichnungen von V. begannen im 15. Jh. (Lochamer Liederbuch; das »Liederbuch der Klara Hätzlerin«, 1471). Seit dem 16. Jh. gab es gedruckte V.-Sammlungen (P. Schöffers »Liederbuch«, 1513; »Bergreihen«, 1531; »Ambraser Liederbuch«, 1582). Im 17. und 18. Jh. nahmen die Dokumente wieder ab, bis durch Herders Einfluss Sammlungen entstanden, die unmittelbar aus der Volksüberlieferung schöpften, so von A. von Arnim und C. Brentano (»Des Knaben Wunderhorn«, 3 Bde., 1806-08), L. Erk (»Dt. Liederhort«, 1856; neu bearbeitet und fortgesetzt von F. M. Böhme, 3 Bde., 1893/94), Hoffmann von Fallersleben und Ernst Richter (»Schles. V.«, 1842), L. Uhland (»Alte hoch- und niederdt. V.«, 2 Bde., 1844/45), F. W. von Ditfurth (»Fränk. V.«, 2 Bde., 1855) u. a.
▣ Literatur:
Danckert, W.: Das V. im Abendland. Bern u. a. 1966.
⃟ Danckert, W.: Das europ. V. Bonn 21970.
⃟ Handbuch des Volksliedes, hg. v. R. W. Brednich u. a., 2 Bde. München 1973-75.
⃟ Suppan, W.: V. Seine Sammlung u. Erforschung. Stuttgart 21978.
⃟ Holzapfel, O.: Lexikon folklorist. Begriffe u. Theorien. (Volksliedforschung.) Bern u. a. 1996.