Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Vereinigte Arabische Emirate
Vereinigte Arabische Emirate,⃟ Fläche: 83 600 km2
Einwohner: (1995) 1,904 Mio. (nach anderen Angaben 2,44 Mio.)
Hauptstadt: Abu Dhabi
Verwaltungsgliederung: 7 Emirate
Amtssprache: Arabisch
⃟ Währung: 1 Dirham (Dh.) = 100 Fils
Zeitzone: MEZ + 3 Std.
Abk. VAE (amtlich arab. Al-Imarat al-Arabijja al-Muttahida, engl. United Arab Emirates, Abk. UAE), Föderation von sieben Scheichtümern (Emiraten) auf der Arab. Halbinsel. Die VAE grenzen im N an den Pers. Golf, im NO an den Golf von Oman, im O an Oman, im S und W an Saudi-Arabien und im NW an Katar. Die Landesgrenzen (außer im NO) sind nicht genau festgelegt. Die einzelnen Emirate sind: Abu Dhabi (73 548 km2, 928 400 Ew.), Dubai (3 750 km2, 674 100 Ew.), Sharja (2 500 km2, 400 300 Ew.), Ras al-Khaima (1 625 km2, 144 400 Ew.), Fujaira (Fudjaira; 1 150 km2, 76 300 Ew.), Umm al-Kaiwain (777 km2, 35 200 Ew.) und Ajman (Adschman; 250 km2, 118 800 Einwohner).
Staat und Recht: Die VAE bilden eine bundesstaatl. Föderation von sieben autonomen Emiraten. Die bislang provisor. Verf. von 1971 (mit Änderungen) wurde 1996 angenommen. Staatsoberhaupt ist der Präs. (Amtszeit fünf Jahre); er leitet zus. mit dem Vizepräs. das höchste Föderationsorgan, den Obersten Rat, dem die Herrscher der sieben Emirate angehören und der die Legislative und Exekutive ausübt. Eine vom Obersten Rat ernannte Föderationsreg. nimmt Verw.aufgaben wahr. Die Föderative Nationalversammlung (40 Mitglieder, auf zwei Jahre von den Staatsoberhäuptern der Emirate ernannt), eine Art Parlament, hat nur beratende Funktion. Parteien existieren nicht.
Landesnatur: Das Territorium umfasst den früher Piratenküste genannten Küstenabschnitt im S des Pers. Golfs, der über weite Strecken von Sandbänken, Korallenriffen und Wattengebieten gesäumt wird. Der Küste sind Inseln und Perlausterbänke vorgelagert. An den Küstenabschnitt schließen sich meist flache Sandwüsten mit zahlr., tief ins Landesinnere reichenden Salztonebenen an. Im O reicht das Land über die Ausläufer des Omangebirges bis an den Golf von Oman. Das subtrop. Klima ist trocken und heiß, im Sommer schwül; die äußerst geringen Niederschläge fallen im Winter. An den Küsten finden sich Mangrovebestände.
Bevölkerung: Nur knapp ein Viertel der Bev. sind einheim. Araber (95 % Muslime, meist Sunniten); rd. 10 % Nomaden. Der Großteil der Bewohner sind Gastarbeiter, meist ungelernte Arbeiter (v. a. aus Pakistan, Indien und den Philippinen), daneben hoch qualifizierte Fachkräfte aus den arab. Nachbarstaaten, den USA, Europa und Japan. - Allg. Schulpflicht besteht vom 7. bis 12. Lebensjahr, der Unterricht ist gebührenfrei; es gibt eine Univ. in Al-Ain (1974 gegr., 1977 eröffnet).
