Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Vierte-Mai-Bewegung
Vierte-Mai-Bewegung,Bez. einer Studentendemonstration, die am 4. 5. 1919 vor dem »Tor des Himml. Friedens« in Peking stattfand. Sie richtete sich zunächst nur gegen die Benachteiligung Chinas bei den Versailler Friedensverhandlungen, bes. gegen die (später zurückgenommene) Anerkennung Japans als Nachfolger Dtl.s im Pachtgebiet von Kiautschou, der die offizielle chines. Regierung kaum Widerstand entgegensetzte. Da die Bewegung von zahlr. prominenten Gelehrten aufgenommen wurde, breitete sie sich landesweit zu einem generellen Protest gegen äußere koloniale Unterdrückung und innere nat. Schwäche aus. Die Gründe für die Ohnmacht des Landes sah man im Konfuzianismus mit seiner hierarch. Staats- und Gesellschaftsordnung und in der Literatursprache mit ihrem zweckfreien Bildungsideal, denen man »democracy« und »science« (als Fremdwörter zur Bez. von Demokratie und [exakter] Wiss. ins Chinesische übernommen) sowie die alleinige Verwendung der modernen Umgangssprache und modernen Denkens entgegensetzte. Die V.-M.-B., zu deren mittelbaren Folgen auch die Gründung der Kommunist. Partei Chinas gehörte, gilt als Grenzscheide zw. der traditionellen und der modernen chines. Kultur. Die offizielle Siebzigjahrfeier ging an der histor. Stätte des Pekinger »Platzes des Himml. Friedens« (»Tiananmen-Platz«) in den Studentenprotesten für mehr Freiheit und Demokratie unter, die in der Nacht zum 4. 6. 1989 von der Armee blutig niedergeschlagen und zu einer Entsprechung der V.-M.-B. am Ende dieses Jahrhunderts wurden (»Vierte-Juni-Bewegung«).
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