Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Volkskommunen
Volkskommunen,die 1958 in der VR China geschaffenen Agrar- und Produktionsgroßkollektive; sie wurden im Zusammenhang mit dem von Mao Zedong initiierten Großen Sprung nach vorn im ganzen Land gebildet und sollten die gesellschaftl. Basiseinheit beim Übergang zum Kommunismus verkörpern. Eine V. fasste jeweils 25-30 landwirtsch. Kooperativen zusammen und war in Produktionsbrigaden (120-150 Haushalte) sowie Produktionsgruppen (10-15 Familien) untergliedert; sie vereinte lokale Wirtschaft, Kommuneleitung und öffentl. Verwaltung Ende 1958 waren (nach offiziellen Angaben) 99 % der Landbevölkerung in 26 578 V. zusammengeschlossen (durchschnittl. Größe etwa 4 700 Haushalte). In den V. wurde nahezu der gesamte bewegl. Besitz ihrer Mitgl. vergesellschaftet; die Arbeit war nach militärähnl. Prinzipien organisiert (Einteilung der Arbeitskräfte z. B. in »Arbeitsregimenter«) und das persönl. Leben weitgehend durch das Kollektiv reglementiert (kasernierte Unterbringung der Bev., Erziehung der Kinder in Heimschulen, kostenlose Verpflegung in Großkantinen). Mit der so formierten »Produktionsarmee« erstrebte die chines. KP-Führung eine sprunghafte Steigerung des Getreideertrages und der Stahlproduktion (Kampagne zum massenhaften Bau primitiver Schmelzöfen) sowie eine Realisierung von Großprojekten (Anlage von Bewässerungssystemen u. Ä.). Darüber hinaus sollte das traditionell fest gefügte chines. Familiensystem beseitigt werden. Als die überstürzte, radikale Einführung der V. auf wachsenden Widerstand der Bauern stieß und maßgeblich die Wirtschaftskrise Anfang der 1960er-Jahre mitverursachte, wurde das System zunächst stark gelockert und dezentralisiert, später de facto aufgelöst.
Literatur:
Romich, M. F.: Chinas V. Revolutionäres Erbe oder Aufbruch in eine kommunist. Zukunft? Frankfurt am Main 1981.
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