Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Venedig
Venedig[v-] (italien. Venezia),
1) Prov. in Venetien, Italien, 2 463 km2, (1997) 816 000 Einwohner.
2) Hauptstadt von 1) und der Region Venetien, 300 400 Ew. (einschl. der auf dem Festland gelegenen Vorstädte Mestre und Porto Marghera). Bed. Kulturmittelpunkt Europas; Univ., Hochschulen für Architektur, Musik und Fremdsprachen, Akademie der Wiss., Kunstakademie, naut. und ozeanograph. Inst., Markusbibliothek (gegr. 1468), Staatsarchiv, Museen (v. a. Galleria dell'Accademia, Museum Correr, Galleria d'Arte Moderna, Sammlung Guggenheim); alle zwei Jahre internat. Kunstausstellungen, Musik- und Filmfestspiele (Biennale). Die Wirtschaft V.s beruht auf der Ind. von Mestre und Marghera (Erdölraffinerie, Stahlwerke, Aluminium- und Zinkhütten, Werften, Stickstoffdüngemittel-, Kunstharz-, Glas- und Malzfabriken), auf seinem Hafen (Porto Marghera), dem Fremdenverkehr und kunstgewerbl. Erzeugnissen (Glas, Schmuck, Seide, Spitzen).
V. ist inmitten der nördlich des Podeltas gelegenen Lagune auf mehr als 100 kleinen Inseln erbaut, 2 km vom Lido und 4 km vom Festland entfernt, mit dem es durch eine Bahn- und Straßenbrücke verbunden ist. Den Brückenkopf bildet das dicht besiedelte Mestre. Der Flughafen Marco Polo liegt ebenfalls auf dem Festland. In der Umgebung liegen das Seebad Lido, die Friedhofsinsel mit der Kirche San Michele, die Inselstädte Murano, Burano und Torcello.
V. ist (wie die gesamte obere Adriaküste) von der Landsenkung betroffen. 1876-1955 stieg der mittlere Wasserspiegel um 39 cm (8 cm als Folge des allg. Meeresspiegelanstiegs, 31 cm durch Sackung der Sedimente), heute jährlich 4-6 mm. Wasserentnahme für Städte und Industrie (heute Fernwasserversorgung) sowie Erdgasgewinnung (seit 1961 eingestellt) beschleunigten die Absenkung. Bei Sturmfluten wird der 59 cm über Mittelwasser gelegene Markusplatz immer öfter überschwemmt. Die zunehmenden Überschwemmungen werden auch auf die Trockenlegung von Lagunenflächen und die Verbreiterung und Vertiefung der Wasserfahrrinne auf 14 m zum Erdölhafen Marghera zurückgeführt. Flexible Schleusen sollen in Zukunft die Hochwässer abhalten. Durch die Senkung sind über 600 historisch wertvolle Bauten gefährdet und konnten nur z. T. mit internat. Hilfe (v. a. durch die UNESCO) restauriert werden. Industrieabgase schädigen die Marmorbildwerke. Das Sondergesetz der italien. Regierung zur Rettung V.s von 1973 hat bislang wenig konkrete Ergebnisse gebracht.
