Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Verkehr
Verkehr, die Raumüberwindung von Personen (Personen-V.) und Gütern (Güter-V.) sowie von Nachrichten (Nachrichtenübertragung) und von Energie, ggf. unter Benutzung besonderer techn. und organisator. Einrichtungen (Verkehrsmittel, -wege, -stationen, -anlagen). Neben der Unterscheidung nach dem beförderten Gegenstand wird der V. differenziert nach dem V.-Träger, d. h. dem in Anspruch genommenen V.-Weg, in Straßen-V., Schienen-V., Schiffs-V., Luft-V., V. über spezielle Leitungen (leitungsgebundener V.) sowie immaterielle Übertragung (z. B. über elektromagnet. Wellen); nach der Art der V.-Teilnehmer wird differenziert in nicht motorisierten V. (v. a. Fußgänger und Radfahrer) und motorisierten V. (u. a. motorisierter Individual-V., motorisierter Straßengüter-V., öffentl. Straßenpersonen-V.); hinsichtlich der Einheitlichkeit des V.-Vorgangs und des V.-Mitteleinsatzes in direkten V., gebrochenen V. und kombinierten V.; nach dem jeweiligen V.-Gebiet in Binnen-V., Ziel-V., Quell-V. und Durchgangs-V. (Transit-V.) sowie beim Personen-V. nach dem V.-Zweck in Berufs-V. (Wege zur und von der Arbeitsstelle), Ausbildungs-V., Geschäfts(reise)-V., Einkaufs-V., Begleit-V., Freizeit- und Urlaubs-V.; darüber hinaus wird im Straßen-V. zw. ruhendem V. (parkende Fahrzeuge) und fließendem V. (die V.-Teilnehmer nehmen aktiv am V. teil) unterschieden. Der V. ist eine grundlegende Voraussetzung für arbeitsteiliges Wirtschaften und wirtsch. Spezialisierung. Die durch den Personen-V. gewonnene Mobilität begünstigte die Auflösung der engen räuml. Beziehung zw. Wohn- und Arbeitsort und beeinflusste infolgedessen grundlegend die Siedlungsstrukturen. Die Funktionsfähigkeit des Güter-V. ist Voraussetzung für die Intensität des Welthandels und veränderte die Verbrauchergewohnheiten und -zwänge nachhaltig.
Die ursprüngl. Bedeutung des Staats als Betreiber v. a. des Eisenbahn- sowie des Luftverkehrs ist aufgrund der Privatisierungspolitik (z. B. Bahnreform) in den letzten Jahren zurückgegangen und beschränkt sich nunmehr auf die Entwicklung der entsprechenden Infrastruktur (v. a. Schaffung von V.-Verbünden zur Stärkung des öffentl. Personennahverkehrs, Ausbau und Erneuerung des Straßenverkehrsnetzes in Ost-Dtl., »Transeurop. Netze«) und eine marktverträgliche Rahmensetzung durch die Verkehrspolitik.
Literatur:
Hesse, M.: Verkehrswende. Ökologisch-ökonom. Perspektiven für Stadt u. Region. Marburg 1993.
Thema heute: »V. in Europa«, hg. vom Kuratorium der Polizei-Führungsakademie. Lübeck 1993.
Busse + Bahnen. Mobilität für Menschen u. Güter, 1895-1995, hg. vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, bearb. v. G. Girnau u. F. Bihn. Düsseldorf 1995.
Clemens, C.: V. u. die externen Kosten. Köln 1996.
Stadt u. V. im Industriezeitalter, hg. v. H. Matzerath. Köln u. a. 1996.
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