Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Verlaine
Verlaine[ver'lɛ:n], Paul, frz. Dichter, * Metz 30. 3. 1844, ✝ Paris 8. 1. 1896; war 1864-71 Verwaltungsbeamter in Paris, dort Verbindung zu den Parnassiens, unter deren Einfluss seine ersten Dichtungen stehen (»Saturn. Gedichte«, 1866; »Galante Feste«, 1867). 1871-73 reiste er mit A. Rimbaud durch N-Frankreich, Belgien und Großbritannien, fand dabei, angeregt von C. Baudelaire, seinen eigenen Stil, der auf den Symbolismus weist: freie Versstrukturen, ungleiche Rhythmen, hohe Musikalität der Sprache, die feinste seel. Stimmungen sichtbar macht (»Lieder ohne Worte«, 1874). Nach einer Auseinandersetzung mit Rimbaud in Brüssel 1873, während der er den Jüngeren durch einen Schuss verletzte, musste er für 18 Monate ins Gefängnis, danach versuchte er die Rückkehr ins bürgerl. Leben (u. a. Lehrer in Großbritannien), ab 1880 wieder, vom Alkoholismus gezeichnet, in Paris. V.s poet. Kredo ist in dem Gedicht »L'art poétique« (entstanden 1874, veröffentlicht in der Ged.-Sammlung »Jadis et naguère«, 1885, dt. Ausw. 1922 u. d. T. »Einst und jüngst«) niedergelegt. Er artikulierte das illusionslose Lebensgefühl der Künstler der 1880er-Jahre. In dem Essay »Les poètes maudits« (1884, erweitert 1888) definierte er die Rolle des »verfemten Dichters«, der sich gegen den Strom der bürgerl. Ges. stellt.
Literatur:
Robichez, J.: V. entre Rimbaud et Dieu. Paris 1982.
Le Rouge, G.: Verlainiens et décadents. Neuausg. Paris 1993.
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