Stadtbild: Die Stadt bietet durch ihre Lage, mit ihren über 150 Kanälen, etwa 400 Brücken, Palästen und Kirchen einen einzigartigen Anblick. Die Gebäude sind auf tiefe Pfahlroste gegründet. Mittelpunkt ist der Markusplatz. An seiner Ostseite erhebt sich die fünfkuppelige Markuskirche (urspr. Palastkapelle des Dogen; nach Vorgängerbauten im 9. Jh. und 10. Jh. seit 1063 als byzantin. Zentralbau über grch. Kreuz), an den Haupt- und Nebenfassaden reicher Skulpturen- und v. a. in den Portalnischenwölbungen Mosaikschmuck, im Inneren polychromer Mosaikfußboden (12. und 13. Jh.), in den unteren Zonen Verkleidung mit Marmorplatten, Oberwände und Kuppeln sind vollständig mit goldgrundigen Mosaiken des 12.-14. Jh. ausgeschmückt. Zu den bedeutendsten Ausstattungsstücken gehört die Altartafel Pala d'Oro (byzantin.; zuletzt 1345 umgearbeitet). Viele Kunstwerke wurden während der Kreuzzüge im Orient erbeutet, so u. a. in Konstantinopel vier Bronzepferde aus hellenist. Zeit, 1204 über dem Mittelportal aufgestellt (durch Kopien ersetzt). An der nördl. Seite des Markusplatzes befinden sich die Alten Prokuratien (um 1500 begonnen, 1538 von J. Sansovino vollendet), an der Südseite die Neuen Prokuratien (1583-1640, von Vincenzo Scamozzi und B. Longhena). Den Platz überragt der mächtige Campanile (urspr. um 900 errichtet, im 12. Jh. erhöht und Anfang des 16. Jh. erneuert, nach Einsturz 1903 bis 1912 rekonstruiert). An der Piazzetta mit den beiden Säulen des hl. Theodor und des Markuslöwen liegen der Dogenpalast (zw. 1309 und 1442) mit reich gestalteter Fassade, Prachtsälen (Gemälde von Tizian, Paolo Veronese, Tintoretto u. a.), dessen Südfront mit dem ehem. Staatsgefängnis durch die »Seufzerbrücke« (1603 vollendet) verbunden ist, und die alte Markusbibliothek, das Hauptwerk von Sansovino (begonnen 1536, von Scamozzi 1583-88 vollendet). Von hier führt die Hauptverkehrsader, der 3,8 km lange Canal Grande, in s-förmiger Windung zum Bahnhof. Am Kanal liegen zahlr. Paläste: u. a. got. Ca' d'Oro (um 1421-40, urspr. mit vergoldeter Marmorfassade), jetzt Galleria Franchetti, die Palazzi Vendramin-Calergi (1509; Sterbeort R. Wagners), Corner (1537 ff.), Grimani (1556/57 von Michele Sanmicheli), Pesaro (1676-1710), Rezzonico (begonnen 1660). Der Fondaco dei Tedeschi (erstmals gen. 1228, Neubau 1505-08) war die Niederlassung der dt. Kaufleute. Über den Canal Grande führen drei Brücken, darunter die Rialtobrücke (1588-91). Bed. Kirchen: Santi Giovanni e Paolo (begonnen 1246, Grabmäler von Dogen und Feldherren; vor der Kirche Reiterdenkmal des Colleoni von A. del Verrocchio), Santa Maria Gloriosa dei Frari (um 1340; mit Werken und Grabmal Tizians), Santa Maria dei Miracoli (1481-89), San Salvatore (1507-34, Fassade 1663 ff.), Il Redentore (1577-92) auf der Insel La Giudecca und San Giorgio Maggiore (1566-1610) auf der gleichnamigen Insel, beide von A. Palladio, die Kuppelkirche Santa Maria della Salute (1631-82, von B. Longhena). Bed. Zeugnisse der jüd. Gemeinde von V. (Synagogen, jüd. Friedhof, 14.-17. Jh.). V. wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Geschichte: Die Abwanderung der Veneter, die das venet. Festland bewohnten, auf die Laguneninseln setzte im 5. Jh. infolge der Invasionen der Ost- und Westgoten sowie der Hunnen ein. Zu einer dauerhaften Besiedlung kam es aber erst nach dem Einfall der Langobarden in Venetien (568). Die Inseln standen zunächst unter der Oberhoheit des byzantin. Exarchen von Ravenna. Mit der Zurückdrängung des byzantin. Einflusses gewann das Amt des auf Lebenszeit gewählten Dogen an Bedeutung. Seit dem 10. Jh. breitete V., die »Republik von San Marco« (nach den Reliquien des hl. Markus, die 828 in Alexandria geraubt und nach V. gebracht wurden), seine Macht an der Ostküste der Adria (Dalmatien und Istrien) aus. Neben Genua errang es die wirtsch. Vormachtstellung in der Levante und die Seeherrschaft im östl. Mittelmeer. Im 4. Kreuzzug, den der Doge Enrico Dandolo gegen das Byzantin. Reich lenkte (1202-04), wurde Konstantinopel erobert (Errichtung des Latein. Kaiserreichs). Im Innern bildete sich eine oligarch. Verfassung heraus; um die Macht des Dogen einzuschränken, wurde 1172 der »Große Rat« ernannt, dessen Mitgliedschaft nur den alten Adelsfamilien zustand, als der eigtl. regierende Ausschuss wurde 1310 der »Rat der Zehn« eingesetzt. Seit Ende des 14. Jh. unterwarf sich V. das nordostitalien. Festland, die »Terra ferma« (Verona, Vicenza, Padua, Brescia, Bergamo, Friaul, Ravenna, Cremona). Gegen Genua blieb V. im »Chioggiakrieg« (1378-81) siegreich. 1489 gewann es die Insel Zypern. Auch kulturell erlebte V. im 15. und 16. Jh. seine Blütezeit (Humanisten; venezianische Schule). Inzwischen leitete die Verlagerung des Welthandels in den atlant. Raum den Niedergang der venezian. Macht ein. Parallel dazu verlor die Adelsrepublik ihren levantin. Besitz nach und nach an das Osman. Reich. 1797 besetzte Napoléon Bonaparte V. und beendete die Adelsherrschaft; er teilte das Gebiet westlich der Etsch und die Ion. Inseln dem frz. Machtbereich zu, den Hauptteil Venetiens mit Istrien und Dalmatien gab er an Österreich. Dieses verlor seinen Besitz zwar 1805 an das napoleon. Königreich Italien, erhielt ihn aber 1814/15 zurück. Im März 1848 bis Aug. 1849 erhob sich V. vergeblich gegen Österreich. 1866 kam Venetien an das neue Königreich Italien; Istrien und Dalmatien blieben noch bis 1918 österreichisch.
