Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Verfassung
Verfassung(Konstitution, Grundgesetz), die Grundordnung einer jurist. Person, bes. die eines Staates. Im Rechtssinne ist die V. eines Staates der Inbegriff der geschriebenen oder ungeschriebenen grundlegenden Rechtssätze über Organisation und Funktionsweise der Staatsgewalt und die Rechtsstellung des Einzelnen. Geschriebene V. entstanden seit dem 18. Jh. aus polit. Kämpfen als Instrument zur Begrenzung der Staatsgewalt und zur Sicherung der Grundrechte (V. von Virginia 1776, Bundes-V. der USA 1787, frz. V. 1791, bayer. V. 1808).
Die V. westl. Demokratien regeln i. Allg. die Bildung und die Befugnisse der Staatsorgane, v. a. die Aufteilung der Staatsgewalt auf Organe der Legislative, Exekutive und Judikative, ggf. die Gliederung des Staates in kleinere Einheiten, die Aufstellung gewisser Staatsziele und die Grundrechte des Einzelnen. Teilweise wird zw. V. im formellen und V. im materiellen Sinn unterschieden; die V. im formellen Sinn ist die mit erhöhter Geltungskraft ausgestattete V.-Urkunde; zur V. im materiellen Sinn gehören auch grundlegende Gesetze, die nicht in die V.-Urkunde aufgenommen sind (z. B. Gerichtsverfassungsgesetz). Die V. verliert ihre Legitimität, wenn sie auf Dauer oder in wesentl. Teilen den Grundüberzeugungen des Staatsvolkes widerspricht. Gegen die monarch. Souveränität und Legitimation zur V.-Gebung setzte sich im 18./19. Jh. der Gedanke der Volkssouveränität und damit der verfassunggebenden Gewalt des Volkes und der demokrat. Legitimation der V. durch.
Kodifizierte V. entstehen i. Allg. in Zeiten des Umbruchs und sind Ausdruck einer bestimmten polit. Kräftekonstellation. Die Verabschiedung der V. legt damit die gemeinsame, meist durch Kompromiss erreichte Basis für das zukünftige staatl. und gesellschaftl. Leben fest. In einem soziologisch-polit. Sinn ist die V. das System der tatsächl. Machtverhältnisse, Kräftegruppierungen und Wirkungszusammenhänge in einem Staat.
▣ Literatur:
Grimm, D.: Die Zukunft der V. Frankfurt am Main 1994.
⃟ V. Zur Geschichte des Begriffs von der Antike bis zur Gegenwart, Beiträge v. H. Mohnhaupt u. D. Grimm. Berlin 1995.
⃟ Frankenberg, G.: Die V. der Republik. Autorität u. Solidarität in der Zivilgesellschaft. Baden-Baden 1996.
Verfassung(Konstitution, Grundgesetz), die Grundordnung einer jurist. Person, bes. die eines Staates. Im Rechtssinne ist die V. eines Staates der Inbegriff der geschriebenen oder ungeschriebenen grundlegenden Rechtssätze über Organisation und Funktionsweise der Staatsgewalt und die Rechtsstellung des Einzelnen. Geschriebene V. entstanden seit dem 18. Jh. aus polit. Kämpfen als Instrument zur Begrenzung der Staatsgewalt und zur Sicherung der Grundrechte (V. von Virginia 1776, Bundes-V. der USA 1787, frz. V. 1791, bayer. V. 1808).
Die V. westl. Demokratien regeln i. Allg. die Bildung und die Befugnisse der Staatsorgane, v. a. die Aufteilung der Staatsgewalt auf Organe der Legislative, Exekutive und Judikative, ggf. die Gliederung des Staates in kleinere Einheiten, die Aufstellung gewisser Staatsziele und die Grundrechte des Einzelnen. Teilweise wird zw. V. im formellen und V. im materiellen Sinn unterschieden; die V. im formellen Sinn ist die mit erhöhter Geltungskraft ausgestattete V.-Urkunde; zur V. im materiellen Sinn gehören auch grundlegende Gesetze, die nicht in die V.-Urkunde aufgenommen sind (z. B. Gerichtsverfassungsgesetz). Die V. verliert ihre Legitimität, wenn sie auf Dauer oder in wesentl. Teilen den Grundüberzeugungen des Staatsvolkes widerspricht. Gegen die monarch. Souveränität und Legitimation zur V.-Gebung setzte sich im 18./19. Jh. der Gedanke der Volkssouveränität und damit der verfassunggebenden Gewalt des Volkes und der demokrat. Legitimation der V. durch.
Kodifizierte V. entstehen i. Allg. in Zeiten des Umbruchs und sind Ausdruck einer bestimmten polit. Kräftekonstellation. Die Verabschiedung der V. legt damit die gemeinsame, meist durch Kompromiss erreichte Basis für das zukünftige staatl. und gesellschaftl. Leben fest. In einem soziologisch-polit. Sinn ist die V. das System der tatsächl. Machtverhältnisse, Kräftegruppierungen und Wirkungszusammenhänge in einem Staat.
▣ Literatur:
Grimm, D.: Die Zukunft der V. Frankfurt am Main 1994.
⃟ V. Zur Geschichte des Begriffs von der Antike bis zur Gegenwart, Beiträge v. H. Mohnhaupt u. D. Grimm. Berlin 1995.
⃟ Frankenberg, G.: Die V. der Republik. Autorität u. Solidarität in der Zivilgesellschaft. Baden-Baden 1996.