Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Vanuatu
Vanuatu Fläche: 12 189 km2
Einwohner: (1995) 169 000
Hauptstadt: Vila (auf Efate)
Amtssprachen: Bislama, Englisch und Französisch
Nationalfeiertag: 30. 7.
Währung: Vatu (VT)
Zeitzone: MEZ +10 Std.
(amtl. Bislama Ripablik blong V., engl. Republic of V., frz. République de V.), Staat im südwestl. Pazifik, westlich von Fidschi, umfasst die Inseln der Neuen Hebriden.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1980 (mit Änderungen) ist V. eine parlamentar. Rep. im Commonwealth. Staatsoberhaupt ist der Präs. (auf fünf Jahre indirekt gewählt, v. a. repräsentative Funktionen). Die Legislative liegt beim Einkammerparlament (52 Abg., auf vier Jahre gewählt), die Exekutive bei der Reg. unter Vorsitz des MinPräs. Der Nationalrat der Häuptlinge hat beratende Funktion. Parteien: Union der gemäßigten Parteien (UMP), Vanuaaku Partei (VAP), Nat. Vereinigte Partei (NUP), Melanes. Fortschrittspartei (MPP).
Landesnatur: Die Neuen Hebriden erstrecken sich als zwei Inselketten von 12 Haupt- und 70 Nebeninseln über rd. 800 km in nordwest-südöstl. Richtung. Dazu gehören die Banks- und Torresinseln im NW. Größte Inseln sind Espiritu Santo mit der höchsten Erhebung von V. (1 879 m ü. M.), Malekula, Erromanga, Efate. Die meisten Inseln sind vulkan. Ursprungs; Ambrym, Tanna und Lopevi haben aktive Vulkane. Es herrscht trop. Klima mit höheren Niederschlägen im N als im S; auf den nördl. Inseln trop. Regenwald, auf den südl. Trockenwälder und Savannen.
Bevölkerung: Die Inseln sind seit über 3 000 Jahren besiedelt. Über 90 % der Bev. sind Melanesier (mit mehr als 100 Sprachen und Dialekten), daneben Polynesier, Mikronesier, Europäer, Chinesen u. a. Größte Städte sind Vila und Laganville auf Espiritu Santo. Es besteht keine allg. Schulpflicht. Das Bildungswesen ist aber gut organisiert (Primarschulen vom 7. bis 12. Lebensjahr) und kostenlos; in Vila gibt es seit 1989 ein Univ.zentrum. - Die meisten Bewohner sind Christen.
Wirtschaft, Verkehr: Hauptwirtschaftszweig ist die Landwirtschaft, die rd. 60 % der Erwerbstätigen beschäftigt. Kokosnüsse, Kakao und Kaffee werden v. a. für den Export in Plantagen erzeugt. Für den Eigenbedarf werden v. a. Süßkartoffeln, Taro, Maniok, Gemüse und Bananen angebaut; daneben Rinder-, Schweine- und Schafhaltung. Von Bedeutung sind auch Fischfang, Holznutzung und der Fremdenverkehr. In Kleinbetrieben Verarbeitung landwirtsch. Produkte. Haupthandelspartner sind Australien, Japan und die Niederlande. - Auf den Inseln gibt es 1 062 km Straßen. Seehäfen sind (Port) Vila und Luganville; internat. Flughäfen auf den Inseln Efate und Espiritu Santo.
Geschichte: Die vor mehr als 3 000 Jahren von Melanesiern teilweise besiedelten Inseln wurden 1606 von dem span. Seefahrer P. F. de Quiros entdeckt (1768 Wiederentdeckung durch den Franzosen L. A. de Bougainville) und erhielten 1774 von J. Cook den Namen Neue Hebriden. Seit der 1. Hälfte des 19. Jh. wanderten Europäer ein (christl. Missionierung, beginnender Sandelholzeinschlag). Nach kolonialpolit. Rivalitäten schlossen Großbritannien und Frankreich 1887 einen Vertrag über die gemeinsame Verw. der Inseln (seit 1906 Kondominium). Träger der Unabhängigkeitsbewegung wurde die 1972 gegr. VAP. 1977 erlangten die Neuen Hebriden ihre innere Autonomie. Nach dem Wahlsieg der VAP (1979) kam es 1980 zu einem erfolglosen (v. a. von Siedlern frz. Herkunft ausgegangenen) Sezessionsversuch der Insel Espiritu Santo. Am 30. 7. 1980 wurden die Neuen Hebriden als V. (»das Land, das sich aus dem Meer erhebt«) eine unabhängige Rep. innerhalb des Commonwealth. Erster Staatspräs. war A. G. Kalkoa, der sich nach seiner Wahl, einer melanes. Sitte folgend, Sokomanu (»Führer von Tausenden«) nannte. Der langjährige MinPräs. (1979-91) und Vors. der VAP (1972-91) W. H. Lini, ein anglikan. Pfarrer, vertrat das Programm eines »melanes. Sozialismus«. Im April 1983 erklärte sich V. per Gesetz zur atomwaffenfreien Zone. Mit Papua-Neuguinea und den Salomoninseln schloss V. im März 1988 ein Abkommen über Grundsätze einer engeren Zusammenarbeit (Bildung der »Melanes. Speerspitzen-Gruppe« mit einer panmelanes. Zielsetzung). Machtkämpfe innerhalb der VAP führten im Jan. 1989 zur Amtsenthebung von Präs. Sokomanu, dessen Nachfolger F. Timakata wurde. Im Sept. 1991 wurde MinPräs. Lini durch D. Kalpokas (seit Aug. 1991 Vors. der VAP) als Regierungschef abgelöst. Die Parlamentswahlen im Dez. 1991 und Nov. 1996 gewann die (bis 1991 oppositionelle) UMP, die mit M. Carlot Korman den MinPräs. stellte.
Literatur:
Valjavec, F.: Wege der Tradition. Aspekte kultureller Wechselbeziehungen in V. u. Neukaledonien (Südpazifik). Berlin 1995.
Lasseur, M.: La francophonie au V. Géographie d'un choc culturel. Paris 1995.
Miles, W. F.: Bridging mental boundaries in a postcolonial microcosm. Identity and development in V. Honolulu 1998.
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