▣ Literatur:
Langewiesche, M.: V., Geschichte u. Kunst. Köln 51981.
⃟ Crivellari, D.: V. Geschichte, Kunst u. Kultur der Lagunenstadt. A. d. Italien. München 1982.
⃟ Zorzi, A.: V. Die Geschichte der Löwenrepublik. A. d. Italien. Hildesheim 21992.
⃟ Zorzi, A.: Canal Grande. Biographie einer Wasserstraße. A. d. Italien. Hildesheim 1993.
⃟ Zucconi, G.: Architekturführer V. A. d. Italien. Stuttgart 1993.
⃟ Salvatore, G.: V. München 1995.
⃟ Brown, P. F.: Renaissance in V. Kunst u. Kultur in der Stadt der Dogen. A. d. Engl. Köln 1998.
⃟ Goy, R.: Stadt in der Lagune. Leben u. Bauen in V. A. d. Engl. München 1998.
1) Prov. in Venetien, Italien, 2 463 km2, (1997) 816 000 Einwohner.
2) Hauptstadt von 1) und der Region Venetien, 300 400 Ew. (einschl. der auf dem Festland gelegenen Vorstädte Mestre und Porto Marghera). Bed. Kulturmittelpunkt Europas; Univ., Hochschulen für Architektur, Musik und Fremdsprachen, Akademie der Wiss., Kunstakademie, naut. und ozeanograph. Inst., Markusbibliothek (gegr. 1468), Staatsarchiv, Museen (v. a. Galleria dell'Accademia, Museum Correr, Galleria d'Arte Moderna, Sammlung Guggenheim); alle zwei Jahre internat. Kunstausstellungen, Musik- und Filmfestspiele (Biennale). Die Wirtschaft V.s beruht auf der Ind. von Mestre und Marghera (Erdölraffinerie, Stahlwerke, Aluminium- und Zinkhütten, Werften, Stickstoffdüngemittel-, Kunstharz-, Glas- und Malzfabriken), auf seinem Hafen (Porto Marghera), dem Fremdenverkehr und kunstgewerbl. Erzeugnissen (Glas, Schmuck, Seide, Spitzen).
V. ist inmitten der nördlich des Podeltas gelegenen Lagune auf mehr als 100 kleinen Inseln erbaut, 2 km vom Lido und 4 km vom Festland entfernt, mit dem es durch eine Bahn- und Straßenbrücke verbunden ist. Den Brückenkopf bildet das dicht besiedelte Mestre. Der Flughafen Marco Polo liegt ebenfalls auf dem Festland. In der Umgebung liegen das Seebad Lido, die Friedhofsinsel mit der Kirche San Michele, die Inselstädte Murano, Burano und Torcello.