Wirtschaft, Verkehr: Erdöl- und Erdgasförderung bilden die hauptsächl. Einnahmequelle der Emirate und bestimmen die wirtsch. Entwicklung. Die VAE weisen eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Erde auf und verfügen über sehr hohe Währungsreserven. Abu Dhabi (Erdölförderung seit 1962) liefert mehr als 80 % des in den VAE geförderten Erdöls, Dubai (seit 1970) über 10 %, Sharja (seit 1974) 4 % und Ras al-Khaima (seit 1984) weniger als 1 %. Abu Dhabi und Dubai bilden die Hauptzentren der industriellen Entwicklung. Schwerpunkte sind die Erdöl und Erdgas verarbeitende Ind., Raffinerien (Großraffinerie in Ruwais [Abu Dhabi]), Gasverflüssigungsanlagen, eine Aluminiumhütte, ein Flüssiggaswerk in Jebel Ali (Ind.- und Freihandelszone in Dubai) und Meerwasserentsalzungsanlagen. Dubai besitzt den einzigen natürl. Hafen an diesem Küstenabschnitt und entwickelte sich daher zu einem bed. Handelszentrum am östl. Pers. Golf mit hohen Import- und Reexportwerten und zum größten Goldumschlagplatz im Nahen Osten. Die VAE sind heute ein regionales Finanzzentrum mit rd. 50 Banken. - Ein leistungsfähiges Straßennetz (rd. 4 500 km, davon 3 300 km asphaltiert) verbindet die Hauptorte. Dem Rohöltransport dienen Unterwasserpipelines im Umkreis der Insel Das. Hochseehäfen besitzen Dubai, Abu Dhabi und Sharja. Internat. Flughäfen besitzen Abu Dhabi, Al-Ain, Dubai, Sharja, Ras al-Khaima und Fujaira.
Geschichte: Im Bereich der VAE bestanden seit dem 3. Jt. v. Chr. wichtige Handelszentren. Bereits zu Mohammeds Lebzeiten setzte in diesem Gebiet die Islamisierung ein. Seit 1760 stand es vorwiegend unter brit. Einfluss (Ostind. Kompanie). Die Seeräuberei einheim. und europ. Piraten wurde 1820 durch einen Vertrag zw. sieben arab. Fürstentümern an der Südküste des Pers. Golfs (Piratenküste) und Großbritannien beendet. Weitere Verträge (daher die Bez. »Vertragsstaaten«) brachten das Gebiet 1853 als »Befriedetes Oman« unter brit. Oberhoheit. 1892 verpflichteten sich die sieben Fürstentümer, nur Großbritannien als Schutzmacht anzuerkennen.
Am 2. 12. 1971 Proklamation der Unabhängigkeit; gleichzeitig schlossen sich sechs der Scheichtümer zu den VAE zusammen, erließen eine provisor. Verf. und wählten den Herrscher von Abu Dhabi, Scheich Said Ibn Sultan an-Nahajan (* 1923), zum Präs. (wieder gewählt 1976, zuletzt 1996); MinPräs. und Vizepräs. wurde der Scheich von Dubai, Raschid Ibn Sajjid al-Maktum (* 1914, ✝ 1990); seit Okt. 1990 ist es Scheich Maktum Ibn Raschid al-Maktum (* 1943). Im Febr. 1972 schloss sich auch Ras al-Khaima der Föderation an. 1981 Gründungsmitgl. des Golfrates. Im 2. Golfkrieg (1991) wesentl. Beteiligung an der antiirak. Allianz unter Führung der USA. Im April 1992 flammte der Streit mit Iran um die besetzten Inseln im Pers. Golf (u. a. Abu Musa) neu auf und führte 1996 zu neuen Belastungen der bilateralen Beziehungen. 1994 schlossen die VAE mit den USA, 1995 mit Frankreich und 1996 mit Großbritannien einen Verteidigungsvertrag.
▣ Literatur:
F. Scholz. Die kleinen Golfstaaten. Reichtum u. Unterentwicklung - ein Widerspruch?, hg. v. Stuttgart 1985.
⃟ Al-Makhawi, R. A.: Bewertung der Entwicklung in den V. A. E. Insbes. die infrastrukturellen u. wirtsch. Veränderungen sowie Projektbeispiele. Diss. Zittau 1995.
⃟ Röhl, A.: V. A. E. Kiel 41995.
⃟ V. A. E., Beiträge v. K. Baron u. a. Frankfurt am Main u. a. 1995.
⃟ V. A. E. und Oman. Zwei Perlen in der Wüste, bearb. v. W. M. Weiss u. K.-M. Westermann. Wien 1996.
⃟ Perspectives on United Arab Emirates, hg. v. E. Ghareeb u. a. London 1997.
⃟ The social effects of economic adjustment on Arab countries, hg. v. T. H. Kanaan. Washington, D. C., 1997.
⃟ Clements, F. A.: United Arab Emirates. Oxford 1998.
