Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Vase
Vase[lat.], Gefäß unterschiedl. Materials (Ton, Metall, Glas, Stein, Porzellan) zu kult. oder alltägl. Gebrauch; i. e. S. Bez. für das antike, bes. grch. Tongefäß. Voraussetzung für die sich in der kretisch-myken. Kultur des 2. Jt. v. Chr. zu ihrer ersten Blütezeit entwickelnde Töpferkunst und Vasenmalerei war die Erfindung der Töpferscheibe und einer wasser-, säure- und feuerbeständigen Malfarbe, die, aus eisenoxidhaltigem Ton bestehend, beim Brand tiefschwarze Färbung und starken Glanz annahm (fälschlich als »Firnis« bezeichnet). Die geometr. Kunst (griechische Kunst) des 10.-8. Jh. v. Chr. übernahm die Technik der myken. Zeit und bildete die Formen der von den Griechen verwendeten Gefäße aus: Amphora für Wein und Öl, Hydria für Wasser, Kantharos, Krater, Lekythos, Skyphos u. a. Im 7. Jh. wurde die Dekoration durch neue, z. T. aus dem Orient stammende Pflanzenornamente, Tiere und Fabelwesen bereichert. Zu hoher Vollendung entwickelte sich im 6. Jh., v. a. in Attika, der schwarzfigurige Stil, dessen figürl. und ornamentale Malereien als Silhouetten mit eingeritzter Binnenzeichnung auf dem rötl. Tongrund erscheinen. Dargestellt wurden Szenen aus dem Mythos und Alltagsleben. Die Namen der Künstler sind z. T. durch Signaturen bekannt (Exekias). Um 530 kam der rotfigurige Stil auf, dessen Darstellungen aus der schwarz bemalten Oberfläche der V. ausgespart sind und in der Farbe des Tons mit schwarz eingezeichneten Linien erscheinen. Die Vasenbilder des rotfigurigen Stils sind wie die zu dessen Blütezeit im 5. Jh. auf weißem Grund gemalten der Lekythen Meisterwerke grch. Zeichenkunst, die eine Vorstellung von der nicht erhalten gebliebenen Malerei, aber auch vom Alltagsleben der Griechen geben. Die spätere Vasenmalerei bevorzugt ornamentale, auch farbige Mittel, mit denen sie sich vom strengen graf. Stil entfernte. - Griechische V. wurden schon früh nach fast allen Ländern der Alten Welt ausgeführt und regten zur Nachahmung an. Bedeutend wurde bes. die Entwicklung des Töpferhandwerks in Mittelitalien (etruskische Kunst).
Literatur:
Arias, P. E.u. Hirmer, M.: Tausend Jahre grch. Vasenkunst. München 1960.
Schiering, W.: Grch. Tongefäße. Gestalt, Bestimmung u. Formwandel. Berlin 1967.
Boardman, J.: Rotfigurige V. aus Athen. Die archaische Zeit. A. d. Engl. Mainz 1981.
Wehgartner, I.: Attisch weißgrundige Keramik. Maltechniken, Werkstätten, Formen, Verwendung. Mainz 1983.
Boardman, J.: Rotfigurige V. aus Athen. Die klass. Zeit. A. d. Engl. Mainz 1991.
Boardman, J.: Schwarzfigurige V. aus Athen. A. d. Engl. Mainz 41994.
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