V. ist (wie die gesamte obere Adriaküste) von der Landsenkung betroffen. 1876-1955 stieg der mittlere Wasserspiegel um 39 cm (8 cm als Folge des allg. Meeresspiegelanstiegs, 31 cm durch Sackung der Sedimente), heute jährlich 4-6 mm. Wasserentnahme für Städte und Industrie (heute Fernwasserversorgung) sowie Erdgasgewinnung (seit 1961 eingestellt) beschleunigten die Absenkung. Bei Sturmfluten wird der 59 cm über Mittelwasser gelegene Markusplatz immer öfter überschwemmt. Die zunehmenden Überschwemmungen werden auch auf die Trockenlegung von Lagunenflächen und die Verbreiterung und Vertiefung der Wasserfahrrinne auf 14 m zum Erdölhafen Marghera zurückgeführt. Flexible Schleusen sollen in Zukunft die Hochwässer abhalten. Durch die Senkung sind über 600 historisch wertvolle Bauten gefährdet und konnten nur z. T. mit internat. Hilfe (v. a. durch die UNESCO) restauriert werden. Industrieabgase schädigen die Marmorbildwerke. Das Sondergesetz der italien. Regierung zur Rettung V.s von 1973 hat bislang wenig konkrete Ergebnisse gebracht.
Stadtbild: Die Stadt bietet durch ihre Lage, mit ihren über 150 Kanälen, etwa 400 Brücken, Palästen und Kirchen einen einzigartigen Anblick. Die Gebäude sind auf tiefe Pfahlroste gegründet. Mittelpunkt ist der Markusplatz. An seiner Ostseite erhebt sich die fünfkuppelige Markuskirche (urspr. Palastkapelle des Dogen; nach Vorgängerbauten im 9. Jh. und 10. Jh. seit 1063 als byzantin. Zentralbau über grch. Kreuz), an den Haupt- und Nebenfassaden reicher Skulpturen- und v. a. in den Portalnischenwölbungen Mosaikschmuck, im Inneren polychromer Mosaikfußboden (12. und 13. Jh.), in den unteren Zonen Verkleidung mit Marmorplatten, Oberwände und Kuppeln sind vollständig mit goldgrundigen Mosaiken des 12.-14. Jh. ausgeschmückt. Zu den bedeutendsten Ausstattungsstücken gehört die Altartafel Pala d'Oro (byzantin.; zuletzt 1345 umgearbeitet). Viele Kunstwerke wurden während der Kreuzzüge im Orient erbeutet, so u. a. in Konstantinopel vier Bronzepferde aus hellenist. Zeit, 1204 über dem Mittelportal aufgestellt (durch Kopien ersetzt). An der nördl. Seite des Markusplatzes befinden sich die Alten Prokuratien (um 1500 begonnen, 1538 von J. Sansovino vollendet), an der Südseite die Neuen Prokuratien (1583-1640, von Vincenzo Scamozzi und B. Longhena). Den Platz überragt der mächtige Campanile (urspr. um 900 errichtet, im 12. Jh. erhöht und Anfang des 16. Jh. erneuert, nach Einsturz 1903 bis 1912 rekonstruiert). An der Piazzetta mit den beiden Säulen des hl. Theodor und des Markuslöwen liegen der Dogenpalast (zw. 1309 und 1442) mit reich gestalteter Fassade, Prachtsälen (Gemälde von Tizian, Paolo Veronese, Tintoretto u. a.), dessen Südfront mit dem ehem. Staatsgefängnis durch die »Seufzerbrücke« (1603 vollendet) verbunden ist, und die alte Markusbibliothek, das Hauptwerk von Sansovino (begonnen 1536, von Scamozzi 1583-88 vollendet). Von hier führt die Hauptverkehrsader, der 3,8 km lange Canal Grande, in s-förmiger Windung zum Bahnhof. Am Kanal liegen zahlr. Paläste: u. a. got. Ca' d'Oro (um 1421-40, urspr. mit vergoldeter Marmorfassade), jetzt Galleria Franchetti, die Palazzi Vendramin-Calergi (1509; Sterbeort R. Wagners), Corner (1537 ff.), Grimani (1556/57 von Michele Sanmicheli), Pesaro (1676-1710), Rezzonico (begonnen 1660). Der Fondaco dei Tedeschi (erstmals gen. 1228, Neubau 1505-08) war die Niederlassung der dt. Kaufleute. Über den Canal Grande führen drei Brücken, darunter die Rialtobrücke (1588-91). Bed. Kirchen: Santi Giovanni e Paolo (begonnen 