⃟ Heard-Bey, F.: From trucial states to United Arab Emirates. A society in transition. London 1999.
Einwohner: (1995) 1,904 Mio. (nach anderen Angaben 2,44 Mio.)
Hauptstadt: Abu Dhabi
Verwaltungsgliederung: 7 Emirate
Amtssprache: Arabisch
⃟ Währung: 1 Dirham (Dh.) = 100 Fils
Zeitzone: MEZ + 3 Std.
Abk. VAE (amtlich arab. Al-Imarat al-Arabijja al-Muttahida, engl. United Arab Emirates, Abk. UAE), Föderation von sieben Scheichtümern (Emiraten) auf der Arab. Halbinsel. Die VAE grenzen im N an den Pers. Golf, im NO an den Golf von Oman, im O an Oman, im S und W an Saudi-Arabien und im NW an Katar. Die Landesgrenzen (außer im NO) sind nicht genau festgelegt. Die einzelnen Emirate sind: Abu Dhabi (73 548 km2, 928 400 Ew.), Dubai (3 750 km2, 674 100 Ew.), Sharja (2 500 km2, 400 300 Ew.), Ras al-Khaima (1 625 km2, 144 400 Ew.), Fujaira (Fudjaira; 1 150 km2, 76 300 Ew.), Umm al-Kaiwain (777 km2, 35 200 Ew.) und Ajman (Adschman; 250 km2, 118 800 Einwohner).
Staat und Recht: Die VAE bilden eine bundesstaatl. Föderation von sieben autonomen Emiraten. Die bislang provisor. Verf. von 1971 (mit Änderungen) wurde 1996 angenommen. Staatsoberhaupt ist der Präs. (Amtszeit fünf Jahre); er leitet zus. mit dem Vizepräs. das höchste Föderationsorgan, den Obersten Rat, dem die Herrscher der sieben Emirate angehören und der die Legislative und Exekutive ausübt. Eine vom Obersten Rat ernannte Föderationsreg. nimmt Verw.aufgaben wahr. Die Föderative Nationalversammlung (40 Mitglieder, auf zwei Jahre von den Staatsoberhäuptern der Emirate ernannt), eine Art Parlament, hat nur beratende Funktion. Parteien existieren nicht.
Landesnatur: Das Territorium umfasst den früher Piratenküste genannten Küstenabschnitt im S des Pers. Golfs, der über weite Strecken von Sandbänken, Korallenriffen und Wattengebieten gesäumt wird. Der Küste sind Inseln und Perlausterbänke vorgelagert. An den Küstenabschnitt schließen sich meist flache Sandwüsten mit zahlr., tief ins Landesinnere reichenden Salztonebenen an. Im O reicht das Land über die Ausläufer des Omangebirges bis an den Golf von Oman. Das subtrop. Klima ist trocken und heiß, im Sommer schwül; die äußerst geringen Niederschläge fallen im Winter. An den Küsten finden sich Mangrovebestände.
Bevölkerung: Nur knapp ein Viertel der Bev. sind einheim. Araber (95 % Muslime, meist Sunniten); rd. 10 % Nomaden. Der Großteil der Bewohner sind Gastarbeiter, meist ungelernte Arbeiter (v. a. aus Pakistan, Indien und den Philippinen), daneben hoch qualifizierte Fachkräfte aus den arab. Nachbarstaaten, den USA, Europa und Japan. - Allg. Schulpflicht besteht vom 7. bis 12. Lebensjahr, der Unterricht ist gebührenfrei; es gibt eine Univ. in Al-Ain (1974 gegr., 1977 eröffnet).
