Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Verdi
Vẹrdi [v-], Giuseppe, italien. Komponist, * Le Roncole (heute zu Busseto, Prov. Parma) 10. 10. 1813, ✝ Mailand 27. 1. 1901; einer der bedeutendsten Musikdramatiker des 19. Jh.; studierte in Mailand bei V. Lavigna und war 1836-39 städt. Musikdirektor in Busseto, danach übersiedelte er nach Mailand; seit 1849 lebte er überwiegend auf seinem Landgut Sant' Agata bei Busseto oder in Genua. V. knüpfte in seinen Frühwerken an G. Rossini, V. Bellini und G. Donizetti an. Seine 3. Oper, »Nabucco« (1842; darin der »Gefangenenchor«), brachte den ersten großen Erfolg. In histor. Stoffen formulierte patriot. Thematik machte V. zum Repräsentanten der nat. italien. Oper und des Risorgimento, so u. a. in »Ernani« (1844, nach V. Hugo) und bes. »Die Schlacht von Legnano« (1849), in Rom unmittelbar vor Garibaldis Einmarsch uraufgeführt. Bes. in seinen Opern »Rigoletto« (1851, nach V. Hugo), »Der Troubadour« (1853, nach einem Drama von A. García Gutiérrez) und »La Traviata« (1853, nach einem Drama von A. Dumas d. J.) gelangen V. prägnante Personencharakterisierung und Ensemblegestaltung. Die ausdrucksstarke Gesangsmelodie herrscht vor in Arien, Duetten und Ensembles. In den Hauptwerken der mittleren Zeit, »Don Carlos« (1867, Neufassung 1884, nach Schiller) und »Aida« (1871), überbrückt die reicher ausgestaltete Orchesteruntermalung des dramat. Rezitativs die Grenzen der geschlossenen Nummern; der musikal. Aufbau der Szene fasst die Vorgänge zur musikdramat. Einheit zusammen. Diese neuartige Dramatisierung der alten Nummernanlage hatte sich bereits in den kurzen, psychologisch vertieften Szenen des »Simon Boccanegra« (1857; Neufassung 1881) angekündigt. Ihre Vollendung fand sie in den Spätwerken »Othello« (1887) und »Falstaff« (1893, beide nach Shakespeare). Das Orchester ordnet sich nach wie vor dem dramatisch gestrafften Gesang unter; die Harmonik erscheint zugleich verfeinert und vereinfacht.
Weitere Werke: Opern: »Die Lombarden« (1843); »Macbeth« (1847, nach Shakespeare; Neufassung 1865); »I masnadieri« (1847, nach Schillers »Räuber«); »Luisa Miller« (1849, nach Schiller); »Die sizilian. Vesper« (1855); »Ein Maskenball« (1859); »Die Macht des Schicksals« (1862; Neufassung 1869). - Streichquartett e-Moll (1873); Requiem (1874); Te Deum (1898), Stabat mater (1898) u. a.
Literatur:
Casini, C.: V. A. d. Italien. Königstein im Taunus 1985.
Marggraf, W.: G. V. Leben u. Werk. Leipzig 21986.
Budden, J.: V. Leben u. Werk. A. d. Engl. Stuttgart 1987.
Kühner, H.: G. V. Reinbek 76.-78. Tsd. 1995.
V.-Theater, hg. v. U. Bermbach. Stuttgart u. a. 1997.
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