1246, Grabmäler von Dogen und Feldherren; vor der Kirche Reiterdenkmal des Colleoni von A. del Verrocchio), Santa Maria Gloriosa dei Frari (um 1340; mit Werken und Grabmal Tizians), Santa Maria dei Miracoli (1481-89), San Salvatore (1507-34, Fassade 1663 ff.), Il Redentore (1577-92) auf der Insel La Giudecca und San Giorgio Maggiore (1566-1610) auf der gleichnamigen Insel, beide von A. Palladio, die Kuppelkirche Santa Maria della Salute (1631-82, von B. Longhena). Bed. Zeugnisse der jüd. Gemeinde von V. (Synagogen, jüd. Friedhof, 14.-17. Jh.). V. wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Geschichte: Die Abwanderung der Veneter, die das venet. Festland bewohnten, auf die Laguneninseln setzte im 5. Jh. infolge der Invasionen der Ost- und Westgoten sowie der Hunnen ein. Zu einer dauerhaften Besiedlung kam es aber erst nach dem Einfall der Langobarden in Venetien (568). Die Inseln standen zunächst unter der Oberhoheit des byzantin. Exarchen von Ravenna. Mit der Zurückdrängung des byzantin. Einflusses gewann das Amt des auf Lebenszeit gewählten Dogen an Bedeutung. Seit dem 10. Jh. breitete V., die »Republik von San Marco« (nach den Reliquien des hl. Markus, die 828 in Alexandria geraubt und nach V. gebracht wurden), seine Macht an der Ostküste der Adria (Dalmatien und Istrien) aus. Neben Genua errang es die wirtsch. Vormachtstellung in der Levante und die Seeherrschaft im östl. Mittelmeer. Im 4. Kreuzzug, den der Doge Enrico Dandolo gegen das Byzantin. Reich lenkte (1202-04), wurde Konstantinopel erobert (Errichtung des Latein. Kaiserreichs). Im Innern bildete sich eine oligarch. Verfassung heraus; um die Macht des Dogen einzuschränken, wurde 1172 der »Große Rat« ernannt, dessen Mitgliedschaft nur den alten Adelsfamilien zustand, als der eigtl. regierende Ausschuss wurde 1310 der »Rat der Zehn« eingesetzt. Seit Ende des 14. Jh. unterwarf sich V. das nordostitalien. Festland, die »Terra ferma« (Verona, Vicenza, Padua, Brescia, Bergamo, Friaul, Ravenna, Cremona). Gegen Genua blieb V. im »Chioggiakrieg« (1378-81) siegreich. 1489 gewann es die Insel Zypern. Auch kulturell erlebte V. im 15. und 16. Jh. seine Blütezeit (Humanisten; venezianische Schule). Inzwischen leitete die Verlagerung des Welthandels in den atlant. Raum den Niedergang der venezian. Macht ein. Parallel dazu verlor die Adelsrepublik ihren levantin. Besitz nach und nach an das Osman. Reich. 1797 besetzte Napoléon Bonaparte V. und beendete die Adelsherrschaft; er teilte das Gebiet westlich der Etsch und die Ion. Inseln dem frz. Machtbereich zu, den Hauptteil Venetiens mit Istrien und Dalmatien gab er an Österreich. Dieses verlor seinen Besitz zwar 1805 an das napoleon. Königreich Italien, erhielt ihn aber 1814/15 zurück. Im März 1848 bis Aug. 1849 erhob sich V. vergeblich gegen Österreich. 1866 kam Venetien an das neue Königreich Italien; Istrien und Dalmatien blieben noch bis 1918 österreichisch.
▣ Literatur:
Langewiesche, M.: V., Geschichte u. Kunst. Köln 51981.
⃟ Crivellari, D.: V. Geschichte, Kunst u. Kultur der Lagunenstadt. A. d. Italien. München 1982.
⃟ Zorzi, A.: V. Die Geschichte der Löwenrepublik. A. d. Italien. Hildesheim 21992.
⃟ Zorzi, A.: Canal Grande. Biographie einer Wasserstraße. A. d. Italien. Hildesheim 1993.
⃟ Zucconi, G.: Architekturführer V. A. d. Italien. Stuttgart 1993.
⃟ Salvatore, G.: V. München 1995.
⃟ Brown, P. F.: Renaissance in V. Kunst u. Kultur in der Stadt der Dogen. A. d. Engl. Köln 1998.
⃟ Goy, R.: Stadt in der Lagune. Leben u. Bauen in V. A. d. Engl. München 1998.