Wirtschaft, Verkehr: Erdöl- und Erdgasförderung bilden die hauptsächl. Einnahmequelle der Emirate und bestimmen die wirtsch. Entwicklung. Die VAE weisen eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Erde auf und verfügen über sehr hohe Währungsreserven. Abu Dhabi (Erdölförderung seit 1962) liefert mehr als 80 % des in den VAE geförderten Erdöls, Dubai (seit 1970) über 10 %, Sharja (seit 1974) 4 % und Ras al-Khaima (seit 1984) weniger als 1 %. Abu Dhabi und Dubai bilden die Hauptzentren der industriellen Entwicklung. Schwerpunkte sind die Erdöl und Erdgas verarbeitende Ind., Raffinerien (Großraffinerie in Ruwais [Abu Dhabi]), Gasverflüssigungsanlagen, eine Aluminiumhütte, ein Flüssiggaswerk in Jebel Ali (Ind.- und Freihandelszone in Dubai) und Meerwasserentsalzungsanlagen. Dubai besitzt den einzigen natürl. Hafen an diesem Küstenabschnitt und entwickelte sich daher zu einem bed. Handelszentrum am östl. Pers. Golf mit hohen Import- und Reexportwerten und zum größten Goldumschlagplatz im Nahen Osten. Die VAE sind heute ein regionales Finanzzentrum mit rd. 50 Banken. - Ein leistungsfähiges Straßennetz (rd. 4 500 km, davon 3 300 km asphaltiert) verbindet die Hauptorte. Dem Rohöltransport dienen Unterwasserpipelines im Umkreis der Insel Das. Hochseehäfen besitzen Dubai, Abu Dhabi und Sharja. Internat. Flughäfen besitzen Abu Dhabi, Al-Ain, Dubai, Sharja, Ras al-Khaima und Fujaira.
Geschichte: Im Bereich der VAE bestanden seit dem 3. Jt. v. Chr. wichtige Handelszentren. Bereits zu Mohammeds Lebzeiten setzte in diesem Gebiet die Islamisierung ein. Seit 1760 stand es vorwiegend unter brit. Einfluss (Ostind. Kompanie). Die Seeräuberei einheim. und europ. Piraten wurde 1820 durch einen Vertrag zw. sieben arab. Fürstentümern an der Südküste des Pers. Golfs (Piratenküste) und Großbritannien beendet. Weitere Verträge (daher die Bez. »Vertragsstaaten«) brachten das Gebiet 1853 als »Befriedetes Oman« unter brit. Oberhoheit. 1892 verpflichteten sich die sieben Fürstentümer, nur Großbritannien als Schutzmacht anzuerkennen.
Am 2. 12. 1971 Proklamation der Unabhängigkeit; gleichzeitig schlossen sich sechs der Scheichtümer zu den VAE zusammen, erließen eine provisor. Verf. und wählten den Herrscher von Abu Dhabi, Scheich Said Ibn Sultan an-Nahajan (* 1923), zum Präs. (wieder gewählt 1976, zuletzt 1996); MinPräs. und Vizepräs. wurde der Scheich von Dubai, Raschid Ibn Sajjid al-Maktum (* 1914, ✝ 1990); seit Okt. 1990 ist es Scheich Maktum Ibn Raschid al-Maktum (* 1943). Im Febr. 1972 schloss sich auch Ras al-Khaima der Föderation an. 1981 Gründungsmitgl. des Golfrates. Im 2. Golfkrieg (1991) wesentl. Beteiligung an der antiirak. Allianz unter Führung der USA. Im April 1992 flammte der Streit mit Iran um die besetzten Inseln im Pers. Golf (u. a. Abu Musa) neu auf und führte 1996 zu neuen Belastungen der bilateralen Beziehungen. 1994 schlossen die VAE mit den USA, 1995 mit Frankreich und 1996 mit Großbritannien einen Verteidigungsvertrag.
▣ Literatur:
F. Scholz. Die kleinen Golfstaaten. Reichtum u. Unterentwicklung - ein Widerspruch?, hg. v. Stuttgart 1985.
⃟ Al-Makhawi, R. A.: Bewertung der Entwicklung in den V. A. E. Insbes. die infrastrukturellen u. wirtsch. Veränderungen sowie Projektbeispiele. Diss. Zittau 1995.
⃟ Röhl, A.: V. A. E. Kiel 41995.
⃟ V. A. E., Beiträge v. K. Baron u. a. Frankfurt am Main u. a. 1995.
⃟ V. A. E. und Oman. Zwei Perlen in der Wüste, bearb. v. W. M. Weiss u. K.-M. Westermann. Wien 1996.
⃟ Perspectives on United Arab Emirates, hg. v. E. Ghareeb u. a. London 1997.
⃟ The social effects of economic adjustment on Arab countries, hg. v. T. H. Kanaan. Washington, D. C., 1997.
⃟ Clements, F. A.: United Arab Emirates. Oxford 1998.
⃟ Heard-Bey, F.: From trucial states to United Arab Emirates. A society in transition. London 1999.