Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Verismus
Verịsmus[v-] der (italien. Verismo), in Italien Mitte des 19. Jh. eine vom frz. Naturalismus angeregte literar. Strömung, die sich v. a. um die Darstellung sozialer Zeitprobleme bemühte. Hauptvertreter war G. Verga. Auch die italien. Oper schloss sich mit G. Puccini, P. Mascagni und R. Leoncavallo dem V. an; in Dtl. nahm u. a. E. d'Albert verist. Elemente auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg knüpfte der italien. Neorealismus an den V. an. - Ausgehend von der Literatur und dem Musiktheater, wurde der Begriff V. in den 1920er-Jahren auf eine krass realist., schonungslose und grelle Darstellungsweise in der bildenden Kunst übertragen und seitdem auf Werke und Künstler aus dem Umkreis der Neuen Sachlichkeit, zuerst auf G. Grosz, angewendet, bald erweitert auf weitere von der Dada-Bewegung kommende Maler wie O. Dix, O. Griebel und R. Schlichter. Im V. dieser Künstler gewinnt die sozial- und gesellschaftskrit. Komponente eine zentrale Funktion, und das Bloßstellen von sozialen, gesellschaftl. und polit. Missständen wird oft zu ihrem eigentl. Anliegen. Der dt. V. hatte Parallelen in den realist. Tendenzen der italien. Kunst (R. Guttuso u. a.) und wirkte v. a. in der Dresdner Schule um H. Grundig u. a., auch im Berliner »krit. Realismus« um P. Sorge u. a. nach. - Verist. Komponenten zeigen auch andere realistisch orientierte Künstler und ganze Phasen der Kunstgeschichte (begriffl. Anwendung auf eine Stilrichtung der spätrepublikan. Porträtkunst Roms).
Literatur:
Meter, H.: Figur u. Erzählauffassung im verist. Roman. Frankfurt am Main 1986.
Zierau, U.: Die verist. Oper in Dtl. Frankfurt am Main u. a. 1994.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Verismus